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„Du hast überhaupt keinen Grund zu schmollen, hör auf damit."
Mit einem leisen Grummeln schürzte ich meine Lippen. Ich hatte wirklich gar keinen Grund zum Schmollen – zumindest keinen richtigen. Dann hatte G eben heute Morgen ein Shirt beim Joggen an. Es war ja nicht so, dass er mir so willentlich den Anblick auf seine Muskeln verweigerte. Es wurde schließlich Herbst, ich konnte ja nicht von dem armen Jungen erwarten, dass er sich den Hintern abfror. Ich lief schließlich schon seit Wochen mit Pullovern in der Wohnung rum.
Nichtsdestotrotz war ich ein wenig enttäuscht gewesen, als ich heute Morgen aus dem Fenster gesehen hatte. Ich musste dieses Stalking echt unter Kontrolle kriegen. Ich hatte zu hohe Erwartungen.
Kopfschüttelnd wandte ich mich vom Fenster ab und verließ mein Schlafzimmer. Mein Bett hatte ich vorhin schon gemacht, als es klar war, dass ich nicht weiter schlafen konnte. Summend spazierte ich in die Küche. Meine Küche glich eigentlich einer großen Vorratskammer. Dosen über Dosen, Verpackungen über Verpackungen stapelten sich in meinen Schränken. Ich wusste nicht genau wofür, aber ich war vorbereitet. Mit dem Vorrat könnte ich womöglich ein paar Tage, wenn nicht sogar Wochen überleben. Das hielt mich jedoch nicht davon ab, einmal in der Woche in den Supermarkt zu gehen. Ich brauchte schließlich frische Sachen und auch wenn ich in manchen Hinsichten sehr faul war, könnte ich nie von Mikrowellen-Futter überleben – wenn ich es nicht musste.
Ich hatte mir gerade eine Banane aus der Obstschale geholt, als ich Schritte im Hausflur hörte. Wie von der Tarantel gestochen rannte ich auf Zehenspitzen zu meiner Wohnungstür, um durch den Spion zu spicken. Genau wie ich es erwartet hatte, blieb G vor seiner Tür stehen. Sein Rücken war zu mir gewandt, jedoch konnte ich nicht wie sonst seine Rückenmuskulatur betrachten. Während er noch das Haarband von seinem Kopf zog, sperrte er bereits die Tür auf. Erst als er in der Wohnung verschwunden war, widmete ich mich wieder meine Banane.
Jeden Morgen, wenn ich G so beobachtete, bekam ich das Bedürfnis ebenfalls Sport zu machen. Ich hatte nie auch nur einen Fuß in ein Fitnessstudio gesetzt und zum Joggen hatte ich einfach nicht die Ausdauer. An sich hatte ich für Sport eigentlich keine Ausdauer. Ich hatte nur das Glück, dass ich mich nicht wirklich ungesund ernährte, sodass ich nie mehr als nur ein kleines Bäuchlein hatte.
G ließ den Sport irgendwie so leicht aussehen.
„Hör auf zu jammern und iss endlich deine Banane auf."
Was ich eigentlich schon beim ersten Kapitel noch erwähnt haben wollte: Der Ich-Erzähler dieser Kapitel ist ein Junge. Ich weiß, dass man es leicht vergisst, weil es ja nirgendwo gesagt wird, aber es handelt sich ja um eine boyxboy Geschichte, deswegen wäre eine Protagonistin ... unlogisch ^-^
Hat unser Protagonist also das Recht zum Schmollen? Findet ihr es komisch, dass er seinen Nachbarn so beobachtet? Was könnte im nächsten Kapitel geschehen?
Love xx
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Knock on my Door {Adventskalender 2017}
Short StoryWo Pfirsiche auf Schokolade treffen, Wo braune Augen sich begegnen, Wo Herzen im Sekundentakt schlagen, Wo dünne Wände Ohren haben, Dort - ja, dort bist du zu Haus. »Und ja, vielleicht hatte ich mich ein bisschen in meinen Nachbarn verguckt.« \Vom...