Zur selben Zeit in Selia„Wir sollten den Verräter bald gefunden haben, Atrius.
Ich habe einige Wachen beauftragt, nach ihm zu suchen."
„Wir haben ein weiteres Problem, Jane."
„Was ist los?"
„Ein Wache hat ein beunruhigendes Gerücht mitbekommen. Anscheinend soll die Maske Meandra überredet haben, sich ihr anzuschließen."
„Sollen wir versuchen, die Reisenden zu warnen? Wer weiß, was Meandra mit ihnen vorhat."
„Das wird ihnen nur Angst machen, und Lia wird es trotzdem versuchen müssen, das weißt du, Jane.
Wir haben keine andere Wahl."
„Wir können die Gruppe nicht einfach so in den Tod schicken. Wenn James sie schon überredet hat, haben wir keine Chance mehr."
„Es sind Gerüchte. Wer weiß, was daran wahr ist."
„Ich weiß nicht, Atrius, fühlt sich das für dich richtig an?"
„Nichts an dem was wir tun ist richtig. Wir handeln aus Angst, aber wer kann uns das schon verübeln?"Rivera
Wir haben uns von Fazira etwas zu Essen und zu Trinken mitgenommen.
Geklaut trifft es wohl eher, sie hätte es uns nie im Leben freiwillig gegeben.
Jetzt, wo wir alle satt sind, denken alle nur noch ans Schlafen.
Tyler geht es wieder ein bisschen besser, obwohl man ihm ansieht, dass er immer noch sehr oft an Eric denkt.
Heute Nacht teile ich meine Wachschicht mit Shane.
Wir sind als erstes dran, weshalb mich niemand wecken muss, und setzen uns nebeneinander ans Lagerfeuer.
Die Flammen erhellen immer wieder Shanes Gesicht und lassen seine Züge durch die Schatten kantiger aussehen.
„Du bist enttäuscht.", stelle ich fest.
„Wundert dich das?"
Ich schüttele den Kopf.
„Wie fühlt es sich an?", frage ich leise.
„Seinen Eltern nach mehr als zehn Jahren gegenüber zu stehen?"
Ich nicke.
„Es ist merkwürdig. Ich habe wirklich gehofft, dass ich mit einem echten Lächeln aus diesem verdammten Schloss gehe."
Ich schweige.
„Erst einmal denkt man, alles wird gut. Man vergleicht seine Situation mit den vorherigen und redet sich ein, dass es sowieso klappen wird, weil es bei den anderen auch geklappt hat.
Sobald man von Gegenteil überrascht wird, verliert man jede Hoffnung, die man vorher gehabt hat. Ich meine, glaubst du wirklich, es wird keine Toten mehr geben?"
Ich runzele die Stirn.
Shane wartet auf meine Antwort.
„Keine Ahnung.", sage ich schließlich.
„Ist es nicht schöner, mit positiven Gedanken durch diese Hölle zu gehen?", frage ich.
„Seien wir ehrlich, diese Reise kann gar keine positiven Auswirkungen auf etwas haben. Sie nimmt dir jegliche Freude und vertauscht sie mit Angst und Trauer. Oder etwa nicht?"
„Willst du den Rest der Zeit damit verbringen, zu rätseln, wer als nächstes stirbt?"
„Natürlich nicht. Aber wir müssen aufhören zu sagen, dass alles gut wird. Es ist schon längst nicht mehr alles gut."
Shane hat recht, dass weiß ich.
Ich möchte mir nicht vorstellen, wie jemand weiteres uns verlässt, aber so zu tun, als wäre alles halb so schlimm, ist auch keine Lösung.
Werde ich überhaupt jemals zurück nach London können?
Und was passiert dann mit meinen Freundschaften?
Ich werde Edmon, May, Hailey, Farian, Shane und Maddison kaum sehen können.
Ich seufze.
Ich habe jetzt schon drei Etappen überlebt, die vierte schaffe ich auch noch.
Den Rest unserer Schicht verbringen wir in angenehmem Schweigen.
Nach uns ist Felis dran, und sobald ich ihn geweckt habe, lege ich mich in mein Bett.
Am nächsten Morgen dürfen wir ausschlafen.
Ich weiß nicht, ob mich das freuen oder noch mehr verunsichern soll.
Natürlich tut der Schlaf uns allen gut, aber das heißt auch, dass Etalon meint, für den Feuerwald des Miron bräuchten wir mehr Energie, als für den Rest der Reise.
Die ersten zwei Tage vergehen ohne Probleme.
Wir sind ganz in der Nähe von Selia, und ich merke, wie die Spannung steigt.
Was passiert dieses mal an der Grenze?
Felis läuft neben mir.
„Wie lautet die Prophezeiung, um zu Meandra zu kommen?", frage ich ihn.
