five

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five──────

„I know what you did last summer, tell me where you've been."

Ich nickte mit dem Kopf im Takt des Liedes und bewegte meine Lippen zum Text. Ich wollte Oliver mit meinem Gesang nicht zwingend beim Spielen stören, deswegen hatte ich ja auch Kopfhörer in den Ohren stecken und hörte die Musik nicht über das Radio.

Es war bereits der zweite Tag, also Samstag, unseres ‚Emery & Oliver Wochenendes' und bis jetzt war ich wirklich stolz auf mich. Oliver hatte sich nur zweimal komplett eingesaut und die Tasse, die ihm aus Versehen runtergefallen war, hatte ich sowieso nicht gern gehabt.

Nun war es später Nachmittag und Oliver hatte schon wieder Hunger. Ich hatte keinen Plan, wie so viel Essen in einen so kleinen Körper passte. Allerdings brauchte er natürlich auch viel Energie für seinen Schabernack.

Meinen Vorschlag von einem Fruchtsalat hatte Oliver bereits lauthals abgelehnt, weswegen ich jetzt die letzten Reste meines geliebten Nutellas für ihn opferte. Das allein war schon ein Beweis für meine unsterbliche Liebe für diesen Jungen. Nicht mal meinen Brüdern hatte ich je etwas von meinem Essen abgegeben. Oliver war anders. Oliver war mein Lieblingsneffe – hauptsächlich nur, weil ich sein Lieblingsonkel war.

Ich war gerade fertig mit dem Bestreichen des Toasts, als eine kleine Hand an meinem Bein grabschte und mich beinahe zu Tode erschreckte. Vielleicht hätte ich die Musik in meinen Kopfhörern doch nicht so laut machen sollen. Eilig machte ich die Musik aus und nahm mir die Kopfhörer aus den Ohren, bevor ich zu Oliver runter sah. Dieser grinste zu mir hoch.

„Georgie steht vor der Tür."

Irritiert zog ich meine Augenbrauen zusammen und ließ mich von dem Jungen zu meiner Wohnungstür. Wie Oliver es gesagt hatte, stand mein Nachbar mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen vor der Tür.

„Hey, Emery", begrüßte er mich leise, als ich vor ihm zum Stehen kam.

„Hey, George?" Ich sah ihn fragend an, während Oliver begann seine Arme um meine Beine zu schlingen. George sah von Oliver zu mir und wieder zurück. „Brauchst du irgendwas? Oder hat dein Klingelstreich nicht funktioniert?"

Lachend kratzte sich George am Nacken. „Ich wollte fragen, ob du mal Mehl für mich hast?"

„Äh", stotterte ich und strich mir mein Haar aus der Stirn. „Da muss ich ganz ehrlich mal nachschauen."

„Das wäre so nett."

„Okay", murmelte ich und winkte meinen Nachbarn in meine Wohnung. Oliver schien sich plötzlich nicht mehr für uns zu interessieren, da er sich wieder auf den Teppich im Wohnzimmer setzte und mit seinen Autos spielte. In der Küche angekommen, begann ich erst mal das leere Glas Nutella wegzuräumen. „Tut mir Leid, ist ein bisschen unaufgeräumt hier."

George stieß ein leises lachen aus. „Unaufgeräumt? Du solltest mal meine Küche sehen."

„Wofür brauchst du denn das Mehl?", fragte ich neugierig, während ich begann in meinen Schränken nach Mehl zu suchen.

„Für einen Kuchen."

„Du willst einen Kuchen backen und hast noch nicht mal Mehl?"

Erneut lachte George leise. „Für den ersten Kuchen hatte ich auch Mehl. Aber ich hab ihn versaut, also muss ich noch einen backen."

Ich stieß ein leises Schnauben aus und stellte mich auf meine Zehenspitzen, damit ich im obersten Küchenschrank nach dem Mehl suchen konnte. Ich wusste, dass ich auch einfach George nach Hilfe fragen könnte, da er einige Zentimeter größer war als ich. Das wollte ich jedoch nicht, schließlich hatte ich noch ein Stückchen Stolz übrig.

„Ist der Kleine dein Bruder?" Für einen Moment hielt ich verwirrt inne, bis mir klar wurde, dass George von Oliver sprach.

„Mein Neffe", verbesserte ich ihn lächelnd. „Er ist der Sohn von meinem ältesten großen Bruder. Ich bin der jüngste von fünf Jungs. Meine Familie nennt mich den Spätzünder, weil ... naja meine Brüder sind alle schon verheiratet." Ich zuckte mit den Achseln.

„Wow. Vier Brüder. Ich hab nur eine große Schwester."

„Hab's!", rief ich triumphierend aus, als meine Finger sich um den Behälter schlossen, in dem ich mein Mehl aufbewahrte. Mit einem fröhlichen Grinsen drückte ich es dem brünetten Jungen in die Hände. „Hier bitteschön."

„Danke." Ich folgte ihm zur Wohnungstür. „Ich bring es dir zurück, sobald ich den Kuchen fertig habe."

„Kein Stress", schmunzelte ich und biss mir auf die Unterlippe. George war einfach zu niedlich. Was musste ich machen, damit er mir einen Kuchen backte? Oder noch besser: damit er mit mir einen Kuchen backte?

„Wirklich, danke", erwiderte George und ging rückwärts auf seine Tür zu, während ich meine langsam schloss und ihn nur noch durch einen Spalt ansah. „Und übrigens: süße Hose."

Erschrocken knallte ich die Tür zu, bevor ich meinen Körper herab sah. Verzweifelt stellte ich fest, dass ich meine liebste Hose zum Entspannen trug. Obwohl es draußen immer kälter wurde, hatte ich mich heute Morgen für meine kurze hellblaue Stoffhose entschieden.

„Oh nein", flüsterte ich und zupfte an dem Hosensaum, der gerade Mal bis zur Mitte meines Oberschenkels reichte.

Ich konnte nicht fassen, dass George mich darin gesehen hatte.

„Can't seem to let you go, can't seem to keep you close."

Und wieder ein Kapitel mit Oliver hehe, dieses Mal auch noch mit George dabei.

Wie fandet ihr das heutige Türchen? Glaubt ihr, dass sich George und Emery bald näher kommen? Was wird wohl morgen passieren?

Love xx

Knock on my Door {Adventskalender 2017}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt