Kapitel 26

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Irgendetwas war gerade komisch, und das liegt nicht nur an der Stimme in meinem Kopf, die mal wieder meine Gedanken durcheinander gebracht hat.
Ich nehme wieder rechts eine Bewegung wahr, doch ich bin nicht schnell genug, alles was ich sehe ist eine blonde Strähne, der Rest des Körpers ist hinter der kleinen Baumgruppe verschwunden.
Vielleicht habe ich es mir auch einfach nur eingebildet.
Ich lege den Kopf in den Nacken, schließe kurz meine Augen.
Momente kommen mir in den Kopf, die jetzt schon in weiter Ferne liegen, obwohl sie gar nicht vor so langer Zeit passiert sind.
Ich ziehe mich an einer Stange bei der Turnaufführung hoch.
Das Bild wechselt.
Ich schaue in den Spiegel, um meine Lippen zeichnet sich eine Blutspur, die Übelkeit vergeht.
Meine Sicht flimmert.
Die Flammen verschlingen die Schule in rasendem Tempo, mir wird schwarz vor Augen.
Ich bekomme Kopfschmerzen.
Das Lichtportal öffnet sich.
Wann hört es auf?
Ich lehne an einer Wand, mein Blick gefesselt von zwei mir fremden grünen Augen.
Ich verspüre ein plötzliche Lust, loszurennen.
Ich schaffe es, meine Augen zu öffnen.
Ein Blick versichert mir, dass niemand in meiner Nähe ist.
Und dann renne ich.
Maddison liegt am Boden, weint um Amy.
Vielleicht schneller also bei meinem damaligen Joggen mit Hailey.
Eric verschwindet vor meinen Augen.
Vielleicht schneller als bei meinem plötzlichen Sprint im Sportunterricht mit Mrs. green.
Ich realisiere, dass wir sowohl Felis als auch Tyler verloren haben.
Vielleicht schneller, als je jemand gerannt ist.
Keine Bilder mehr.
Ich atme auf.
Und in dem Moment wird mir klar, dass es egal ist, was beim Maskenball passieren wird.
Ich habe etwas erlebt.
Ich habe Freunde, die ich liebe.
Was will man mehr?
Durch einen Blick auf die schwarze Rose an meinem Armband verziehen meine Lippen sich zu einem Lächeln.
Vielleicht war es gut, dass ich damals diese zweite Augenfarbe bekommen habe.

Die Zeit ist zu schnell vergangen.
Der Tag, den alle gespannt erwartet haben, ist heute.
Ich trage ein langes schwarzes Kleid, passend zu meiner schwarzen Maske.
Wir werden in Kutschen zu der großen Halle gebracht, in welcher der Ball jedes Jahr stattfindet.
Ich bin unfassbar aufgeregt.
Die Dekoration ist der Wahnsinn.
Überall hängen Kronleuchter, alles ist luxuriös.
Es sind schon viele Menschen da, als wir ankommen.
Faziras Haare erkenne ich sofort, und ihr unauffälliges Nicken war eindeutig an mich gerichtet.
Auch Arton und Morton kann ich recht schnell ausfindig machen.
Von Meandras roten Haaren keine Spur.
Ich folge May und Hailey ins Bad.
Mays Kleid ist dunkelrot, genauso
wie ihr Lippenstift, bei Hailey ist alles in altrosa gehalten.
Wir stehen nebeneinander vor dem großen Spiegel.
Meine schwarzgeschminkten Lippen verziehen sich zu einem echten Lächeln.
Es wird erwidert.
Als wir aus der Tür treten, spüre ich sofort Meandras Anwesenheit.
Sie ist kaum zu übersehen.
Ihre Haarpracht hat sie hochgesteckt, und ihren schlanken Körper hat sie in einem weißen Kleid verhüllt.
Sie trägt goldenen Schmuck, eine weiße Maske und goldenen Lippenstift.
Sie sieht aus wie eine Göttin.
Die Person neben ihr ist recht klein, mit zurückgekämmten Haaren, ich schätze, ein Mann.
Plötzlich fällt mir ein, dass das dann wohl die Maske sein muss, und mir läuft es kalt den Rücken runter.
Seine Maske ist weiß, mit kleinen Löchern für die Augen.
Nase und Mund sind auch verdeckt, ich glaube, die einzige Maske heute Abend, die diese Form hat.
Atrius wirkt angespannt unter seiner nachtblauen Maske.
Im Hintergrund läuft alte Jazzmusik.
Bei den meisten weiß ich nicht, ob es sich um einen Freund oder einen Feind handelt.
May und Hailey sind in der Menge verschwunden, ich habe nur noch Atrius im Blick.
Edmon habe ich noch gar nicht gesehen.
Anscheinend weiß keiner so wirklich, wie es jetzt weitergeht, denn nichts passiert.
Ein paar tanzen, vermutlich, um die angespannte Stimmung ein bisschen aufzulockern.
Etwas weißes blitzt auf, mein Blick wandert dorthin und erfasst Meandras rote Haare, die hinter jemandes Rücken verschwinden.
Mein Blick wandert prüfend umher, doch nichts ist zu finden, was  unseren Plan sabotieren könnte.
Außer ich, natürlich.
Ich darf mir nicht anmerken lassen, dass ich nicht vorhabe, einfach so mit Meandra mitzugehen.
Bestimmt eine halbe Stunde lang irre ich einfach nur umher, auf der Suche nach meinen Freunden.
Dann geht die Musik aus.
Es kommt so plötzlich, dass ich erschrocken die Luft anhalte.
Alle halten still.
Eine Person setzt sich in Bewegung, das höre ich an den Schuhen, doch ich weiß nicht, wer es ist.
Dann ein zweiter, ein dritter, ein vierter.
So geht es weiter, bis sich abzeichnet, wie die Anhänger der Maske sich auf eine Seite stellen, und wir so automatisch eine andere formen.
Jemand streift meinen Arm, als er an mir vorbei zur Maske läuft, und ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Mittlerweile sind deutlich die zwei Seiten zu erkennen.
„Wir halten uns an den Deal, wenn ihr es auch tut.", bricht Meandra mit lauter Stimme die Stille.
Keiner reagiert.
Ganz sachte werde ich nach vorne geschoben und bemühe mich, mir vor Aufregung nichts anmerken zu lassen.
Meandra tritt einen Schritt näher.
„Sollte einer es wagen, den Deal zu brechen, wird er es ganz sicher bereuen.", droht sie.
Sie winkt mich zu sich rüber.
Ganz langsam komme ich auf sie zu.
Als ich ungefähr einen Meter von ihr entfernt stehe, geht es los.
Atrius feuert als erster, dann folgen die Ringträger.
Es kommt so unerwartet, dass ich erstarre.
Ich werde zur Seite geschubst, und sobald ich mich aufgerappelt habe, erwachen meine Sinne und ich kämpfe mit.
Ich schieße meine Kräfte einfach irgendwo in die generische Seite hinein, alles ist voller Magie, ich kann überhaupt nichts mehr sehen, es ist viel zu hell.
Was ich aber erkennen kann, ist Meandras Gestalt, die sich zu mir durchkämpft.
Sie wird oft getroffen, doch nichts scheint ihr etwas anhaben zu können.
Aus irgendeinem Grund ist sie unverwundbar.
Irgendwas läuft hier gewaltig falsch.
Ich erhasche einen Blick auf die Maske, die jeden Angriff mit Erfolg abwehrt.
Ich suche mit meinem Blick den Raum nach meinen Freunden ab und entdecke nach und nach May, Hailey, Shane, Maddison, Atrius, Farian, Megan und Etalon.
Zuletzt fällt mein Blick auf Edmon.
Er schaut gleichzeitig zu mir.
Sein Blick ist panisch.
Meiner auch.
Dann wird alles schwarz.

Das war's mit "Augenfarbe".
Krass.
Wie schon erwähnt wird es einen zweiten Band geben, an welchem ich gerade arbeite.
Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich mich jetzt eher auf den zweiten Band ("Augenblick") oder auf meine andere Geschichte "In einer Sekunde" konzentrieren möchte.
Mehr Informationen dazu gibt's dann im
Nächsten Kapitel :)
Rückmeldung und Votes bitte nicht vergessen!
Bis dann :)

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