Kapitel 5: Wir nehmen sie mit

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Im nächsten Moment wurde ich von hinten gepackt und grob zu Boden geschleudert. Ich hatte Glück, dass mir die Pistole aus der Hand geschleudert wurde, sonst hätte ich mich noch selbst erschossen. Was für ein passendes Ende für eine Killerin, dachte ich sarkastisch.

Ich versuchte aufzustehen, aber die Person drückte mich wieder zu Boden. Ich fühlte etwas kaltes, metallisches im Nacken und begriff schlagartig, das mir jemand meine eigene Pistole in den Nacken drückte.

"Nicht bewegen, sonst schieße ich dir in deinen wertlosen Schädel, Cagna!"

Cagna? Ich hatte keine Ahnung, was mein Angreifer damit meinte, aber es hörte sich nicht nach etwa schönem an. Ich beschloss, ihn besser nicht noch wütender zu machen und hielt still. Er nahm langsam die Pistole von meinem Nacken und ging, die Waffe auf meinen Kopf gerichtet um mich herum, bis er vor mir stand.

Einen Moment starrte ich ihn an, dann erkannte ich ihn. Es war der Junge, mit dem Alessandro an der Garderobe geredet hatte. Er sah jünger aus als Alessandro, vielleicht Siebzehn oder so. Und er sah verdammt sauer aus.

"Wer bist du und weshalb willst du meinen Bruder töten?"

Bruder?! Jetzt wo ich es wusste, war es offensichtlich. Eigentlich hätte ich es von allein bemerken müssen. Sie hatten die selben edlen Gesichtszüge, auch wenn mein Angreifer braune Augen hatte anstelle von blauen. Sie hatten auch beide dichtes, leicht gelocktes Haar, nur dass Alessandros Haare tiefschwarz waren und die seines Bruders braun.

"Riccardo, Stop! Cosa stai facendo con quella ragazza?", hörte ich plötzlich eine Stimme.

(Anmerkung: Das Italienisch ist von Google Übersetzer, keine Ahnung ob das stimmt. Wenn jemand von euch Italienisch kann und nen Fehler findet, schreibt das einfach als Kommentar und ich verbessere es ;D)

Ich blickte so weit um mich, wie ich konnte ohne den Kopf zu bewegen. Die Stimme gehörte zu Alessandro, der offenbar den Kampflärm gehört hatte und sehen wollte was los war. Er sah verwirrt von mir zu seinem Bruder, der wohl Riccardo hieß.

"Ha cercato di uccidenti, Alessandro!", erwiderte Riccardo hitzig. Verdammt, wieso musste heute alles Italienisch sein?

"Was?"

Alessandro sah mich erst ungläubig, dann einfach nur müde an. Aus irgendeinem Grund starrte ich länger als nötig in seine meerblauen Augen zurück.

"Wer bezahlt dich?", fragte er dann.

"Ich weiß es nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich hatte nie meinen Auftraggeber kennengelernt und noch nicht einmal die Namen der Kontaktmänner erfahren. Niemand vertraut Auftragskillern.

"Lüg nicht. Siehst du diese Pistole, Cagna? Jedesmal, wenn mir eine Antwort nicht reicht, werde ich abdrücken, bis ich entweder zufrieden bin oder nichts mehr von dir übrig ist!", zischte Riccardo.

Ich wusste zwar, dass die meisten Menschen es nicht fertig bringen, auf unbewaffnete Personen zu schießen, aber man merkte Riccardo an, dass er Erfahrung in solchen Dingen hatte.

Ich starrte entsetzt in den Lauf der Pistole. In zwei Jahren als Killerin war ich noch nie in Gefangenschaft oder eine Situation wie diese hier geraten, und ich fühlte etwas, dass ich schon lange nicht mehr gefühlt hatte: Ich hatte Angst.

Glücklicherweise half mir Alessandro, bevor ich anfangen konnte zu zittern und mich so als schwach darzustellen. Er stellte sich zwischen Riccardo und mich und sagte:

"Riccardo, lass den Unsinn, wir sind keine Mörder. Wir können das auch ganz friedlich regeln."

"Sie hätte dich fast erschossen! Verdammt, wenn ich nicht gekommen wäre um zu sehen, wo du bleibst, wärst du jetzt tot!", protestierte Riccardo, nahm aber die Pistole runter.

"Und was machen wir mit ihr, wenn wir sie nicht exekutieren? So wäre alles viel einfacher!",fragte er wütend.

"Willst du ernsthaft ein fünfzehnjähriges Mädchen töten?"

Ich drehte mich zu Alessandro.

"Entschuldige mal, was macht das für einen Unterschied, ob ich ein Mädchen bin oder nicht? Schon mal was von Gleichberechtigung gehört? Und außerdem bin ich sechzehn!", fuhr ich ihn an.

Im nächsten Moment hätte ich mir auf die Zunge beißen können. Wieso hatte ich das denn jetzt gesagt? Wollte ich denn um jeden Preis getötet werden?

Die Brüder schienen sich ähnliches zu fragen. Sie sahen mich vollkommen entgeistert an. Riccardo hob wieder die Pistole, aber Alessandro nahm sie ihm einfach aus der Hand.

"Wie auch immer, wir werden sie nicht ermorden. Wir nehmen sie mit."

"Was?!", fragten ich und Riccardo gleichzeitig, war Alessandro zum Grinsen brachte.

"Wir müssen hier weg, bevor die Pause vorbei anfängt und es hier von Leuten wimmelt. Riccardo, ruf die Carnevares und Alonzos Leute an und sag ihnen Bescheid. Sie sollen aber hier bleiben. Und du, sechzehn Jahre altes Mädchen, komm einfach mit!"

Riccardo schien diesen Plan immer noch nicht zu mögen und ich wollte eigentlich auch nicht mit irgendwelchen fremden Italienern mitkommen, aber ich war erleichtert, dass sie mich nicht töten wollten und außerdem fühlte ich mich seltsam sicher in Alessandros Nähe.

Riccardo murmelte irgendetwas unwirsches Italienisches vor sich hin und rief dann jemanden auf seinem Handy an, dem er auf Italienisch Befehle gab. Alessandro sah mich entschuldigend an und fesselte dann meine Hände auf meinen Rücken. Er bedeutete mir mit der Hand, ihm zu folgen und führte mich, gefolgt von Riccardo aus dem Haus zu einem schwarzen Auto mit verdunkelten Fenstern. Er setzte sich auf den Fahrersitz, während Riccardo mich relativ unsanft auf den Rücksitz beförderte und sich dann selbst auf den Beifahrersitz setzte.

"Dio, Alessandro, du weißt schon, dass das eine verdammt dumme Idee ist?", meinte er dann.

Alessandro lächelte nur.

"Ich hab ein gutes Gefühl dabei, Ric."

"Na, dann", seufzte Riccardo genervt.

Ich blieb einfach still, während Alessandro den Schlüssel herumdrehte und weg fuhr. Ich sah aus dem Fenster und sah schnell die Stadt vorbei ziehen, in der ich mein ganzes Leben verbracht hatte.

Don't Mess With The MafiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt