Der Luke aus der Zukunft

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Doch der Professor schien wie versteinert.
Wen hatte er da gesehen?

"Professor?", frage ich, doch Layton reagiert nicht. Also versucht Luke es.
"Ist irgendwas, Professor? Sie sehen aus, als hätten Sie ein Gespenst gesehen."
"Nein, alles... Alles in Ordnung. Meine Sinne haben mir wohl einen üblen Streich gespielt."
"War es die Dame, die uns entgegen kam?", fragt Luke, er hatte wohl gesehen, wem der Professor hinterhergesehen hat.
"Seltsam... Aber ich muss mich getäuscht haben. Sie hat mich bloß an jemanden erinnert.", erklärt der Professor eher sich selbst als Luke und mir.
Trotz des seltsamen Verhaltens des Professors gehen wir weiter in Richtung 'Silver Seven'. Doch ein Mann steht uns im Weg und macht keine Anstalten, uns vorbeizulassen.
"Wetten, das wir ein Rätsel für ihn lösen müssen, damit er uns durchlässt?", murre ich und sehe den Herrn im Anzug an.
"Werter Herr, würden Sie uns bitte vorbei lassen? Wir sind beim Kasino 'Silver Seven' mit jemanden verabredet. Und die Zeit drängt.", sagt der Professor.
"Oh, natürlich. Ich lasse Sie durch, nachdem Sie dieses Rätsel für mich gelöst haben!", sagt der Herr, der uns den Weg versperrt.
"Hab ich's nicht gesagt? Ich glaube, Rätsel sind hier eine Art Währung.", genervt sehe ich den Mann an, der meinen Kommentar gehört hat und mir nur scharfe Blicke zuwirft,
"Sie haben ein ziemlich lockeres und unhöfliches Mundwerk, junges Fräulein!"
》Und Sie haben gleich ein Problem.《, denke ich, aber antworte stattdessen: "Verzeihung, das ist mir wohl ausversehen rausgerutscht."
"So ist's brav.", sagt der Mann.
》Man, geht der mir auf die Nerven.《

"Vortrefflich.", sagt der Mann nachdem der Professor ihm die Lösung des Rätsels genannt hat.
"Ich gebe Ihnen noch einen guten Rat: Ein Hut wie der Ihrer verheißt Gefahr! Passen Sie besser auf, wo Sie sich damit zeigen."
Als der Professor fragte, was denn an seinem Zylinder so schlimm sei, antwortet der Mann nur, er solle es selbst herausfinden. Danach zog er endlich von Dannen und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Bald erreichten wir das Kasino 'Silver Seven'.
"Das ist aber ein ziemlich auffälliges Gebäude.", staunt Luke.
"Wir dürfen wohl zu recht annehmen, dass wir an unserem Ziel angelangt sind.", sagt nun der Professor.
"Das will ich mir aus der Nähe ansehen!", erwiedert Luke.

"Guten Abend, mein Herr. Darf ich Ihre Mitgliedskarte sehen?", empfängt uns der Türvorsteher.
"Meine Mitgliedskarte?", fragt Layton überrascht.
"In unserer Sozietät verkehren nur Herrschaften der erlauchtesten Gesellschaftskreise.", erklärt der Türvorsteher, "Eingangskontrollen wie diese sollen verhindern, dass dubiose Individuen keinen Zutritt erhalten."
"Ach, und wir sehen dubios aus, oder wie?", murmele ich. Luke seuftzt und lässt die Schultern hängen.
"Zu dumm, dass man uns nichts davon sagte. Was müssen wir tun, um Ihr Etablissement betreten zu dürfen?", fragt der Professor.
"Ihr Hut spricht bereits Bände über Ihren vorzüglichen und integren Charakter. Darum will ich nur noch rasch Ihren Intellekt auf die Probe stellen. Wenn Sie dieses Rätsel lösen, lasse ich Sie mit Freude eintreten."
"Sogar der Türsteher ist ganz auf Ihren Hut fixiert.", sagt Luke an den Professor gewendet.
"Ein makelloser Zylinder ist wohl auch in dieser Zeit das Zeichen eines wahren Gentleman.", sagt der Professor.

