fifteen──────
Tief holte ich Luft, bevor ich meine Haare glatt strich. Ich stellte ein letztes Mal sicher, dass ich auch ja keinen Teig auf meinem Pullover hatte, bevor ich den Klingelknopf drückte. Alles würde gut werden, redete ich mir ein. Ich brauche ja nur Mehl.
Statt Emery öffnete mir jedoch der kleine Junge die Tür, den ich gestern noch mit Emery auf dem Spielplatz gesehen hatte. Überfordert stockte ich.
„Hi", brachte ich schließlich heraus.
„Hallo", grinste der Junge, der so in etwa fünf Jahre alt sein musste, breit.
Ich beugte mich ein wenig runter und hielt ihm meine Hand hin. „Ich bin Georgie und wer bist du?"
Immer noch grinsend schüttelte der Junge meine Hand. „Ich bin Oliver." Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, fuhr er fort. „Du bist doch Emmys Freund, oder?"
Irritiert blinzelte ich. „Äh ... ja? Könntest du ihn für mich holen?"
Kichernd verschwand Oliver in der Wohnung und ließ mich verwirrt vor der Tür zurück. Hatte Emery von mir erzählt? Hatte er gesagt, ich wäre sein Freund oder entstammte dies der Fantasie des kleinen Jungen? Als ich Schritte hörte, setzte ich mir schnell ein Lächeln auf.
„Hey, Emery", begrüßte ich den Jungen mit den pfirsichfarbenen Haaren.
„Hey, George." Mein Blick wanderte zu Oliver, der seine Arme um Emerys nackte Beine schlang. Eilig sah ich wieder in Emerys Gesicht. „Brauchst du irgendwas? Oder hat dein Klingelstreich nicht funktioniert?"
Lachend kratzte ich mich am Nacken. „Ich wollte fragen, ob du mal Mehl für mich hast?"
„Äh", stotterte Emery und strich sich sein Haar aus der Stirn. „Da muss ich ganz ehrlich mal nachschauen."
„Das wäre so nett", erwiderte ich und grinste breit.
„Okay", hörte ich den Jungen murmeln und wurde in die Wohnung gewinkt. Ich folgte Emery stumm und ließ meine Augen erneut über seine Beine wandern. Mein Nachbar trug eine kurze, hellblaue Stoffhose, die ihm gerade Mal bis zur Mitte des Oberschenkels reichte. Ich schluckte leise. Ich war mir nicht sicher, ob Emery einfach so helle Haare an den Beinen hatte oder rasiert war, aber ich würde mich wohl verdammt zusammenreißen müssen. Augen über der Gürtellinie, George, ermahnte ich mich selbst, Beine und Hintern sind tabu. „Tut mir Leid, ist ein bisschen unaufgeräumt hier."
Überrascht sah ich mich in der Küche um. Sie war komplett sauber, abgesehen von einem Teller mit Nutellabrot, das auf einer Arbeitsfläche stand. Dann dachte ich an meine Küche zurück, die momentan von Mehl und Zuckerguss übersät war.
Ich lachte leise. „Unaufgeräumt? Du solltest mal meine Küche sehen."
Emery öffnete eine Schranktür. „Wofür brauchst du denn das Mehl?"
Ich schmunzelte. „Für einen Kuchen."
„Du willst einen Kuchen backen und hast noch nicht mal Mehl?"
„Für den ersten Kuchen hatte ich auch Mehl. Aber ich hab ihn versaut, also muss ich noch einen backen." Mit gerunzelter Stirn erinnerte ich mich an den ersten Versuch meiner Backkünste. Der Kuchen sah nicht nur schrecklich aus, er schmeckte auch wie Mist – ich hatte ihn leider probiert. Und da ich den Kuchen für Jon backte, musste er einigermaßen perfekt sein. Jon war nämlich derjenige, der mich schon immer ernährt hatte. Wenn meine Eltern nicht da waren, war er immer zu uns nach Hause gekommen und hatte gekocht. Die Tatsache, dass er sieben Jahre älter war als ich, hatte mich nie gestört. Und nun zu seinem 25. Geburtstag wollte ich ihm mal etwas davon zurückgeben – hieß: er bekam wahrscheinlich eine Lebensmittelvergiftung.
Emery stieß ein leises Schnauben aus und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit er im obersten Küchenschrank wühlen konnte. Mit gehobener Augenbraue überlegte ich, ob ich meine Hilfe anbieten sollte oder weiterhin Emery anstarren sollte – ich entschied mich für letzteres.
„Ist der Kleine dein Bruder?", fragte ich zusätzlich.
„Mein Neffe", antwortete Emery und bei dem Lächeln, das ich auf seinem Gesicht entdeckte, wurde mir ganz warm ums Herz. „Er ist der Sohn von meinem ältesten großen Bruder. Ich bin der jüngste von fünf Jungs. Meine Familie nennt mich den Spätzünder, weil ... naja meine Brüder sind alle schon verheiratet." Er zuckte mit den Achseln.
„Wow. Vier Brüder. Ich hab nur eine große Schwester", murmelte ich beeindruckt. Selbst mit Rosy an der Backe war mein Leben schon anstrengend gewesen, ich konnte mir nicht vorstellen, wie es mit vier Brüdern war.
„Hab's!", rief Emery plötzlich aus und riss mich aus meinen Gedanken. In seiner Hand hielt er einen Behälter, in dem das Mehl zu sein schien. Mit einem weiteren herzerwärmenden Lächeln drückte er es mir in die Hand. „Hier bitteschön."
„Danke." Ich begann mich wieder zur Wohnungstür zu begeben. „Ich bring es dir zurück, sobald ich den Kuchen fertig habe."
„Kein Stress", schmunzelte er und biss sich auf die Unterlippe. Oh Gott, tu mir das nicht an, Junge. Konnte ich ihn nicht einfach fragen, ob er mir beim Backen half?
„Wirklich, danke", erwiderte ich und ging rückwärts auf meine Tür zu, während Emery seine langsam schloss und ich ihn nur noch durch einen Spalt ansah. Nach einem Gedankenblitz grinste ich ihn breit an. „Und übrigens: süße Hose."
Ehe ich mich versah, hatte Emery die Tür zugeknallt. Überrascht starrte ich die geschlossene Tür an, bevor mir ein leises Kichern entwich. Gott, er war so niedlich.
George + Oliver = cutest shit ever
Nein, ernsthaft, Oliver kommt ab jetzt nicht mehr vor in der Story und ich vermisse ihn jetzt schon :/Aber es kommen ja noch weitere Nebencharaktere, die ich abgöttisch liebe.
Ich weiß, ich hab ja extra die Besetzung für diese Story noch nicht veröffentlicht, aber habt ihr im Kopf schon so Vorstellungen, wie sie aussehen? Also ich meine könntet ihr sie irgendwelchen Stars zuordnen?
Love xx
P.S.: Hab gesehen, dass wir schon bei 1k Reads sind 😱😍❤️
DU LIEST GERADE
Knock on my Door {Adventskalender 2017}
Short StoryWo Pfirsiche auf Schokolade treffen, Wo braune Augen sich begegnen, Wo Herzen im Sekundentakt schlagen, Wo dünne Wände Ohren haben, Dort - ja, dort bist du zu Haus. »Und ja, vielleicht hatte ich mich ein bisschen in meinen Nachbarn verguckt.« \Vom...