Ein großer Schritt Richtung Wahrheit

44 4 0
                                    

"Bitte reden Sie mal mit ihm, Professor.", bitte ich Layton, welcher nickt und zu Luke geht.

Der Professor und Luke reden eine Weile miteinander, Flora und ich stehen still nebeneinander und betrachten die beiden.
"Warum machst du denn eigentlich so ein trauriges Gesicht?", fragt Flora nun an mich gewendet.
"Ich hatte wieder einen Albtraum. Und der war... wirklich schlimm zum Ende hin.", antworte ich.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich bereits Ansätze von Augenringen habe.
Nicht wegen Schlafmangel, sondern wegen der Qual, die jeder Albtraum mit einer verschleierten Erinnerung mit sich bringt.
"Aha. Weißt du auch, warum du immer so schlechst träumst?"
"Ich habe da schon eine Vermutung, aber mir fehlen noch ein paar Puzzelteile. Halt, nein... es fehlt eins. Ein einziges Puzzelteil fehlt, damit ich es herausfinde.", als ich den letzten Satz ausspreche, sehe ich der Braunhaarigen in die Augen.
Flora scheint meine feste Entschlossenheit bemerkt zu haben, denn sie wirkte ein wenig erstaunt.
"Sieh mal, Luke lächelt wieder.", sagt Flora, als sie ihren Blick wieder auf die beiden Freunde gerichtet hat.
"Tatsache.", ich lächele leicht, "Und es scheint, als wäre mit seinem Lächeln seine ungetrübte Kombinationsgabe zurückgekehrt."
"Kommt, ihr beiden. Lasst uns weiter gehen!", lächelnd winkt der Professor uns zu sich und Luke und wir setzen unseren Weg fort.
"Wohin geht es denn eigentlich?", frage ich, als wir durch die dunkle Gasse gehen.
"Luke, wärst du so freundlich?", fragt Layton seinen besten Freund und Lehrling lächelnd, welcher stolz zustimmt.
"Aber natürlich, Professor!", der kleine Luke wendet sich an mich, "Wir sind auf dem Weg zu einem Herrn namens Segal. Wir haben ihn schonmal getroffen, als wir auf dem Weg nach Chinatown waren."
"Da muss ich geträumt haben...", tatsächlich konnte ich mich nicht an einen Mann namens Segal erinnern.
"Wenn du ihn siehst, erinnerst du dich bestimmt! Jedenfalls gehen wir jetzt Richtung Chinatown um Segal auf dem Basar anzutreffen."
"Basar?", ich überlege kurz, "Ach... du meinst den Schwarzmarkt?"
"Ja, genau.", der Junge nickt, "Dort fragen wir ihn nach einem Tunnel, der unter der Themse hindurchführen soll. Der Tunnel wird zwar vom Clan bewacht, aber die nette Dame vom Hotel meinte, Segal wüsste bestimmt näheres."
"Aha, und warum wollen wir an das andere Ufer der Themse?"
"Weil dort wahrscheinlich das Labor von Dimitri ist.", erklärt Luke.
"Das klingt logisch, immerhin war in der Pagode nichts, was auf ein Labor hinweisen könnte.", ich fixiere das Ende der Gasse.
"Genau. Und wir haben unterwegs auch schon verschiedene Männer in Laborkitteln und mit nassen Hosenbeinen gesehen. Also haben sie die Themse irgendwie überquert. Und wir sind auf den Schluss gekommen, dass es der vom Clan bewachte Tunnel ist, über den die Wissenschaftler kommen und gehen."
"Danke, wenigstens habe ich jetzt wieder einen Überblick über die Situation.", ich lächele den Jungen dankend an.

Dieser Segal gab wirklich nichts preis. Für wie unwissend hielt er uns bitte? Immerhin legen wir uns hier mit dem Clan an. Der größten Macht des zukünftigen Londons.
Als wir ihn dank des Professors endlich überzeugen konnten, verriet er uns, was wir wissen wollten.
"Gleich am Flussufer steht ein kleines Gebäude mit einem schweren Eisentor. Hinter dem Tor liegt ein Tunnel, der unter der Themse durchführt. Das Tor ist sicher wie ein Banktresor und mit einem codierten Zahlenschloss versehen.", erklärt Segal.
"Ein Zahlenschloss?", fragt Layton mit höhstem Interesse, "Fahren Sie fort!"
"Um den Code zu entschlüsseln, müsst ihr ein verzwicktes Rätsel lösen. Aber da ihr euer Knobeltalent ja schon bewiesen habt, sollte diese Aufgabe euch ein Leichtes sein."

Also ein kleines Gebäude am Flussufer...
"Dort geht es zu 'The Thames Arms'. Also würde ich vorschlagen, das wir dort entlang gehen.", sage ich und deute auf den Weg, der direkt zum Ufer führt.
"Da! Das muss das Tor sein, von dem Segal sprach!", sagt Flora, als wir am Ende des Steinweges ein kleines, kuppeldachiges Gebäude erblicken.
"Dann lasst uns das Zahlenschloss suchen.", schlage ich vor, obwohl wir eigentlich keine andere Wahl hatten.
"Hab es schon!", ruft Luke von der Metalltür.
"Aha! Das ist also das Zahlenschloss, von dem Segal sprach.", Flora sieht sich das Schloss an und Luke macht sich sogleich daran, die Kombination herauszufinden.

"Das hat wunderbar geklappt!", sagt Luke stolz.
"Gut gemacht.", lächele ich und wir steigen die Treppe im inneren des kleinen metallenen Gebäude hinab.
Unten angekommen konnte ich sofort nachvollziehen, warum die Wissenschaftler immer nasse Hosenbeine hatten.
Der Tunnel wird offenbar wirklich dem Verfall überlassen, denn hier unten war es schmutzig und es hat sich bereits soviel Wasser angesammelt, das ich knietief im Wasser stehe.
Ich konnte vom Glück sprechen das meine Stiefel etwas höher waren als das Wasser. Bei Flora sah es da schon ganz anders aus.
"Professor! Luke! Wartet doch! Wir werden ja ganz nass!", sagt die Braunhaarige laut.
"Wie schade! Aber manchmal muss man Opfer bringen, wenn man zu den echten Spürnasen gehören möchte.", erwidert Luke.
"Du hast leicht Reden, Luke! Du trägst ja auch eine kurze Hose!", erwidert Flora ein wenig zornig.

"Seht mal, wer dort vorne steht.", sage ich mit ausdrucksloser Miene und sehe geradeaus in den Tunnel.
"Das ist doch der Herr, welcher vor dem Glockentor stand und uns nicht durchlassen wollte!", sagt Flora.
Missmutig sehe ich den Mann an; was wir auch taten, er schien uns immer einen Schritt voraus zu sein und uns zu erwarten.
"Hmpf. Na, na, wer kommt denn da?", fragt er als er uns sieht.
"Sie schon wieder!", Laytons Aussage fasste wohl alles zusammen, was ich mir in diesem Moment dachte.
"Und ich dachte, dass dieser Tunnel nicht bewacht wäre!", sagt Luke mit verschränkten Armen.
"Das ist auch so, Kleiner. Ich mache bloß gerade Pause. Es gefällt mir hier unten.", erwidert der Mann.
》Ja, und das anscheinend besser als den Ratten.《, grimmig starre ich den Mann an.
"Aber nun, da ihr entlangspaziert kommt, kann ich euch natürlich nicht einfach durchlassen.", fügt das Clanmitglied hinzu.
"Aber wir müssen unbedingt weiter! Können Sie nicht kurz in die andere Richtung schauen?", fragt Luke.
Das war eigentlich kein so schlechter Vorschlag, aber der Herr würde das garantiert nicht tun.
Der Mann schnaubt, "Ihr macht euch also ins Labor auf, was?"
Was sollten vier vom Clan gesuchte Menschen und ein Papagei auch sonst anderes wollen?
"Na, von mir aus. Ich bin ja sozusagen grade außer Dienst.", stimmt das Clanmitglied zu, "Aber das heißt nicht, dass ich nicht gewisse Ansprüche habe und diese solltet ihr besser erfüllen."
Ansprüche? Sollen wir etwa die Schuhe ausziehen, damit das Wasser nicht schmutzig wird?
Oder meint er etwa wieder ein Rätsel?

"Ich hoffe, wir sehen ihn nie wieder.", entnervt sehe ich mir über die Schulter, zurück zu dem Mann welcher der Entfernung wegen nur noch als winzige Gestalt zu erkennen war.

-----------------------------------------------------------

_Sylfaen_

Zerbrochene ErinnerungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt