Ich starrte auf die schlafende Frau vor mir auf dem Bett. Der Schlaf gab ihr etwas friedliches und ließ erahnen wie sie als Kind einmal ausgesehen haben musste. Sie war wahrscheinlich ein niedliches engelhaftes Kind gewesen mit ihren blonden Haaren und blauen Augen.
Jetzt war sie eine fünfunddreißigjährige Frau und sah mit ihren Haaren und Augen immer noch ein wenig wie ein Engel aus. Ich seufzte, wie dumm von ihr, dass sie sich mit den falschen Leuten angelegt hatte. Ich hatte keine Ahnung was sie getan hatte oder mit wem sie sich angelegt hatte, aber es muss schlimm gewesen sein, denn mein Auftraggeber hatte mir den Befehl gegeben an ihr ein Exempel zu statuieren. Und übermäßig gut bezahlt wurde dieser Auftrag auch. Ich zuckte die Achseln und nahm meinen Dolch aus der Tasche. Er war silbern, mit Mustern eingraviert und mit blutroten Rubinen besetzt. Auf der Klinge war der Name zu lesen, unter dem mich meine Auftraggeber und Opfer kannten: Bloody Mary. Ich wusste, das sowohl der Name als auch der Dolch etwas dramatisch waren, aber ich hatte schon immer einen Hang zum Drama gehabt. Außerdem bekommt man mit einem blutrünstigen Namen und gruselig aussehenden Dolchen mehr Aufträge. Tja, das bin ich, Avery Swan, Auftragskillerin und Dramaqueen. Ich riss mich aus meinen Gedanken und beugte mich über die schlafende Frau. Ich nahm meinen Dolch und legte ihn sorgfältig über ihrer Halsschlagader an. Ohne mit der Wimper zu zucken, stach ich in ihre Haut und schnitt ihr mit einem geraden Schnitt die Kehle durch.
Sie begann im schlaf kurz zu Wimmern und blutete dann innerhalb weniger Sekunden aus. Das ganze Bett war blutgetränkt, es ist erstaunlich viel Blut in einem Menschen. Ich nahm ihr Handgelenk und suchte nach einem Puls, ich fand natürlich keinen. Sie war also tot. Dann war jetzt Zeit für den unangenehmen Teil, das Exempel. "Mach es richtig blutig, es soll abschreckend wirken. Das überlassen wir deiner Kreativität. Aber schreib am Ende Verräterin an die Wand, als Warnung für andere, die ihren Mund nicht halten können."
Ich verzog das Gesicht. Ich hasste solche Befehle, bei denen ich es möglichst blutig machen musste. Ich war Killerin, kein Monster! Aber dieser Auftrag war einfach zu gut bezahlt gewesen. Ich nahm also den Dolch, stach der Leiche ein paar mal ins Herz und machte ein paar Schnitte. Ich hatte keine Lust noch mehr zu machen, wenn sie es blutiger wollten, sollten sie einen Leichenschänder engagieren.
Dann nahm ich einen Pinsel aus der Tasche, tauchte ihn in eine der blutenden Wunden und schrieb mit einer Schablone, die ich angefertigt hatte "Verräterin" an die Wand. Ich warf noch einen letzten Blick auf die furchtbare Szene vor meinen Augen, dann packte ich Dolch, Pinsel und Schablone ein und sprang aus dem Fenster. Ich landete leichtfüßig auf der Wiese und kletterte über den Zaun auf die Straße.
Ich begann zu rennen, ich wollte möglichst schnell in mein Zimmer, denn man weiß nie, wem man in New Yorks heruntergekommenen Vierteln nachts trifft. Nicht dass ich wehrlos wäre, ich hatte nur keinen Bock auf Leute. Der Wind wehte mir ins Gesicht und ich bemerkte, dass es tränenüberströmt war. Ich verfluchte mich selbst, weil mir das immernoch manchmal passierte. Das töten sollte mir inzwischen eigentlich leichter fallen, der Gedanke war albern, eine Auftragskillerin die beim Morden anfängt zu heulen. Ich wischte mir unwirsch die Tränen vom Gesicht und bog in eine dunkle Seitengasse.
Ich ging an schäbigen Spielhöllen, Nachtclubs und abgerissenen Wohnungen vorbei, bis ich zu einer grell beleuchteten Bar kam. Am Eingang wich ich kotzenden und torkelnden Typen aus, die sich auf ihren Weg nach Hause machten. Ich fragte mich, wer von ihnen ankommen würde, es war unklug, in einem Viertel wie diesem nachts betrunken und unbewaffnet durch die Straßen zu gehen. Ich ging durch die Vordertür und sah den üblichen Barraum voller trinkender und tanzender Menschen. Es war zwar alles ein bisschen abgerissenen, aber für dieses Viertel war es echt nett. Ich bahnte mir meine meinen Weg durch die Bargäste und schloss eine Tür mit der Aufschrift Privat auf. Ich schleppte mich die Treppe hinter der Tür rauf und schloss die Tür zu meinem mietszimmer auf. Ich schloss sorgfältig hinter mir ab, streifte die Stiefel ab und legte mich aufs Bett. Es dauerte nicht mehr lang, dann war ich eingeschlafen.
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Don't Mess With The Mafia
ActionHi, ich bin Avery Swan, sechzehn, Auftragskillerin. Ich gebe zu, ein seltener Beruf für Sechzehnjährige, aber es ist eben eine Menge schiefgelaufen in meinem Leben... Aber gibt es einen Menschen, der es schaffen kann, meine zerbrochenen Splitter wie...