"Meisterhaft gelöst. Sie haben sich das Privileg redlich verdient, unser Etablissement zu betreten. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Besuch im Kasino 'Silver Seven'." sagt der Türvorsteher und gewährt uns Eintritt.
"Sehen Sie mal! All das hier ist aus Silber und Mamor. Sowas habe ich ja noch nie gesehen.", Luke ist von der Eingangshalle sichtlich beeindruckt.
"Der Bau dieses Kasinos hat sicherlich Unsummen gekostet." Auch ich staune nicht schlecht.
"Ja, es ist wirklich ein einnehmender Anblick, Luke. Aber versuche bitte, nicht gar so laut zu sprechen, auch du Cheryl."
"Alles klar." Ich nicke.
"Pardon. Es ist nur alles so beeindruckend hier.", erläutert Luke seine Gefühlslage.
"Beeindruckend und geräumig.", stimmt Layton zu.
"Schön und gut. Aber wie wollen wir hier dein zukünftiges Ich finden, Luke?" Ich sehe den kleineren mit der blauen Botenmütze an.
"Warum sehen wir uns nicht einfach um?", fragt der Professor.
"Gute Idee. Besser als hier sinnlos rumzustehen.", stimme ich zu und wir laufen kurz durch das Kasino.
Dann kommt hinter einer Säule, in deren Nähe wir gerade stehen, ein junger Mann um die Ecke.
Weißes Hemd mit blauer Krawatte und einer ebenso blauen Jacke darüber. Braunes Haar welches unter einer dunkelblauen Botenmütze hervorschaut.
Der Professor, Luke und ich sehen den älteren Doppelgänger von Luke an. Sie sahen sich so verdammt ähnlich.
Doch je länger ich ihn ansah, desto schlimmer wurden meine Kopfschmerzen, die ich gerade bekommen hatte; ein unangenehmes Stechen.
"Freut mich, Sie endlich zu sehen. Oder, schön Sie wiederzusehen. Das trifft es wohl eher. Ich bin Luke Triton.", lächelt er und sieht zu unserem Luke. Sein Gesicht hellt sich auf als er sein jüngeres Ich ansieht.
Allerdings schien ihm das Gesicht einzuschlafen, als er mich sah. Jedoch hatte er diesen Blick schnell wieder verworfen und lächelt wieder.
"Ja, du musst Luke sein.", sagt der Professor.
"Aber natürlich bin ich Luke. Oh... Sie haben mit ihm gesprochen.", bemerkt der kleine Luke, "Ich glaube, ich brauche eine Weile um mich daran zu gewöhnen..."
"Kaum zu glauben, wie klein ich mal war.", lächelt der Luke der Zukunft.
"So klein bin ich nun auch wieder nicht!", schmollt unser Luke.

"Nun erzähle mir bitte, wieso du so einen Aufwand betrieben hast, um uns hierherzubringen.", fordert der Professor ruhig.
"Das werde ich ihnen sehr gerne erklären. Aber vorher möchte ich ganz sicher sein, dass ich den echten Professor Layton vor mir habe.", sagt der Zukunft-Luke.
》Noch so ein Rätsel-Fanatiker.《, schmunzele ich, aber so gleich versetzen mir meine Kopfschmerzen wieder einen schmerzhaften Stich.
"Wer sollte ich denn sonst sein?", fragt der Professor nun.
"Erlauben Sie mir, zu erklären.", beginnt der Zukunft-Luke bedächtig, "In meinem London ist es schwer, jemanden anzutreffen, der den Name Hershel Layton nicht kennt. Tatsächlich gibt es, in letzter Zeit verstärkt, eine Schar Imitatoren, die sich als Hershel Layton ausgeben."
"Willst du damit behaupten, der Professor sei ein Hochstapler?", sagt unser Luke grimmig.
"Professor, wenn Sie sich an unsere Abenteuer zurückerinnern, erinnern Sie sich bestimmt an Don Paolo. Wie Sie wissen, ist er ein Meister der Verkleidung.", wendet der ältere Luke ein.
"Das ist ein gutes Argument, Professor. Ich finde sein Misstrauen durchaus gerechtfertigt.", melde ich mich zu Wort.
Nach einer kurzen Diskussion stimmt der Professor dem Vorschlag des Zukunft-Luke zu. Dieser fordert Layton zu einem Duell heraus.
Ein Kartenspiel.
Allerdings standen sich hier Lehrmeister und Schüler gegenüber.
Das würde bestimmt interessant werden.

"Nun bin ich mir sicher. Sie sind der wahre Hershel Layton."
"Ich bin froh das ich dich überzeugen konnte.", erwiedert der Professor.
"Wenn ich ehrlich bin, ich habe es von Anfang an gewusst.", gibt der ältere Luke zu, "Aber ich wollte es mir nicht entgehen lassen, mich mit meinem Mentor zu messen."
"Ich fühle mich geehrt... in gewissem Sinne zumindest."
"Raus mit der Sprache! Wieso hast du uns hierher bestellt!", fordert nun Luke der langsam ungeduldig wurde.
"Die Wände hier haben Ohren. Hinten gibt es eine Abstellkammer, dort können wir reden. Folgt mir.", flüstert der Zukunft-Luke.

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_Sylfaen_

Zerbrochene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt