#53 - Eine neue Verbündete

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"Wenn das irgendjemand herausfindet... dann bin ich dran! Das ist euch klar oder?" Natürlich war mir bewusst, dass Micha damit seinen Beruf aufs Spiel setzte, es war nun mal untersagt, dass Lehrer und Schüler zusammen sind, zudem war ich noch Minderjährig und lag knapp 4 ein halb Jahre unter Micha. Ich ging gerade erst auf die 18 zu und Micha wurde im Oktober 23. Da ich erst relativ spät eingeschult wurde und nun auch die 10. Klasse wiederholte, war ich ja glücklicherweise schon etwas älter als die anderen und sogar beinahe schon 18. Und doch machte es mich traurig, dass das so ein großes Thema war. Micha hatte nichts schlimmes im sinn, da war ich mir sicher. Er liebt mich genauso, wie ich es auch tue. Waren diese aufgerundeten 5 Jahre wirklich so auschlaggebend? Immer mal wieder hört man in den Nachrichten von Paaren, die irgendwie sogar um die 20 Jahre auseinander liegen und da sagt auch niemand was dazu... aber sobald du unter 18 bist, gibt es ein großes Drama. Das war nicht fair! Und doch wird es weiterhin ein Problem bleiben, auch wenn ich dann 18 werde... einfach weil Micha nun eben mein Lehrer ist.

"Keine Sorge Herr Rankl, ich kann wie ein Grab schweigen, von mir wird keiner was erfahren und solange es auch nicht weiter als bisher geht, wird es auch nur bei diesem Gerücht bleiben, was sicherlich eh in wenigen Wochen wieder vergessen ist." Micha seufzte lautstark erleichtert aus und lächelte Vanessa dankend an. "Vielen Dank, das bedeutet mir viel" Doch anscheinend machte er sich immer noch Gedanken über das Thema und meinte deshalb: "Trotzdem frage ich mich, wie die da überhaupt drauf kommen... Vanessa, du meintest, dass das mehr als offensichtlich ist... aber wie genau präsentieren wir das?" Sie lachte etwas verlegen und ich sah, wie sich wieder ihre Wangen etwas rosa färbten. "Ich weiß ja nicht, ob es Ihnen schon mal aufgefallen ist, aber es gibt so einige Mädchen bei uns in der Klasse... ah Quatsch, der gesamten Schule, die Sie ziemlich attraktiv finden und beobachten Sie dementsprechend auch gerne mal." "Oh" Nun war es Micha, der beschämt weg sah. Ich schätze mal, ihm ist das nie so wirklich aufgefallen, da er sich ja auch eher weniger für Frauen interessiert. Ein zustimmendes Gemurmel kam von mir aus, wodurch ich die Aufmerksamkeit auf mich lenkte. "Mir ist schon früh aufgefallen, dass du irgendwie ein großer Schwarm von den Mädchen bist, deswegen dachte ich ja auch so lange, dass ich keine Chancen bei dir habe. Ich meine... so viele hättest du haben können, aber am Ende entscheidest du dich für einen Jungen" Scherzhaft kicherte ich. Micha lächelte mich an und meinte dann: "Wie hätte ich mich auch nicht für dich entscheiden können?" Liebevoll zog er mich zu sich und streckte sich etwas um mich küssen zu können, da er etwas kleiner war als ich. Aus dem Augenwinkel konnte ich nur erkennen, wie Vanessa zu Boden sah. Ihr war es unangenehm uns küssen zu sehen, weswegen ich schnell wieder von Micha abließ.

