Es fiel mir schwer am Abend die Augen zu zubekommen, nachdem mein Bruder mir erzählt hatte, dass er für einige Tage weg sein würde.
Eigentlich sollte es nicht das Problem sein.
Schließlich wäre es nicht das erste mal, aber hier schon. Hier wäre ich das erste mal über Tage alleine ohne ihn und sein Gesichtsausdruck wirkte anders als sonst, wenn er mich wissen gelassen hat, dass er geht.
Er wirkte nicht sonderlich überzeugt, aber schien es dennoch machen zu wollen, was auch immer er machen wollte.Bestimmt Stunden lag ich wach, sah in durch mein großes Fenster in die dunkle Nacht hinaus und versuchte Sternen Bilder zu erkennen, die meine Eltern mir und Changkyun immer gezeigt hatten.
Sie meinten irgendwann wären sie da oben und dann würden dort oben zwei weitere Sterne schimmern und Leuchten und einem neuen Sternenbild angehören.
Als Kind fand ich die Vorstellung davon, dass meine Eltern sterne sein würde noch toll, da ich die Bedeutung ihrer Worte noch nicht verstand, aber jetzt wünschte ich mir viel lieber unwissend zu bleiben und wirklich zu denken, meine Eltern seien Sterne , die nun auf uns herabblickten und uns beschützten.
Vielleicht würden sie meinen Bruder bei dem beschützen bei was auch immer er vorhatte und es war völlig unsinnig, dass ich mir sorgen machte.Ein helles, weißes Licht mitten auf der Lichtung zog meine plötzliche Aufmerksamkeit auf sich.
Um das Licht hatte sich eine große Gruppe gereiht, die allesamt die selbe weiße Kleidung trugen, die schon einer Uniform ähnlich sah.
Was das Licht erzeugte konnte ich nicht ausmachen, zu stark war die Quelle des ursprungs zu erkennen.
Neugierig stieg ich aus dem Bett und stellte mich an mein Fenster, doch noch immer konnte ich nichts genaueres ausmachen.
Mit einem kindlichen Leichtsinn beschloss ich ebenfalls runter zu gehen und zu schauen was da los war.
Aus meine Schrank kramte ich mir einen dicken Pullover und zog die Jacke hervor, die Wonho mir geliehen hatte.
Sofort lag sein Geruch in meiner Nase und einen kurzen Moment verweilte ich in der ruhe meiner vier Wände, bevor ich mir eine andere Hose anzog und Schuhe.
Ich schnappte mir meinen Schlüssel und schlich so leise, wie nur möglich aus der Wohnung.
Würde Ailee wach werden und mich erwischen, würde sie durchdrehen.Leise und kaum zu hören schloss ich die Tür und sah mich auf dem beleuchteten Gang um.
Keiner war zu sehen und man hörte nur das leise, dauernde Surren der Lampen an der Decke.
Ich lief zu den Fahrstühlen und fuhr hinunter in den leerstehenden Empfang.
Ein wenig ängstlich schritt ich hindurch und versank meine Hände in den warmen und großen Taschen der dunklen Jacke, die sich warm an mich schmiegte und mir einen gewissen halt bei meiner Dummheit hier gab.
Dir Türen nach draußen öffnete sich und das Stimmengewirr der großen Menschenansammlung war zu hören.
Langsam lief ich weiter und wieder fiel mir auf, dass alle weiß anhatten und alle unterschiedlich da standen.
Einige mit voller Einsatzbereitschaft, andere in sich gekehrt und in Gedanken versunken.
Alle jedoch waren Männer oder jugendliche Jungen in meinem Alter.
Aus Schutz schob ich mir die Kapuze meines Pullovers und der Jacke ins Gesicht und wagte mich näher an das Geschehen.
Einige unverständliche Gesprächsfetzen erreichten mich mit nuscheln.
Viel anfangen konnte ich nicht damit.Das Licht kam von einem dieser großen und bedrohlichen Fahrzeuge, vor dem mein Bruder gestern noch am frühen Morgen stand und Ailee mir versichern wollte, dass er und die anderen es nur repariert hatten, was ich nun für unmöglich hielt, denn niemals würde es so viele Männer und Jungs wie hier vor mir brauchen um ein solches Fahrzeug wieder in die Gänge zu bekommen.
Ich schlich mich voran, aber blieb der Ansammlung fern, umschritt sie in dem Kreis in dem sie beisammen gedrängt standen und leise miteinander sprachen, als würden sie wissen sie werden belauscht.
Mein Bruder war einer unter ihnen.
Er stand ziemlich angespannt bei Jooheon, Minhyuk, Shownu und Kihun.
Wonho und Hyungwon fehlten. Ich hatte sie bis jetzt auch noch nicht entdeckt und wusste auch nicht ob ich mich über meine Entdeckung in dieser Menschengruppe freuen sollte, denn mein Bruder sah nicht besonders begeistert aus in seiner weißen Kleidung und dem in sich gekehrten Blick auf den Boden unter ihn.
Was auch immer man hier vorhatte, es schien nichts kleines und unbedeutendes zu sein, das stand fest und das brachte mir auch wieder die Sorge um Changkyun zurück.Völlig in meinen Gedanken versunken zuckte ich aufeinmal plötzlich zusammen, als sich eine Hand auf meinen Mund legte und mich von den weißgekleideten Männern wegzog und mich schließlich gegen eine Wand drückte.
