E I N S

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Entschlossen raffte er sich wieder auf.

Das konnte doch nicht sein. Es musste einen Weg hier rausgeben. Wenn auch irgendeinen Luftschacht oder eine Seitengasse... so schnell würde er nicht aufgeben. Er bekam doch sonst auch immer alles auf die Reihe, also, warum sollte er jetzt an so einer behinderten Holztür scheitern? Mit neuem Mut raffte er sich wieder auf und machte sich auf den Weg, jede einzelne Tür auszuprobieren, bis er irgendwann einen Weg herausfinden würde. Die Türen, die er bereits probiert hatte, ließ er hinter sich, nahm diesmal die andere Seite des Ganges. Auch hier wollte sich keine Tür bewegen. Auffällig war nur, dass auf jeder dieser Türen eine Zahl stand. Hatte das etwas zu bedeuten oder war das einfach willkürlich, denn so kam es ihm vor. Die Zahlen waren weder sinnvoll angeordnet, noch schienen sie irgendeinem System zu unterliegen. Er hatte zwar in Mathe noch nie wirklich aufgepasst, aber er war sich sicher, dass das hier nichts mit Mathematik zu tun hatte. Bevor er aber jede einzelne Tür im unteren Stockwerk abklapperte, wollte er erst nochmal die Treppe hinaufgehen, um zu sehen, ob es dort bessere Aussichten für ihn gab. Die Stufen unter seinen Füßen knarzten, er war nicht gerade geräuschlos unterwegs.

Am Ende der Treppe teilte sich der Gang auf und er musste sich entscheiden ob er nach links oder nach rechts gehen wollte. Zusätzlich konnte er über sich ein Fenster entdecken. Es war klein und wahrscheinlich auch viel zu hoch, um dort raus zu klettern. Denn selbst, wenn er hier drin mit irgendwelchen versteckten Kisten oder Stühlen eine Erhöhung bis nach da oben bauen könnte, würde er spätestens, wenn er aus der anderen Seite rausmusste, scheitern. Einen Sprung aus dieser Höhe würde man wohl unwahrscheinlich unbeschadet überleben.

Also entschied er sich gegen das Fenster und lief nochmal die beiden seitlichen Flure ab.

Auch die rechte Seite brachte ihm keinen Erfolg, doch als er im linken Gang an einem –zugegebenermaßen- ziemlich grotesken Gemälde zum Stehen kam, konnte er eine 1 an der Tür neben sich begutachten.

‚Letzter Versuch' dachte er sich insgeheim und drückte mit nicht mehr allzu viel Zuversicht die Klinke runter. Umso überraschter war er, als sich die Scharniere tatsächlich regten, als die Tür sich wirklich zu öffnen begann. Vorsichtig trat er ein und kaum hatte er die Tür losgelassen, krachte auch schon die Klinke ins Schloss. Ob das jetzt physikalisch möglich gewesen war oder nicht, sei mal dahingestellt. Feststand, dass er schon wieder in einem Raum eingeschlossen war. Auch mehrfaches Rütteln brachte bei dieser Tür wieder nichts und wie er so in sein Rauskommen aus diesem Raum vertieft war, obwohl er doch eben noch so dringlich hier rein gewollt hatte, so bemerkte er den dunkelhaarigen Jungen nicht, der neben ihm aufgetaucht war.

„Hey du", sagte der Kleinere zaghaft und Patrick zuckte erschrocken zusammen.

„What the-, Junge was hast du für Probleme!? Spast! Du kannst mich doch nicht so erschrecken!", fing er wild an zu fluchen, wie man es eben von ihm gewohnt war. Doch der Kleinere ließ sich davon nicht beeindrucken. Er blickte ihn nur starr an.

In Patricks Hirn fing es an zu rattern und er sprach aus, was er dachte. Direkt, warum sollte er auch ein Blatt vor den Mund nehmen?

„Du bist doch der Junge aus meinem... also, irgendwoher kenn ich dich. Haben wir uns irgendwie schon mal gesehen?"

So absurd es auch sein mochte, diese Gestalt kam ihm unwahrscheinlich bekannt vor. Es konnte eigentlich nicht sein. Er war hier in einem gruseligen alten Geisterschloss, das schon seit Jahren verlassen war und in dem sich keiner freiwillig aufhalten würde. Nur er selbst war so blöd gewesen, hier rein zu spazieren und sich auf gut Glück von allen Seiten einsperren zu lassen.

„Ja... wir kennen uns"

Selbst die Stimme dieses Jungen kannte er irgendwoher... verdammt das war gruselig!

#Adventskalender2017 ~ Hinter verschlossenen TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt