A C H T Z E H N

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Aufgeben... was war denn los mit ihm? Himmel, hatte er Glück, dass dieser Alex ihn das doch nicht hat durchziehen lassen. Er war doch nicht mehr ganz bei Sinnen gewesen.
Immer noch entsetzt oder vielmehr enttäuscht von sich selbst machte er sich auf die Suche nach der nächsten Tür.
Man könnte meinen es würde mit der Zeit immer einfacher werden die noch unbetretenen Räume zu finden, da aber Zahlen wie Wörter genau den gleichen Goldton hatten, war es auf die Entfernung trotzdem nahezu unmöglich diese irgendwie zu unterscheiden. Also wie immer beide Stockwerke abrennen und hoffen das man der richtigen Tür möglichst schnell rein zufällig über den Weg lief.
Zum Glück war sein Hirn auch nicht völlig unterentwickelt, sodass er sich zumindest teilweise an die Orte der schon besuchten Türen erinnern konnte.
Und damit auf ein weiteres. Tür 18.

...

Ein Krankenhaus. Ein Wartezimmer in einem Krankenhaus. Er war - es wäre überflüssig zu erwähnen, dass er wie immer nicht wusste warum - in einem verdammten Wartezimmer in einem Krankenhaus. Und das ließ wirklich nichts Gutes zu vermuten übrig.

„Patrick Meyer?" Das war die Frau an der Rezeption. Jetzt würde er sicherlich gleich erfahren, was los war. „Ja?", machte er sich bemerkbar und beeilte sich, zu der rekordverdächtig schnell tippenden Frau zu kommen. „Ihr Freund, Ardian, ist jetzt fertig und kommt gleich. Die Bescheinigung, dass sein Kumpel ihn nach Hause begleiten darf ist bereits abgegeben." Sie rollte sichtlich mit den Augen, schien es ziemlich albern zu finden, dass dieser ‚Kumpel von ihm' nicht von seiner Familie, beziehungsweise Eltern abgeholt wurde.
Er kannte keinen Adrian oder Ardian. Zumindest konnte er sich nicht aktiv daran erinnern, schon einmal diesen Namen gehört zu haben. Und dann kam der besagte Junge. Vom Körperbau und generellen Aussehen glich er dem Izzi - Alex ziemlich stark. Es gab jedoch einen markanten Unterschied.
Adrian, oder wie er eben hieß, trug eine Binde um die Augen und in einer Hand hielt er einen Gehstock. Der Junge war doch hoffentlich nicht wirklich blind? Doch da stand er auch schon vor ihm, lächelte ihn an und Patrick war einfach nur damit überfordert, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. „Können wir?", kam die Frage seines Gegenübers und er bestätigte bloß schnell mit einem Nicken. Bis ihm bewusst wurde, dass das eventuell nicht die cleverste Art war, mit einem vermutlich Blinden zu kommunizieren. „Klar, du musst mir nur sagen, wohin." „Das sollte kein Problem sein.", der Junge schmunzelte und wies ihn schnell ein worauf er achten müsse und wie er ihm am besten helfen konnte.

Sie waren bereits einige Minuten schweigend nebeneinander hergelaufen, als Adri- Ardian? die Stille brach. „Du hast Fragen. Das merke ich. Frag sie ruhig, im schlimmsten Fall kann ich sie ja nur nicht beantworten." „Wie war noch gleich dein Name?" „Ardian. Aber tu mir den Gefallen und nenn' mich nicht so. Ardy ist völlig ausreichend." „Okay, Ardy, was ist mit deinen Augen?" „Die Geschichte willst du echt hören?" Wieder nickte Patrick, geistesabwesend wie er war, bis er die Situation wieder im Blick hatte und verbal bestätigte. „Also... schwierige Sache. Du musst wissen, bis vor kurzem war ich noch beinahe blind. Brillen waren für mich bei meiner Sehschwäche aber immer sehr riskant und Kontaktlinsen auch eher problematisch. Deshalb wurde mir angeboten durch einen Eingriff meine Linse zu verbessern und das ist jetzt das Ergebnis. Als Kurzfassung. Reicht dir das?" „Naja... aber wie kommt es dann, dass du dich blind so gut zurechtfindest? Das braucht doch auch bestimmt Übung?" „Sagen wir's so: Die Ärzte haben schon viel an mir rumprobiert. Das ist nicht das erste Mal, dass ich so rumrenne." „Oh.", das klang mitleidig. „Bitte mach' sowas nicht. Diese Beileidslaute. Ich fühl' mich dann immer so hilfsbedürftig behandelt." „Versteh' ich." Und das tat er tatsächlich.

Als sie an seiner Haustür angekommen waren verabschiedete er sich freundlich, bedankte sich für das nette Gespräch, welches er, seinen Worten nach, lange nicht mehr so genossen habe und ging völlig passabel die Treppenstufen hoch, als ob er nicht gerade keinen Funken seines Augenlichts zur Verfügung hatte.

Das heutige Wort war Bewunderung. Jetzt übertrieb die Tür aber wirklich.

#Adventskalender2017 ~ Hinter verschlossenen TürenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt