eleven──────
Leise keuchend wischte mir den Schweiß von der Stirn, während ich weiterhin im gemütlichen Trab im Innenhof joggte. Er war nicht sonderlich groß, vielleicht etwa so wie ein Fußballfeld. In der Mitte des Innenhofes war ein Spielplatz, auf dem normalerweise immer viele Kinder spielten – nur eben nicht um sechs Uhr morgens. Ich war gerade erst vor wenigen Wochen in einem der Wohnkomplexe eingezogen, die den Innenhof umschlossen. Es lebten wahnsinnig viele Personen hier. Und trotzdem wanderten meine Augen immer nur zu dem einen Fenster. Ich könnte schwören, dass ich Augen auf mir spürte, was mein Herz sofort schneller schlagen ließ.
Und ja, vielleicht hatte ich mich ein bisschen in meinen Nachbarn verguckt.
Aber wer konnte es mir verdenken, wenn dieser junge Mann einfach immer wunderschön aussah, wenn ich ihm begegnete. Viel zu oft war er in seinen eigenen Gedanken vertieft, sodass er nicht mal aufsah, um mich zu sehen. Doch ich konnte sein Gesicht studieren und das reichte mir. Zudem kam, dass unsere Wohnungstüren sich direkt gegenüber standen und wir uns vermutlich sogar Wände teilten.
Er schien schon ein wenig länger im Haus zu wohnen als ich – was ja nicht sonderlich schwer war – und laut seinem Klingelschild hörte er auf den Namen E.Wells. Er hatte pfirsichfarbenes, gefärbtes Haar, das er sich immer zu aus dem Gesicht strich – dies war auch der Grund, warum ich ihn in Gedanken Peaches nannte.
Manchmal kam ich mir ein bisschen wie ein Stalker vor. Die Wände meiner Wohnung waren sehr dünn, sodass ich hörte, wenn jemand den Hausflur betrat. Also war es nun wirklich nicht meine Schuld, wenn ich ab und zu durch den Spion lugte, um Peaches mit einem Wäschekorb in der Hand zu beobachten. Außerdem hörte ich ihn manchmal singen, wenn er unter der Dusche war oder manchmal auch spät abends. Und wenn ich mal ganz ehrlich war, war er der Grund, weshalb ich noch oberkörperfrei joggte. Wie gesagt, ich spürte dauernd seine Augen auf mir und vielleicht – ganz vielleicht – würde ich ihn ja beeindrucken.
Mit ihm gesprochen hatte ich nie. Ich war ihm jedoch Mal begegnet, als ich gerade aus dem Fitnessstudio gekommen war. Dieses Mal hatte er mich gesehen. Er hatte einen pastelblauen Pullover getragen, der ihm beinahe zu groß war und in dem er einfach zu niedlich aussah. Ich dagegen hatte ausgesehen wie der größte Idiot. Meine Kleidung war total durchgeschwitzt gewesen, obwohl ich mich nach dem Training umgezogen hatte, und meine Haare hatten mir nur so an der Stirn geklebt.
Egal wie sehr ich es aber versuchte mir einzureden. Ich konnte nie meine Augen von ihm nehmen.
Nochmal für alle, die so verwirrt waren, dass sie es nicht verstanden haben: Dieses Kapitel ist aus Georges Sicht und zwar zu dem Zeitpunkt vom ersten Kapitel.
Und was sagt ihr zu Georges Seite der Dinge? Wer hätte gedacht, dass er seinen Nachbarn genauso stalkt?
Wie ihr es euch jetzt vielleicht denken könnt, werden die nächsten Kapitel die vorherigen Kapitel aus Georges Sicht erzählen, ich hoffe, euch gefällt die Idee ^-^
Love xx
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Knock on my Door {Adventskalender 2017}
Short StoryWo Pfirsiche auf Schokolade treffen, Wo braune Augen sich begegnen, Wo Herzen im Sekundentakt schlagen, Wo dünne Wände Ohren haben, Dort - ja, dort bist du zu Haus. »Und ja, vielleicht hatte ich mich ein bisschen in meinen Nachbarn verguckt.« \Vom...