V I E R Z E H N

111 22 2
                                    

Es war unfassbar. Er war tatsächlich ein schlechter Mensch. Dieses Haus hatte von Anfang an mit allem Recht gehabt. Was auch immer in den nächsten 11 Türen passieren würde, er musste das ändern. Er musste sich ändern. Genau genommen hatte er ja irgendwie immer gewusst, dass sein Verhalten und generell sein Umgang mit anderen Menschen nicht der freundlichste war, aber dass er anderen solche Schäden damit zufügte...

Er hatte eine Mission. Er würde sich ändern. Und durch diese umso bestärkter öffnete er mit neu gefasstem Mut Tür Nummer 14.

Dort stand er mitten auf einer Straße. Hektisch sah er sich um, suchte nach irgendeiner Person, die er kannte, oder die für ihn zuständig zu sein schien. Und da war sie auch schon. Beziehungsweise er. Frederick. Freddie, der kleinste aus seiner üblichen Truppe, mit den schulterlangen Haaren und einer Tendenz zum rundlichen Bauch. Der, den es immer am Meisten traf, wenn Sie sich gegenseitig aufzogen. Kein Wunder, er war der größte Langweiler, kam nie mitfeiern oder auf Partys, dieser kleine- Ja... da würde er auf jeden Fall einiges gut zu machen haben.
„Freddie!", rief er, während Angesprochener zügig die andere Straßenseite entlangeilte. Doch der Ruf brachte ihn nicht zum Anhalten, stattdessen wurden seine Schritte nur noch schneller und er zog sich die Kapuze noch tiefer ins Gesicht. „Hey, warte doch!" Aber Patrick sah schnell ein, dass er seinen so Kumpel nicht zum Stehen bringen konnte. Und somit begann er ebenfalls zu rennen, entschuldigte sich flüchtig bei dem Autofahrer, dem er fast vor die Frontscheibe gelaufen wäre und versuchte seinen Freund trotz dessen schnellen Schrittes einzuholen. Doch kurz bevor ihn erreicht hatte, bog dieser unerwartet um eine Ecke und -war verschwunden. Die eher heruntergekommene Seitenstraße, in welcher er nun stand, war beinahe menschenleer.

Hier gab es nicht mal irgendwas Nennenswertes. Ein paar mehrstöckige Häuser, die allerdings ziemlich verfallen waren, ein Obstladen, der auch nicht so aussah, als ob er sich hier noch lange halten könnte und eine etwas breitere Tür die ausgeschildert war. Das Logo war orange. Mehr konnte er dem aber auch nicht entnehmen. Da die restlichen Häuser jedoch noch nichtssagender aussahen, beschloss er, einfach dort nachzusehen. Was auch immer Frederick an einem Ort wie diesen zu suchen hatte.

Erst nach und nach begriff er, was für eine Einrichtung das hier war. Mittlerweile hatte er auch Freddie wiedergefunden. „Hey, was machst-", wollte er den Jungen begrüßen, doch dieser fiel ihm ins Wort: „Bitte sag das keinem, ja? Dass ich hier bin, das sollte keiner wissen, ich-" Doch auch Patrick unterbrach ihn in seiner Aufregung. „Bleib' locker Freddie. Alles cool. Ich wollte bloß wissen, was du hier tust... oder vielmehr, was das hier ist."

„So eine Art Suppenküche, wie man's in den amerikanischen Filmen öfters sieht." Damit konnte Patrick durchaus etwas anfangen. „Kann ich mitmachen?", Freddie zog sichtlich verwundert die Augenbraue hoch. Schien aber auch positiv überrascht zu sein. „Klar, wir brauchen immer Leute."

Kurz darauf lief Patrick ihm folgsam wie ein kleines Entchen hinterher, bis sie an dieser Ausgabe angekommen waren. Es überraschte ihn nur wenig, dass unter den paar helfenden Leuten auch Manuels Wenigkeit vertreten war.

„Und du kommst öfter hier her?" „Ja, jeden Freitag. Deshalb kann ich auch fast nie mit euch feiern gehen, weil wir gerade freitags einfach immer unterbesetzt sind." „Ich find's cool was du machst.", es waren ehrliche Worte. Der schielende Blick von Manuel entging ihm dabei nicht. „Ernsthaft jetzt? Ich meine, das ist, du... aber? - danke.", stotterte Frederick undeutlich vor sich hin.

Es fiel ihm schwer, einzuschätzen, ob er diesmal tatsächlich alles richtig gemacht hatte. Den Unterschied zu all den restlichen Türen empfand er dennoch als eindeutig. Freddie hatte ihn weder belehrt, noch auf seine etlichen Fehler aufmerksam gemacht. Er hatte ihm schlichtweg etwas beigebracht.

Nächstenliebe.

#Adventskalender2017 ~ Hinter verschlossenen TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt