Ich merkte erst, dass ich auf dem Sofa in der kleinen Halle eingeschlafen war, als ich das Schnurren auf meiner Brust von dem kleinen Kätzchen nicht mehr wahrnahm und es wesentlich kühler war als vorhin noch.
Jedoch war mir noch nicht nach Augen öffnen und wieder zurück zum Wohngebäude laufen, also behielt ich meine Augen geschlossen und kuschelte mich an ein warmes Kissen neben mich, was ungewöhnlich groß und nicht weich war und sich auch nicht bewegen ließ.
Ich nahm leises lachen unmittelbar neben meinem Ohr wahr.
Eigentlich lachen Kissen ja nicht. Oder?
Ich kuschelte mich zurecht und spürte wie etwas um mich gelegt wurde.
"Ach Raiee." erklang eine amüsierte samtig weiche Stimme an meinem Ohr.
Kissen redeten auch definitiv nicht, aber dennoch wollte ich noch in dieser angenehmen schwere einer lockerern, guttuenden Müdigkeit hängen aus der ich mich einfach nicht lösen konnte.
Etwas warmes strich immer und immer wieder über meinen Arm und zufrieden und träge seufzte ich und sog die Luft ein.
Sie war nicht angenehm sauber wie draußen, sondern roch eigenartig, nicht natürlich aber auch nicht wiederlich.
Im Halbschlaf runzelte ich meine Nase und erntete ein weiteres Lachen.Das Knarzen einer Tür, die geöffnet wurde war zu hören und mein Kissen spannte sich an.
"Ich hab dich überall gesucht." ertönte eine mahnende Männerstimme aus der Richtung der geöffneten Tür.
"Und ich wollte nicht gesucht werden." gab mein Kissen zurück und strich weiter über meinen Arm, was mich unglaublich beruhigte.
"Achte auf deinen Ton Wonho." Der Mann klang nicht grade freundlich und mir wurde klar das ich auf keinem Kissen lag, sondern auf Wonho.
Wonho lachte auf, aber schoss mit seinen Worten nicht zurück.
"Ist das die jüngere aus dem Norden?" wurde gefragt. Wonho antwortete mit einem knappen ja und seufzte ziemlich angenervt.
"Hast du meinen Sohn irgendwo gesehen? Er sollte seit einer halben Stunde in seinem Zimmer sein." sprach der Mann streng.
Erneut seufzte Wonho und richtete sich auf, schob mich aber nicht von sich.
Mittlerweile hielt ich die Augen nur noch zu um das Gespräch mitzubekommen.
"Ich weiß nicht wo Hyungwon ist, aber ich kann dir sagen bei wem er sein könnte." antwortete er.
Der Mann, Hyungwons Vater schnaubte wenig begeistert auf. "Sag mir nicht bei diesem..."
"Minhyuk ja bei ihm ist er. Wüsste nicht was es dagegen einzuwenden gibt. Sie verstehen sich bestens." meinte Wonho leichfüßig und lachte leise.
Hyungwons Vater war definitiv das ganze Gegenteil seines Sohnes, das war mir sofort klar geworden und ich hatte ihn nichtmal gesehen.
Alleine wollte ich Hyungwons Vater bestimmt nicht begegnenen.
"Du weißt das er anders ist und ich das nicht möchte!" donnerte der Vater und ich hatte mühe nicht zusammen zu zucken.
Abfällig lachte Wonho auf.
"Er ist dein Sohn. Du solltest ihn akzeptieren. Die Art wie er denkt, handelt, die Welt sieht. Netter Junge dein Sohn, solltest dich vielleicht auch mal mit ihm beschäftigen und mich nicht bevorzugen, nur weil ich dir besser in den Kram passe." ertönte er respektlos und zog mich an sich.
"Bevorzugt wurde ich in meinem Leben schon genug. Ich bin abgehauen um davon weg zukommen und an Hyungwon ist nichts falsch, nur weil er nicht nach deinen Regeln spielt, nur weil er mehr Kopf als Kraft hat. Auch Menschen mit Hirn sind in einer solchen Gesellschaft wichtig. Fang doch einfach an ihn zu akzeptieren."
Ich hatte noch nie gehört wie jemand einen älteren so zurecht wies, als wäre er selber älter und erfahrener im Leben.
"Mein Sohn ist es nicht würdig akzeptiert zu werden, so lange er so tickt und jetzt sag mir wo er ist oder du kannst im Wald schlafen." wurde Wonho gedroht.
"Wäre wohl Hyungwon und mir lieber, als bei dir im Haus." entgegnete dieser nur gelassen und strich Strähnen aus meinem Gesicht.
Die Tür flog zu und einen Moment herrschte unaushaltbare Ruhe in der Halle."Du hast von diesem Gespräch eben nichts mitbekommen Raiee." murmelte Wonho mir zu.
Wie automatisch öffnete ich die Augen und sah in seine braunen und wütend wirkenden.
"Wieso?" harkte ich ein wenig verdattert nach.
Mir wurde bewusst, dass ich auf ihm lag und mit warmen Wangen richtete ich mich auf.
Er hielt mich zurück und ließ meine Augen nichts aus seinen. "Weil es etwas ist was dich nichts anzugehen hat und ich nicht möchte, dass du irgendjemanden davon erzählst." flüsterte und fuhr mir einer Hand über meine Wange.
Ein Schauder überkam mich und ich biss die Zähne zusammen.
"Was ist so anders an Hyungwon? Auf mich wirkt er normal." wollte ich von ihm wissen und musste seinen starkem Blick ausweichen, damit ich nicht durchdrehte.
"An sich ist er es auch. Es ist etwas, was man nicht sofort sieht und was keinem außer seinem Vater stört." antwortete er und schüttelte den Kopf.
Verwirrt runzelte ich die Stirn und entfernte mich von ihm.
Ihn so nahe bei mir zu haben war merkwürig und ungewohnt auf eine dennoch angenehme Art und Weise.
"Das er anders ist hat was mit Minhyuk zu tun oder?" erinnerte ich mich an das Gespräch von eben und legte den Kopf schief.
Wonho seufzte und fuhr sich durch die hellen Haare. "Unter anderem. Es ist schwierig zu erklären, da ich mir sicher bin, dass es bei euch soetwas nicht gab." er richtete sich auf und stand im nächsten Schwung auf.
"Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt. Ich muss Hyungwon finden und zusehen, dass ich noch vor seinem Vater bei ihm bin."
Ich stand ebenfalls auf und schlang die Arme um mich, als ich wieder die kälte wahrnahm die in die Halle brauste."Ist dir kalt?" harkte er nach und zog sich seine Jacke von den Schultern.
Ich schüttelte den Kopf und verfluchte mich dafür, dass ich anfing mit den Zähnen zu klappern.
Wonho lachte und legte mir die schwarze Jacke um. "Ist dir doch. Du kannst sie behalten ich hab noch genügend. Wir sehen uns Raiee." er wunk mir mit einem Lächeln auf den Lippen zu und zog die Tür der Halle auf.
Ich verließ sie wenige Sekunden nach ihm, doch er war bereits nirgends mehr zu sehen.
"Raiee!" hörte ich meinen Bruder rufen und drehte mich in die Richtung.
Er lief zusammen mit Jooheon, Shownu und einem mir unbekannten dritten in meine Richtung.
"Was suchst du hier? Verdammt Ailee dreht am Zeiger weil du seit Stunden weg bist! Alles okay mit dir?"
Ich nickte und zog die Jacke von Wonho zurecht, die genauso wie er roch.
"Hab mich nur umgesehen und verirrt." Es war das allererste mal, dass ich meinen Bruder anlog und ich spürte bereits die Gewissensbisse an mir nagen, aber er wäre wohl auch nicht begeistert, wenn ich ihm sagen würde, dass ich mit Wonho unterwegs war.
Changkyun lachte und zog mich in eine Umarmung.
"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du rauswolltest? Ich hätte dich doch begleitet."
"Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen." nuschelte ich und seufzte.
Er wuschelte durch meine Haare. "Du bist meine Schwester, Raiee. Die einzige Verwandte die ich noch habe. Du wärst die letzte, die mir auf die nerven gehen würde."
Machte mein Bruder mir klar und drückte ich noch fester.Shownu seufzte. "Ich wünschte ich hätte auch Geschwister." kam es von ihm und der mir unbekannte nickte stumm und verschränkte die Arme.
"Glaub mir manchmal können die auch ne Qual sein." lachte ich und bekam Changkyuns überforderten Blick zu spüren.
Lachen brach auf, bevor mein Bruder un Jooheon mich mit sich zu dem Wohngebäude nahmen in dem wir wohnten und Shownu und er andere in das in dem sie wohnten.
Ailee warf mich halb um, als ich wieder in unserer Wohnung auftauchte und scheuchte meinen Bruder und Jooheon weg, damit sie mich darüber ausfragen konnte wieso zum Teufel ich solange mit Wonho weg war.
Ich erzählte ihr nur die Sache mit der Halle und dass ich dann eingeschlafen und Stunden später am Abend wieder aufgewacht bin.
Sie schüttelte den Kopf und sah mich wenig begeistert an.
"Ich hab was gegen die männliche Spezies aber bei Wonho ist der Hass besonders groß, also sollte er dir was angetan haben kleine, dann kann er sein Testament verfassen gehen." prangte sie an.
Sofort verneinte ich.
"Er hat mir nur die Jacke gegeben und wir haben geredet. Mehr nicht, wirklich." beteuerte ich und schlang die Arme um mich.
Sie seufzte. "Wenn du dich nicht von ihm fernhalten kannst, dann pass wenigstens auf dich auf Raiee. Ich hatte bei ihm noch nie ein gutes Gefühl, mag er auch noch so charmant herüber kommen. Nur wenige lassen sich darauf ein und ich will nicht das du dem zum Opfer fällst." riet sie mir.
Ich nickte und versprach ihr auf mich aufzupassen. Mit siebzehn Jahren konnte ich doch wohl gut selber entscheiden wer mir was böses und wer mir was schlechtes wollte.
"Jetzt scherr dich in dein Zimmer und sie zu das du die Augen nochmal zubekommst. Du begleitest mich morgen zum Training und das fordert ne menge Kraft." wies sie an und schob mich zu meiner Zimmertür, was ich mit einem stummen seufzen ertrug, während ich mir wieder anfing Gedanken darum zu machen was es mit Wonho auf sich hatte und weshalb ihn so viele nicht mochten.
Hatte es vielleicht etwas mit Hyungwons Vater zu tun? Oder generell mit Hyungwon?
Fragen auf deren Antwort ich wohl noch lange warten könnte, das stand fest.
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Clan X
FanfictionIn den Geschichten der älteren Generationen hieß es, es gab einst eine Welt in der es erlaubt war das zu sagen und zu tun was man selber für richtig hielt. Man sagte es gab Rechte, Regeln, Gesetze, die für Menschen würdig waren, die es allen gut geh...