"Was zum Teufel machst du um diese Uhrzeit hier draußen?" fuhr Wonho mich zischend an und trug die selben Klamotten wie die anderen bei dem hellen Licht.
Ich sah von seinen dunklen und ziemlich wütenden Augen weg auf eines der Fenster des Towers in dem noch ein Licht brannte.
"Raiee! Ich hab dich was gefragt!" zischte er weiter und drückte meine Schulter viel zu fest.
Ich riss seine Hand von mir weg und fing wieder seinen Blick, der nun etwas besorgter wirkte als eben noch.
"Ich wollte wissen was da los war. Da war aufeinmal ein total helles Licht und das hat mich geweckt." erklärte ich ihm die halbe Wahrheit.
Wach war ich schon, nur war mir aufeinmal das Licht aufgefallen.
"Und als ich mich dann umgesehen habe, hab ich meinen Bruder entdeckt." ich sah wieder von Wonhos bohrendem Blick weg und schielte wieder auf das Fenster.
Wonho seufzte und fuhr sich durch seine hellen Haare.
"Du musst sofort wieder in dein Zimmer hoch. Hier ist nichts, mach dir keine sorgen Raiee." versicherte er mir mit seiner seidig weichen Stimme und lächelte schwach.
Ich glaubte ihm nicht.
"Wenn hier nichts wäre würde Changkyun nicht so in sich gekehrt darstehen." hielt ich dagegen und schlang meine Arme um mich.
Wonho lachte leise und fuhr über meinen Arm.
"Du hast meine Jacke an." bemerkte er und grinste nun breit. "Sie ist dir ein bisschen zu groß, aber passt dir. Du siehst niedlich darin aus."
Ich kniff die Augen zusammen, bekam von seinem Kompliment aber dennoch warme Wangen und hielt sie mir zu.
"Jetzt siehst du aus wie ein kleiner Pfannkuchen." lachte er und verwuschelte mir meine Haare.
Wieder riss ich seine Hand von mir.
"Was geht da vor sich? Wieso ist mein Bruder die nächsten Tage weg?" fragte ich den vor mir nun direkt und würde mich mit keiner Lüge abspeisen lassen.Wonho nagte an seiner Unterlippe und lugte zu dem hellen, weißen Licht herüber.
"Das ist sowas wie eine Tradition. Jeder neue, also nur männliche, bekommen einen näheren Eindruck der Gegend in der wir leben."
Wenn er dachte er könnte mich für blöd verkaufen, hatte er sich geschnitten.
"Ich will mit. Wenn es ungefährlich ist, würde es Changkyun nicht stören mich dabei zu haben." stellte ich klar.
"Das... geht nicht. Der Ausflug ist eine Sache unter Männern." beteuerte er.
"Aber Changkyun ist mein einziger Verwandter, da kann man doch eine Ausnahme machen."
Ich würde nicht ruhe geben, eh er mir auch nur den Hauch einer Wahrheit verraten würde.Wonho blinzelte überfordert.
Er hätte wohl nicht damit gerechnet, dass die sonst so schüchterne Raiee mal so hartnäckig an etwas hängen würde.
"Das... geht auch nicht. Tradition ist Tradition. Du muss hier bleiben. Schluss. Aus. Ende." versuchte Wonho mir mit einem verzweieltem Blick klar zu machen.
Ihm gingen eindeutig die lügnerischen Gegenargumente aus.
Ich schob mich an ihm vorbei und meinte: "Dann hast du ja nichts dagegen, wenn ich mich noch verabschieden gehe."
Sofort zog er mich an meiner Hand zurück und hielt mich viel zu nahe bei sich.
Ich konnte seinen warmen Atem mehr als nur deutlich auf meiner Haut spüren.
"Er hat sich schon von dir verabschiedet. Allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen."
Jetzt hatte er mich aus der Fassung gebracht.
Seine Miene blieb ungerührt und kühl, seine Augen jedoch glänzten.
"Du bist nicht mit mir verwandt, verabschieden musst du dich von mir nicht." meinte Stimme war nicht mehr als ein heiseres Flüstern.
Wonho lachte.
"Es ist üblich, dass sich Freunde auch voneinander verabschieden." flüsterte er zurück und ließ mich erschaudern, als er eine Hand an meine Wange legte und mit seinem Daumen über meine Hand fuhr.
Augenblicklich wurde mir warm am ganzen Körper und ich versank in seinen dunklen, braunen Augen.
Innerlich stellte ich mir die Frage, seit wann wir überhaupt Freunde waren.
Doch bevor ich auch nur noch genauer darüber nachdenken konnte hatte er meine Wange geküsst.
Ich sog die Luft ein und wagte nicht mich einen Millimeter zu rühren.
"Raiee, wir sind Freunde." flüstete er gegen meine Wange und sah mir wieder in die Augen.
Noch immer brachte ich keinen Ton aus meinem Mund und sah ihn einfach nur an.
Ein schwaches Lächeln zierte seine vollen Lippen, die eben noch warm auf meiner Wange lagen.
Wir waren also Freunde. Okay, nur verstand ich dann nicht wieso er einfach plötzlich an mir vorbei und zu den anderen lief und mich ziemlich bestürzt hatte stehen gelassen?
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Clan X
FanfictionIn den Geschichten der älteren Generationen hieß es, es gab einst eine Welt in der es erlaubt war das zu sagen und zu tun was man selber für richtig hielt. Man sagte es gab Rechte, Regeln, Gesetze, die für Menschen würdig waren, die es allen gut geh...