Hand in Hand wanderten wir durch den Park und genossen ein wenig die Natur mitten in der Stadt. Vanessa, die neben uns her lief erzählte uns angeregt von anderen Sehenswürdigkeiten in Berlin. Sie war anscheinend schon öfter mal hier und kannte sich dementsprechend auch ein wenig aus. "Auf jeden Fall kann ich euch den Italiener auf dem Hackeschen Markt empfehlen, der ist wirklich sehr lecker!" "Na, für gutes Essen bin ich immer zu haben", gab Micha als Antwort und schmunzelte. "Das hätte ich mir schon fast gedacht", meinte ich nun dazu, "du musst wissen, Michas... ah, ähm, ich meine natürlich Herr Rankls Kochkünste sind echt hervorragend." "Das sagst du doch jetzt nur so, damit ich mich gut fühle", scherzte Micha daraufhin. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf und versuchte so überzeugend wie möglich zu wirken: "Dooch, das Essen damals war echt gut bei dir! Ob du es mir glauben willst oder nicht!" Die beiden anderen fingen an zu lachen. Doch schlagartig hörte Vanessa auf zu lachen. "Du warst schon mal bei Herrn Rankl zu Besuch? Du bist ja doch fortgeschrittener in Sachen Beziehung, als ich dachte", stellte sie fest. "Naja... jia, es war vorher schon ein etwas anderes Verhältnis zwischen uns, aber das war doch eher nur ein ganz normales, freundschaftliches Essen... Aber am Ende musste ich ins Krankenhaus und er hat mich schon geküsst..." Ich merkte selber, wie absurd das gerade klang und in Vanessas Augen konnte ich ihre Verwunderung deutlich war nehmen. "Ah ja... ganz normal..." Ich musste kichern.

[...]

"Seht mal ihr zwei, da sind Teile der Mauer", meinte Micha und deutete auf die großen Mauerüberreste, die übersäht von Graffiti und anderer Kunst waren. "Die war tatsächlich damals so hoch?", fragte Vanessa unglaubwürdig und zückte gleich darauf auch schon ihre Kamera. "Leider schon ja... es war so gut wie unmöglich die Mauer zu überqueren und wer es doch wagte, setzte sein Leben aufs Spiel, ungewiss, ob man da jemals lebend rüber kommt," erklärte Micha, doch seine Ausdrucksweise brachte mich zum schmunzeln. "Was denn auf einmal so geschwollen?" "Man, Maurice", lachte Micha, "das ist ein sehr bewegender Moment und ich wollte es nur besser klingen lassen...", gespielt beleidigt schubste er mich weg, zog mich aber gleich wieder zu sich und umarmte mich. Vanessa machte noch einige Bilder und dann gingen wir auch schon weiter.

Tatsächlich kamen wir irgendwann am Potsdamer Platz an. Obwohl es draußen ziemlich kalt war, wurde mir durch das Laufen sehr warm. Doch als ich meine Nase berührte, fühlte sie sich eiskalt an. "Können wir irgendwo reingehen? Ich glaube meine Nase hält das nicht mehr so lange durch", schniefte ich und Micha und Vanessa fassten sich ebenfalls an die Nase. "Ah, meine auch nicht... Lass und doch in die Mall of Berlin," gab Vanessa zurück, "ich schätze, dass sich die anderen da auch alle befinden." Micha und ich nickten als Antwort und gingen dann zusammen in Richtung des Shoppinggebäudes.

Drinnen angekommen zog ich mir erstmal meine Mütze von Kopf und zog die Jacke aus, da der Wärmeunterschied zu draußen doch enorm war. Auch die anderen zogen sich die Jacken aus und dann gingen wir gemeinsam ein wenig herum. Irgendwann entdeckte ich in der Ferne mir zwei bekannte Gesichter, die jeweils unter ihren Armen eine Tüte trugen. Als die beiden uns erspähten blieben sie erst einmal abrupt stehen und liefen dann plötzlich los in unsere Richtung. "Maurice!", hörte ich Pat rufen. Beinahe schmiss er mich um, da er sich mit seinem Schwung gegen mich warf. "Oh Gott!", lachte ich, "was wird das denn hier für ein Überfall?" Doch er ging gar nicht erst auf meine Frage ein uns stellte stattdessen selber eine: "Mann, wo wart ihr so lange?" Nun schob sich Vanessa an mir vorbei uns stellte sich direkt vor Pat. Ihren einen Arm hatte sie in ihre Hüfte gestemmt und mit dem anderen deutete sie auf Micha und mich. "Na was denkt ihr wohl?", frech grinste sie Manu und Pat an. Jap, ganz wie Manu war sie drauf.

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Na, mit Vanessa in der Gruppe... das kann ja noch heiter werden. Ob die anderen ihr wirklich vertrauen können?

Teacher's Love #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt