#56 - Lebkuchenherz

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PoV. Maudado

Etwas verlegen hielt ich mir meinen Bauch, als er immer wieder Geräusche von sich gab. Es war bereits später Nachmittag und es begann dunkel zu werden. Die ganze Zeit über hatte ich nichts zu mir genommen, weswegen ich jetzt ordentlich Hunger hatte. Micha hörte dies natürlich und zog mich, ohne etwas zu sagen, in einen der Imbissbuden hinein. Der Geruch von Pommes und Bratwurst stieg mir in die Nase, wodurch ich sie rümpfen musste. Ich mochte den Geruch von Wurst nicht. Micha stellte sich etwas weiter entfernt neben die Schlange und schaute angestrengt auf die Angebotstafel. Ich stand daneben wie bestellt und nicht abgeholt. Kurz seufzte er und zog mich dann wieder aus der Bude. Wir blieben kurze Zeit stehen, in der Micha sich etwas umschaute, doch dann griff er wieder nach meinem Handgelenk und zog mich weiter. Irgendwann wurde mir das ganze Herumgezerre zu bunt, weswegen ich meinen Arm von ihm schüttelte und stur auf der Stelle stehen blieb. Micha drehte sich irritiert zu mir um. "Hey Micha, ich weiß, du versuchst etwas zu suchen, was mir gefällt, aber so wird das doch nichts", seufzte ich und schaute ihm in die Augen. Entrüstet blickte er zurück. "Ich möchte dich einfach glücklich machen..." Schnell griff ich nach seinen Händen. Verwirrt schaute er zu mir auf. "Ich weiß und das schätze ich doch auch. Du musst dir keine Sorgen machen." Ein kleines Lächeln huschte auf seine Lippen. "Danke", hauchte er und küsste mich.

Wir schlenderten noch etwas weiter über den Weihnachtsmarkt und irgendwann fand ich auch etwas essbaren, was mich ansprach. Auch Micha hatte sich etwas zu essen geholt, so dass wir beide nun gestärkt waren. Gegen die Kälte schlürften wir irgendwann noch etwas Kakao und Glühwein und dann lichtete sich der Platz auch schon ein wenig, da es in die Abendstunden hinüber ging. Einige Imbissbuden und kleine Souvenirshops schlossen schon, aber uns störte das nicht. Ich hatte einfach eine unglaublich schöne Zeit hier mit Micha.

[...]

Wir saßen auf einer Bank, unterhielten uns über Dies und Das und aßen dabei einige gebrannte Mandeln, die Micha zuvor an einer der kleinen Stände geholt hatte. Doch ich merkte, dass er irgendwann etwas weggetreten zu sein schien und abwesend immer wieder seinen Blick auf etwas richtete. Mitten in einem Satz von mir unterbrach er mich plötzlich, in der er sagte, dass er kurz wo hin müsste. Er stand auf und schritt leichtfüßig in eine mir unbekannte Richtung und als ich mich umdrehte, war er auch schon verschwunden. Missmutig legte ich meinen Arm auf die Rückenlehne der Bank und setzte dann meinen Kopf darauf. Warum zum Teufel lässt er mich denn jetzt einfach hier sitzen? Ich seufzte enttäuscht und blickte auf die noch herumwuselnden Menschen, die lustig mit anderen quatschten und ich war nun allein. Doch bevor ich in Selbstmitleid verfallen konnte kam Micha breit grinsend zurück. Er hatte seine Arme hinter seinem Rücken versteckt und schmiss sich schon förmlich auf die Bank. Ehe ich fragen konnte, was er überhaupt gemacht hat und was er da versteckte, bat er mich meine Hände aufzuhalten. Ich sah ihn nur augenbrauenzusammenziehend an und tat, was er von mir verlangte. Dann holte er seine Hände nach vorne und drückte etwas in die meine. Kurz verwirrt betrachtete ich den Gegenstand. Es war ein Lebkuchenherz... er hatte doch nicht wirklich so ein Teil gekauft? Ich war nie wirklich der Romantiker und Kitsch fand ich schon gar nicht toll, doch irgendwie fand ich seine Geste süß. Schmunzelnd betrachtete ich das Wort Schatz, welches vorne draufstand. "Micha... das wäre doch nicht nötig gewesen", lachte ich etwas verlegen, "danke." Wir kamen uns näher und gaben uns einen liebevollen Kuss.

Doch plötzlich wurden wir unterbrochen. "Entschuldigen Sie, die Herren!" Eine junge Frau kam zu uns gestapft und stemmte ihre Hände in die Hüften. "Ähm... ja, was gibt es?", fragte Micha und wir beide sahen uns etwas verwirrt an. Mit einer ziemlich gereizten Stimme fragte sie: "Und wie soll ich das jetzt bitte meiner Tochter erklären?" Mit ihrem Finger zeigte sie auf ein kleines Mädchen, dass etwas schüchtern hinter der Frau zum Vorschein kam. Aus dem Augenwinkel konnte ich es in Micha Hirn arbeiten sehen. Er biss sich auf die Lippen und sagte schlussendlich: "Gar nicht." Empört sah die Frau uns an. "Wie bitte!?", schnaufte sie verständnislos mit lauter Stimme. Micha beugte sich nun vor zu dem Mädchen und lächelte es lieb an. "Weißt du warum ich meinen Freund geküsst habe?" Seine Stimme klang so ruhig und sanft. Ich musste schmunzeln über seine Wortwahl. Freund. Nicht nur Freund, sondern Freund Freund, fester Freund. "Ja", gab das Mädchen mit seiner goldigen Engelsgleichen Stimme zum Ausdruck, "weil du ihn liebst!" Lächelnd ließ Micha sich wieder zurückfallen. Kleine Kinder waren so ehrlich und so unschuldig, es war süß, wie es die Antwort so ohne Hintergedanken aussprach. Abschätzig schaute die Frau ihr Kind an und griff dann schnell nach seiner Hand, um von uns beiden wegzukommen. Ihr war es unangenehm, dass ihr Kind nicht auf ihrer Seite stand. Tja, was sind die Menschen auch immer so versteift und stur.

Teacher's Love #ZomdadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt