seven

139 24 20
                                    

seven──────

„Ganz ehrlich, du solltest aufhören mit ihm überhaupt zu sprechen. Es macht nichts besser."

„Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte ich lauthals und trat mit meinem Fuß gegen die weiße Kommode. Dies half allerdings wirklich nicht meiner Situation, da mir nun zusätzlich mein Fuß schmerzte. „Warum? Warum? Warum?" Ich wollte gerade eine weitere Schimpftirade loswerden, als ich ein Klopfen an meiner Tür hörte. Georges Klopfen.

Zum allerersten Mal kam mir mein Nachbar mehr als nur gelegen.

„Ich hab ein Knallen gehört. Ist bei dir alles in Ordnung?", stieß der brünette Junge aus, doch ich hatte bereits meine Finger um sein Handgelenk geschlossen und brachte ihn in mein Schlafzimmer. Dort deutete ich hilflos auf meine Kommode, die flach auf dem Boden lag.

„Das Ding ist einfach umgekippt. Ich weiß nicht was passiert ist. Aber ich krieg's nicht hochgestemmt." Mit schmollenden Lippen wackelte ich mit meinen Armen. „Meine Muskeln sind quasi nutzlos."

„Dafür hast du ja mich." George zwinkerte mir zu, wandte sich danach jedoch meinem Möbelstück zu, sodass er nicht sah, wie meine Wangen rot wurden. Nachdenklich inspizierte er die Kommode. „Ah, hier ist der Fuß abgebrochen. Das muss die Kommode aus dem Gleichgewicht gebracht haben."

„Oh", murmelte ich und strich mir verlegen meine Haare aus der Stirn. Ich hatte schon länger vorgehabt die alte Kommode durch eine neue auszutauschen. Jetzt war wohl der richtige Zeitpunkt dafür. „Kannst du sie wieder hinstellen? Vielleicht kann ich Bücher unter den kaputten Fuß legen?"

„Das sollte klappen", hörte ich George sagen, bevor er in die Hocke ging und begann das Möbelstück anzuheben. „Gott, was hast du da drin? Steine?"

„Nur meine Klamotten", wisperte ich peinlich berührt. Ich hatte nie geahnt, dass diese mal so schwer sein könnten. „Soll ich helfen?"

„N-Nein, nein. Ich schaff das schon." Mit großen Augen beobachtete ich wie George Stück für Stück meine Kommode hoch hievte. Ich schaffte es sogar, nicht durchgehend auf seinen Bizeps zu starren. Eilig suchte ich in paar Bücher zusammen, als die Kommode wieder stand. Während George sie noch festhielt, versuchte ich die richtige Anzahl von Büchern unter den kaputten Fuß zu quetschen.

„Ich glaube, so passt es." Langsam ließ George das Möbelstück los – und es blieb stehen. „Vielen Dank, Georgie. Wirklich."

„Kein Problem", lächelte der brünette Junge. „Aber du solltest vielleicht deine Kleidung woanders aufbewahren."

„Mach ich", erwiderte ich lachend. Für einen Moment schwiegen wir beide. Ich wollte zwar auch nicht, dass George bereits ging, aber ich sah keinen Grund darin, wenn wir hier in meinem Schlafzimmer standen. „Erwartest du etwa, dass ich sofort meine Kommode ausräume?"

George zögerte. „Naja, ich meine, noch bin ich da und kann das Teufelsding auffangen. Ich möchte ja nicht, dass du erschlagen wirst." Er zuckte unbeholfen mit den Achseln und kratzte sich am Nacken.

Ich verkniff mir ein breites Lächeln. „Da hast du Recht." Langsam trat ich an meine Kommode, zog die erste Schublade auf und begann einzelne Kleidungsstücke auf meinem Bett zu stapeln. „Machst du das eigentlich beruflich?"

„Was? Möbel heben?"

Ich nickte lachend. „Ja."

„Nein." Aus dem Augenwinkel sah ich wie George schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Nein, im Gegenteil eigentlich. Ich arbeitete im Fernsehen? Also co-moderiere diese eine Sport-Show." Überrascht hielt ich inne und sah zu dem Jungen. „Ich weiß, die meisten reagieren so. Ich meine, ich habe ja dieses Frühjahr erst meinen Abschluss gemacht und jetzt bin ich schon Moderator. Das war natürlich definitiv nicht geplant, aber als ich meine Ausbildung dort angefangen habe, ist ihnen plötzlich ein Moderator verloren gegangen. Da ich bereits ein Praktikum dort gemacht habe und meine Schwester ebenfalls in der Branche arbeitet, haben die mich also erst mal für eine Woche in die Show gesetzt. Anscheinend fanden die Zuschauer es so toll, dass jemand jüngeres dabei war, dass sie mich unbedingt dabei behalten mussten."

„Wow", stieß ich überfordert aus und griff nach einem großen Stapel von Pullovern. „Du hast also gerade erst deinen College Abschluss gemacht?"

„High School Abschluss", verbesserte mich George und erntete einen entsetzten Blick von mir. „Ich werde im Februar 19."

„D-du bist jünger als ich!" Verzweifelt versuchte ich meinen Nachbarn nicht mit offenem Mund anzusehen. Dies fiel mir jedoch schwer, da mein Bild von George gerade komplett durcheinander geworfen worden war. Ich hatte eigentlich gedacht, dass er bereits in meinem Alter war. Verdammt, wahrscheinlich war er gerade erst aus Hotel Mama ausgezogen. „Ich werde im März 22."

„Ist das irgendwie ein Problem?"

Zögernd schüttelte ich meinen Kopf. „N-nein, ich dachte nur, du wärest älter als ich."

„Wirklich? Ich hab doch immer noch das Gesicht eines 11-jährigen", scherzte George und entlockte mir ein leises Lachen. Er hatte schon Recht, sein Gesicht in manchen Aspekten noch kindliche Züge. Allerdings war dies bei einem meiner Brüder ebenfalls so – und der war 26 Jahre alt.

„Ich ja auch", entgegnete ich deshalb und schmunzelte.

George schien mein Gesicht für einige Sekunden zu mustern, bevor er antwortete. „Nicht mit der Schminke."

Mein Herz blieb stehen und alle Alarmglocken klingelten in meinen Ohren.

Noch nie, noch nie hatte mich jemand anderes geschminkt gesehen.

Warum? Warum vergaß ich jedes Mal wie ich aussah, wenn ich in Georges Gegenwart war? Warum hatte ich vergessen, dass heute der Abend war, an dem ich mich selbst belohnte? Warum endete es mit einer Bestrafung?

„Em", unterbrach George meine Gedanken. „Hör auf Panik zu schieben. Ich hab kein Problem damit. Du siehst toll aus."

Tränen sammelten sich in meinen Augen und drohten mir meine Mascara zu zerstören. „D-du solltest g-gehen."

George verzog sein Gesicht. „Em", sagte er sanft und trat auf mich zu. Ich schüttelte meinen Kopf und ging einige Schritte rückwärts.

„Geh, bitte."

Für einen Moment blieb George wie angewurzelt stehen. „Du bist wunderschön, Emery", sagte er leise, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Kurz darauf hörte ich wie erst meine und dann Georges Wohnungstüren zufielen.

„Es macht alles schlechter. Du machst alles schlechter."

Nur damit ihr es euch mal vorstellen könnt. Emery trägt nicht viel Make Up, sondern lediglich ein bisschen Foundation, Lidschatten in natürlichen/blassen Farben (also do braun, silber oder so) und er hat minimal sein Gesicht konturiert.

Hättet ihr gedacht, dass Emery der Ältere ist? Findet ihr Georges Beruf passt zu ihm? Glaubt ihr George wird Emery jetzt in Ruhe lassen oder wird er weiter den Kontakt suchen? Wird Emery sich vielleicht sogar in seiner Wohnung verschanzen?

Love xx

Knock on my Door {Adventskalender 2017}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt