Kapitel 27: Drei Namen

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"Es wird zum Ende kommen, oder? Der Krieg. In zwei, drei Monaten sind nur noch wir oder die da", stellte Giulia trocken fest. Alessandro und Riccardo wechselten einen unbehaglichen Blick. Ich bemerkte, dass Daniel zögerlich einen Arm ausstreckte, wie um ihn um Giulia zu legen, ihn dann aber schnell wieder zurückzog als hätte er sich verbrannt. Noch immer antwortete niemand, "Redet, verdammt noch mal!", zischte Giulia. "Redet, Ich will es von euch hören! Wollen jetzt endgültig unsere Köpfe rollen sehen?" Alessandro räusperte sich. "Ja, wollen sie. Und zwar so bald wie möglich." Giulia starrte ihn einen Moment lang resigniert an, zuckte dann aber die Schultern. "Ich wusste es. Ich wusste es im Prizip schon, seit Avery hier ist. Dinge verändern sich nicht einfach nur so, das passiert alles aus einem Grund. Ich schätze, es ist endlich Zeit für den großen Showdown." "Kann Ich irgentetwas tun?" Die Frage war aus meinem Mund bevor Ich es wirklich gemerkt hatte. Aber es stimmte. Ich hatte so viel durchgemacht wegen dieses Mafiakrieges ohne überhaupt von ihm gewusst zu haben, Ich hatte so oft geweint, konnte so viele Nächte nicht schlafen und hatte alles verloren. Aber jetzt war die Zeit sich zu verstecken vorbei. Ich war stark und ich hatte in den letzten Monaten wirklich etwas gefunden für das es sich zu Kämpfen lohnte. Ich würde mir das hier nicht auch noch nehmen lassen, diesmal nicht. Diesmal würde ich kämpfen.
"Tun?" Alessandro runzelte die Stirn. "Was meinst du mit Tun? Avery Ich glaube nicht, dass es schlau wäre-" "Ich werde mich nicht mehr verstecken", sagte ich mit ruhiger Stimme und sah ihm in die Augen. Er nickte. "Wenn sie herausfinden, wer du wirklich bist stehst du auf ihrer Abschussliste, genau wie wir. " "Ich weiß. Aber Ich habe mich mein ganzes Leben lang versteckt und Ich werde es nie wieder. Ich muss jetzt dazu stehen, wer ich bin." Alessandro sah mich einen Moment lang nachdenklich an dann lächelte er.
"Avery hat Recht!", bekräftigte Giulia. "Unser ganzes Leben war so eine Art Katz-und-Maus spiel mit den Falcones es wird langsam Zeit herauszufinden, wer die Katze ist." Riccardo nickte nur düster und spielte mit der Hand an seiner Pistole herum, wobei seine Finger in immergleichem Rythmus leise Klick-Geräusche auf dem klaten Metall machten.

"Domenica, mine Liebe, findest du nicht, das sieht ganz wunderbar aus?", fragte Annabella und betrachtete das Bild. Ich starrte es an. Es war groß, genau wie die anderen Porträts, der Goldrahmen glänzte elegant ohne dabei geschmacklos protzig zu wirken und der Maler war ein wahrer Meister. Aus dem Rahmen lächelte meine tote Schwester auf mich herab, für immer in ihrem fünfzehnten Lebensjahr erstarrt, so real, als würde sie nur hinter einem Fenster sitzen und könnte jeden Moment ihre Hand ausstrecken und gegen die Scheibe pressen, dann langsam, ganz langsam immer fester drücken, bis das Glas das sie von uns trennte zersplittern würde und sie freigeben. Ich schauderte. "Ja, es ist wünderschön." Das lag allerdings teilweise auch an Amy. Sie war schön immer ein auffallend schönes Mädchen gewesen, aber nicht auf eine herkömmliche Art, sie hatte eher etwas eigenes, einzigartiges. Natürlich hatte jeder Mensch etwas einzigartiges, Ich glaube fest daran, dass Schönheit in jedem in einer besonderen Weise gefunden wurde, aber Amys Weise hatte immer herausgestochen. Menschen blickten ihr nach, Porträtzeichner am Straßenrand hatten sie malen wollen und alte Damen in der Ubahn hatten ihr erzählt was für ein hübscges Mädchen sie war. Mir war so etwas nie passiert, obwohl Ich mich nie hässlich gefunden hatte,aber Ich hatte nie Amys offene, freundliche Ausstrahlung gehabt, die die Leute auf sie zukommen ließ. Ich wollte das auch nie, Ich glaube nämlich auch, dass Schönheit überbewertet wird. In was für einer Zeit waren wir denn, dass "du bist hübsch" ein größeres Kompliment für ein Mädchen war als "du bist intelligent"? Amy waar intelligent gewesen, sehr sogar, aber niemand außer Mum, Dad und mir hatte das jemals zu i´hr gesagt. Die Menschen sahen das nicht in ihr, weil sie ja schon ein "hübsches Mädchen" war. Und auch wenn die meisten Mädchen das nicht nachvollziehen könnten, mir war Schönheit nicht mehr wichtig. Ich liebte Alessandro nicht dafür wie er aussah und er micht auch nicht, und ich war glücklich darüber. Wir würden kämpfen, und wenn zum Beispiel eine mit Nägeln und Scherben gefüllte Bombe neben einem von uns beiden hochgehen würde und unser Gesicht für immer entstellen würde, wüssten wir, der andere wäre einfach nur froh, dass wir noch leben und würde das niemals als Frund sehen, einander weniger zu lieben.

Trotzdem, Amy war wunderschön wie sie da hing, genau wie in Lebzeiten, nur, dass der Künstler das gestresste, gezwungene Fotolächeln von den Jahrbuchfoto ihrer Schule, dass wir ihm als Vorlage gegeben hatten durch ein geheimnisvolles Mona-Lisa-Lächeln ersetzt hat, das viel weiser als das einer Fünfzehnjährigen war und ihr etwas abwesendes, überirdisches gab. Sie war da, aber auch nicht da. Und in diesem Moment, als das ewigjunge Gesicht  vmeiner Schwester zwischen den strahlenden Abbildern ihrer toten Familie auf mich hinabblickte, ein weiteres Gesicht in der Ahnenreihe einer Familie, die sie nie kannte, versehen mit dem Schild Giovanna Alessia Concetta della Mea, 14.05.1995-27.02.2010 tat ich ganz überraschend das, was ich schon so lange versucht hatte, aber niemals schaffte. Ich ließ los.
Ich begriff vollends, dass Amy niemals wieder zurükkehren würde und akzeptierte es, und alle, die schon einmal einen ähnlichen Verlust erlitten haben wissen, das braucht Zeit. Aber Ich hatte, bei weitem, genug Zeit gehabt. Ich erwiederte traurig das Lächeln des Porträts, das eben doch nur ein Porträt war, nichts weiter als Pinselstriche auf Leinwand, dorthin gesetz vvon einem Menschen, der sie nie gekannt hatte. Und Ich konnte endlich tun, was Ich schon so, so lange hatte tun wollen:
Ich vergab ihr. Denn, trotz allem war Amy einfach nur ein Mensch und sie hatte jedes Recht, es nunmal nicht zu schaffen. Ich biss mir auf die Lippe, während Ich alle für drei Jahre in mit gestaute Wut verfliegen spürte, all die Vorwürfe du hast mir nichts gesagt, du hast mich mein ganzes Leben lang belogen, du hast die Wahrheit ins Grab mitgenommen, du hast mich verlassen verschwand. Es hatte ja auch nie gestimmt. Amy hat mich nie verlassen wollen, sie war nur depressiv gewesen, außerdem hat sie ihre Eltern auf grausame Weise verloren und musste dann auch noch so ein Geheimnis mit sich herumschleppen. Es war ein Wunder, dass sie es überhaupt mehr als einen Tag geschafft hatte.

Dass mir Tränen über die Wangen flossen bermerkte Ich erst als Annabella fast schon schüchterndie Arme um mich legte. "Es ist schwer, Ich weiß", meinte sie mit heiserer Stimme. "Glaub mir, an manchen Tagen kann Ich mich kaum noch beherrschen, wenn ich an Francesca und Angelo vorbeigehe." Sie umarmte mich fest und einige Momente sagten wir beide einfach nichts. "Du machst das alles so gut, deine Eltern wären stolz auf dich", sagte Annabella dann leise. "Glaubst du?", murmelte Ich. "Ich weiß es!" Sie drückte mich noch fester. "Danke", meinte Ich leise. "Hab Ich eigentlich einen zweiten oder dritten Vornamen?", fragte Ich dann, als mir das Goldtäfelchen wieder einfiel. Ich hatte nicht gewusst, dass meine Schwester drei Namen gehabt hatte, allerdings kannte Ich bis vor wenigen Monaten nicht mal meinen wirklichen eigenen Namen. Sie lachte leise. "Ja, das ist Familientradition immer genau drei Namen. Deine Schwester hieß ja schon nach eurer Großmutter und Mutter, du hießt dann Domenica Francesca Reana." "Francesca nach deiner Schwester, die an Krebs verstorben ist?" Annabella nickte. "Ja. Ihr Tod hat deinen Vater damals schwer getroffen. Reana war der Name deiner anderen Großmutter, Reana Mazzini. Eine sehr glamuröse Frau." Sie begann mir irgendetwas über Reana Mazzini zu erzählen, aber Ich hörte sie nicht richtig. Domenica Francesca Reana della Mea. Ich hatte mich inzwischen an das Domenica einigermaßen gewöhnt, aber ich war mir nicht ganz sicher was ich von dem Rest halten sollte. Es waren die Namen von Toten, Ich konnte Francescas Porträt von hier aus sehen. Reana hing nirgends, hier gab es nur della Mea Bilder.

"Weißt du, Domenica?", meinte Annabella und stellte sich neben mich. "Eines Tages werden wir dort hängen." Ich blickte mich zwischen den lächelnden Gesichtern um und wusste nicht, ob es mir ganz geheuer war. "Meines kommt dann da rüber, zu meinem Bruder und meiner großartigen Schwester. Und du wirst hier hängen, in der Mitte des Raumes, größer als die anderen!" Ich lächelte verständnislos. "Wieso sollte Ich das tun?" Annabella drückte meinen Arm. "Weil du ihre neue Anführerin wirst!" Ich blinzelte ungläubig. Annabella schien Feuer und Flamme. "Die Zeit der della Meas, sie werden eder zu den starken gehören!  Wir brauchen keine Gnade mehr von anderen. Die della Meas sind mächting genug und Ich würde mir wünschen, dass du is e dorthin anführst."

Hey, Ich wollte hier nur kurz Danke sagen an all die das hier gelesen haben<3 Vielen Dank auch für die Votes, ihr sein echt brilliant, und einen ganz großen applaus auch für die netten kommis in letzter Zeit, das war echt toll von euch:D

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 22, 2015 ⏰

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