„"Wer auf den Wegen bleibt,
Wo nichts blüht oder gedeiht,
Der komme davon,
Zum Feuerwald des Miron."", zitiert er.
Ich runzele die Stirn.
„Gibt es da irgendetwas besonderes zu verstehen?"
Felis zuckt mit den Schultern.
„Das werden wir wohl herausfinden müssen. Aber lass uns lieber Thema wechseln."
Ich nicke.
„Wenn das alles hier vorbei ist,", fängt er zaghaft an,„dann gehst du wieder nach London, stimmt's?"
Wieder nicke ich.
„Dann wirst du aber trotzdem noch nach Selia kommen wollen, um deine Freunde zu besuchen."
„Worauf willst du hinaus?"
Felis seufzt.
„Eigentlich will ich dir nur sagen, dass du bei uns in Terrestra immer herzlich willkommen bist.
Du kannst bei uns übernachten, wenn du willst. Falls du keine Lust auf das Hotel hast, meine ich."
Ich lächele ihn dankbar an.
So schrecklich meine Eltern auch sein mögen, mit meinem Patenonkel habe ich wirklich Glück gehabt.
Ich schaue wieder nach vorne.
Man merkt schon, wie es langsam grüner und wärmer wird.
Ich bräuchte Wasser, aber wir haben keins mehr.
Ich schwitze.
Hier leben keine Menschen, was kein Wunder ist, weil wir uns wirklich am äußersten Rand von Rivera befinden.
Irgendwann kommen wir an eine riesige Rosenwand.
Links und rechts vom Weg sind Rosensträucher.
Wir können nirgendwo durch, es muss einen Weg durch diese Wand geben.
„Schaut mal da!", bemerkt Hailey und zeigt nach rechts.
Ich kneife meine Augen zusammen.
Tatsächlich, mitten in einem Rosenstrauch befindet sich ein Gänseblümchen.
Ein einziges.
Hailey will schon loslaufen, doch Etalon hält sie auf.
„Die Prophezeiung besagt, dass man nicht die Wege verlassen soll.", erinnert er.
„Was sollen wir denn sonst machen?"
Schweigen.
„Eben. Ich gehe jetzt das Gänseblümchen holen."
Mit diesen Worten verlässt Hailey den Pfad und stapft durch das Gras auf den einen Strauch zu.
Nichts passiert.
Als sie an eine Dorne gerät, flucht sie, doch dann rupft sie die Blume ab.
Es wächst komischerweise direkt eine neue nach.
In dem Moment öffnet sich die Wand vor uns und gibt den Blick auf einen Wald frei.
Es st nirgends Feuer zu sehen.
Als die Rosenwand sich wieder hinter uns verschließt, wird es dunkel und still.
Kein Vogel ist zu hören.
Die Hitze von vorhin ist immer noch da.
„Jetzt sind wir in Selia.", bemerkt Megan und wischt sich über die Stirn.
Sie zeigt auf den Boden.
Als ich genauer hinschaue, sehe ich die Sonne.
„Die goldene Sonne von Selia", murmelt May.
Es ist komisch, wieder in der Stadt zu sein, in welcher wir losgelaufen sind, und trotzdem so weit weg vom Hotel zu sein.
Plötzlich legen sich von hinten zwei Arme um meinen Hals und drücken mir die Luft ab.
Es ist so schnell passiert, dass ich mich nicht wehren konnte.
„Eine Bewegung und sie ist tot.", droht mein Angreifer mit kalter Stimme.
Es fühlt sich an, als würde man mir ein Messer ins Herz stechen.
Die Person, die uns gerade alle schockiert hat, ist niemand anderes als Hailey.Sooo das war Kapitel 22 :)
Ist Hailey die Verräterin?
Wer hat das von Anfang an gedacht?
Und wenn nicht sie, wen habt ihr dann in Gedanken?
Das Buch neigt sich übrigens so langsam aber sicher dem Ende zu, ich arbeite gerade am zweiten Band.
(Es wird eine Trilogie)
Mal schauen, ob ich den dann direkt hier veröffentliche oder erst fertig schreibe, es sei denn, ihr habt eins von beiden lieber?
Und wenn euch die Geschichte hier gefällt, könnt ihr gerne mal bei meiner anderen "In einer Sekunde" vorbeischauen, dass ist zwar Jugendliteratur und kein Fantasy, aber ich hoffe, es gefällt euch trotzdem :)
Votes und Rückmeldung bitte nicht vergessen!
Ich wünsche euch noch einen schönen Abend :)
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Augenfarbe
Fantasy„Also...Glaubst du wirklich, dass etwas mit dir nicht in Ordnung ist?", fragt sie zaghaft. „Ja. Das tue ich." Manchmal gibt es Momente, in denen sich ganze Leben auf den Kopf stellen. Genau so einen Moment erfährt Lia am eigenen Leib, als ihr sechze...