seventeen

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seventeen──────

Ich hörte einen lauten Knall.

Eilig rannte ich in den Hausflur.

„Scheiße, scheiße, scheiße. Warum? Warum? Warum?"

Alarmiert begann ich wie wild an Emerys Tür zu klopfen.

„Ich hab ein Knallen gehört. Ist bei dir alles in Ordnung?", stieß ich aus, sobald sich die Wohnungstür öffnete - doch Emery hatte bereits seine Finger um mein Handgelenk geschlossen und brachte mich in einen Raum, der sein Schlafzimmer zu sein schien. Dort deutete er hilflos auf eine Kommode, die flach auf dem Boden lag.

„Das Ding ist einfach umgekippt. Ich weiß nicht was passiert ist. Aber ich krieg's nicht hochgestemmt." Mit schmollenden Lippen wackelte er mit seinen Armen. Mein Herz zog sich schmerzend zusammen. „Meine Muskeln sind quasi nutzlos."

„Dafür hast du ja mich." Ich zwinkerte Emery mutig zu, bevor ich mich eilig zur Kommode drehte, damit er nicht sah, wie meine Wangen rot wurden. Nachdenklich inspizierte ich die Kommode. „Ah, hier ist der Fuß abgebrochen. Das muss die Kommode aus dem Gleichgewicht gebracht haben."

„Oh", murmelte Emery. „Kannst du sie wieder hinstellen? Vielleicht kann ich Bücher unter den kaputten Fuß legen?"

„Das sollte klappen", sagte ich, bevor ich in die Hocke ging und begann das Möbelstück anzuheben. „Gott, was hast du da drin? Steine?"

„Nur meine Klamotten", hörte ich meinen Nachbarn wispern. „Soll ich helfen?"

„N-Nein, nein. Ich schaff das schon", erwiderte ich nonchalant. Meine Arme waren da ganz anderer Meinung. Diese Kommode war verdammt schwer – ich meine, richtig richtig scheiß schwer. Aber ich hatte Emery versprochen, dass ich ihm half und leider wollte mein Stolz nicht zulassen, dass ich nachgab. Also hievte ich das doofe Stück Holz Stück für Stück hoch. Als sie endlich stand, beeilte sich Emery Bücher unter den abgebrochenen Fuß zu quetschen.

„Ich glaube, so passt es." Langsam ließ ich das Möbelstück los – und es blieb stehen. „Vielen Dank, Georgie. Wirklich."

Ich spürte wie mir das Blut in die Wange schoss. „Kein Problem", lächelte ich. „Aber du solltest vielleicht deine Kleidung woanders aufbewahren."

„Mach ich." Stumm betrachtete ich Emery. Irgendwie sah er heute schöner aus als sonst. Natürlich sah er immer fabelhaft aus. Aber irgendetwas war anders heute. „Erwartest du etwa, dass ich sofort meine Kommode ausräume?"

Ich zögerte. Ich hätte kein Problem damit ihn länger anzustarren.

„Naja, ich meine, noch bin ich da und kann das Teufelsding auffangen. Ich möchte ja nicht, dass du erschlagen wirst." Ich zuckte unbeholfen mit den Achseln und kratzte mich am Nacken.

„Da hast du Recht." Emery begann langsam seine Kleidung aus der Kommode auf sein Bett zu stapeln. „Machst du das eigentlich beruflich?"

Ich hob eine Augenbraue. „Was? Möbel heben?"

Emery nickte lachend. „Ja."

„Nein." Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nein, im Gegenteil eigentlich. Ich arbeitete im Fernsehen? Also ich  co-moderiere diese eine Sport-Show." Ich bemerkte wie Emery inne hielt und zu mir sah. „Ich weiß, die meisten reagieren so. Ich meine, ich habe ja dieses Frühjahr erst meinen Abschluss gemacht und jetzt bin ich schon Moderator. Das war natürlich definitiv nicht geplant, aber als ich meine Ausbildung dort angefangen habe, ist ihnen plötzlich ein Moderator verloren gegangen. Da ich bereits ein Praktikum dort gemacht habe und meine Schwester ebenfalls in der Branche arbeitet, haben die mich also erst mal für eine Woche in die Show gesetzt. Anscheinend fanden die Zuschauer es so toll, dass jemand jüngeres dabei war, dass sie mich unbedingt dabei behalten mussten."

„Wow", stieß der Junge mit dem pfirsichfarbenen Haar aus. „Du hast also gerade erst deinen College Abschluss gemacht?"

Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „High School Abschluss", verbesserte ich ihn. Emerys Kopf schoss in meine Richtung und er sah wirklich entsetzt aus. „Ich werde im Februar 19."

„D-du bist jünger als ich!", stieß mein Nachbar aus. Ich beobachtete ihn, während ich auf meiner Unterlippe kaute. Ich hatte ja erwartet, dass er älter war als ich, deswegen irritierte mich die Wahrheit wenig. „Ich werde im März 22."

„Ist das irgendwie ein Problem?", fragte ich unsicher nach. Vielleicht mochte Emery es ja nicht der ältere zu sein.

Der Junge schüttelte langsam seinen Kopf. „N-nein, ich dachte nur, du wärest älter als ich."

„Wirklich? Ich hab doch immer noch das Gesicht eines 11-jährigen", scherzte ich und entlockte ihm ein leises Lachen.

„Ich ja auch", entgegnete er und schmunzelte.

Ich musterte Emerys Gesicht für einige Sekunden und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Nicht mit der Schminke."

Ich bemerkte, wie Emery in Panik verfiel. Ich konnte es ihm ansehen. Plötzlich schien er wie eingefroren und sah mich mit großen Augen an.

Scheiße, scheiße, scheiße.

„Em", unterbrach ich jegliche Gedanken, die durch Emerys Gehirn jagten. „Hör auf Panik zu schieben. Ich hab kein Problem damit. Du siehst toll aus."

Emerys Augen begannen zu glitzern. „D-du solltest g-gehen."

Ich verzog mein Gesicht. Ich hatte verkackt.

„Em", sagte ich sanft und trat auf den Jungen zu. Dieser schüttelte seinen Kopf und ging einige Schritte zurück.

„Geh, bitte."

Für einen Moment blieb ich angewurzelt stehen. „Du bist wunderschön, Emery", flüsterte ich, bevor ich mich umdrehte und seine Wohnung verließ.

Ich hatte richtig verkackt.

Grrrr, ich freu mich schon so auf Kapitel 20/21 aber das dauert noch so lange 😭

Wie immer ist Georgie ein cutie pie. Wen überrascht das überhaupt noch? Ich hab so Mitleid, weil es es durchgehend verkackt 😫

Love xx

Knock on my Door {Adventskalender 2017}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt