"Mein Mauerblümchen kann ja auch wütend werden." lachte Wonho leise.
Seine Hand strich über meine Wange, seine Lippen waren meinen noch so nahe, dass sie beim sprechen meine striffen und mir britzelnde Blitze durch den Körper jagten.
Verdattert blickte ich ihn an und blinzelte unaufhörlich.
Hätte er mich einfach und normal unterbrochen, wäre ich vermutlich komplett ausgeflippt, aber nun stand ich vor ihm wie ein kleines und verwirrtes Kind, was nicht so recht wusste, was sich ier eben abgespielt hatte.
Würde er nun wieder sagen, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte, würde ich dennoch mit garantie ausflippen und ihm mit meinen Worten so ein Messer ins Herz rammen, wie er bei mir vorhin noch.
"Dein Bruder kann sich glücklich schätzen eine Schwester zu haben, die ihm wohl ziemlich den Hintern auf Grundeis gehen lassen könnte. Und du kannst dich glücklich schätzen nicht mehr so das Mauerblümchen zu sein, Mauerblümchen." sprach er weiter.
Jede einzelte Silbe seiner Worte spürte ich auf meinen Lippen und sog die Luft ein.
"Ich sollte deinem Bruder wohl auch mal so den Rücken zu drehen."
Ich stieß die Luft wieder aus und nickte.
"Das solltest du." murmelte ich.
Wenige Momente ruhten seine weichen, vollen Lippen wieder fest auf meinen.
Ich genoss die kurze Berührung.Wonho entwischte ein seufzen und seine Augen lagen fest auf meinen.
"Ich weiß nicht, was du mit mir angestellt hast, aber seit du hier bist, schreit etwas in mir, dass ich dich gefälligst nicht gehen lassen soll. Ich hab versucht es zu ignorieren, aber bin kläglich daran gescheitert.
Du bist mir so unwahrscheinlich krass ans Herz gewachsen und das Obwohl ich nichtmal viel über dich weiß. Du standest einfach mit deinem Bruder bei diesen Wachen und etwas in mir hat geschrien, euch, aber vorallem dir zu helfen." erzählte er mir und nahm mit seinem Gesicht ein wenig Abstand von meinem.
Nahe standen wir uns aber dennoch gegenüber."Wieso seid ihr nicht einfach weggegangen? Habt weggesehen, wie es die anderen getan hätten?" fragte ich ihn leise.
Wonho lachte kurz.
"Weil sie feige sind, nicht den Mut besitzen hinzusehen und etwas gegen diesen Umgang zu unternehmen. Sie haben weggesehen, um sich ihre eigene Haut zu retten. Was würde es ihnen bringen jemanden zu retten, der selber nicht mehr hatte als mach selber." versuchte er mir zu erklären.
"Aber das alles muss dich nicht mehr kümmern. Raiee, du bist weg von dem. Gehörst nun zu denen, die ebenfalls nicht hinschauen, sondern dazwischen gehen würden."
Er Lächelte zart und strich über meine Wange.
Ich nickte kaum merkbar und seufzte leise.Wonho zog mich in eine Umarmung und drückte mich so fest, dass ich Angst hatte zu ersticken.
Er war eindeutig ziemlich breit und muskulös gebaut und stand bei mir, als würde er mich vor dem Bösen der Welt verstecken wollen, als wäre er eine Mauer und ich die, die dahinter kauerte und auf bessere Zeiten hoffte.
Seine Hand strich über meinen Hinterkopf, die andere ruhte an meiner Hüfte, sein Kinn hatte er auf meinen Kopf gebettet.
Ich hatte meine Arme einfach irgendwie um ihn gelegt und mich an seine breite Schulter geschmiegt.
Wie auch sonst ging von ihm dieser Parfümgeruch und etwas ganz eigenes aus, was mir die Erlaubnis gab einfach meine Augen für einen Moment zu schließen."Was würdest du sagen, wenn die Welt wieder genauso werden würde, wie vor den kontinentalen Kriegen?" fragte er mich leise und in seinen Gedanken gefangen.
Einen Moment überlegte ich.
Was ich von der Welt vor dem ganzen gekämpfe gehört hatte, hörte sich wie ein Paradies an, doch was wäre, wenn es dann wieder zu Kriegen käme?
Es wäre ein Kreislauf, der kein Ende nehmen würde.
"Es wäre sicherlich wunderbar. Aber was, wenn wieder Kriege ausbrechen?" antwortete und fragte ich.
"All die, die hierfür verantwortlich sind, gibt es nicht mehr. Sie sind tot, so wie all die Kulturen.
Selbst wenn man hier alles ändern würde, könnte es der Welt von vor gut hundert Jahren nicht ersetzen."
Sofort schreckten Wonho und ich auseinander und sahen in den Tunnel, aus dem die Stimme kam.Jooheon, der Mitbewohner meines Bruders, lehne locker gegen der Wand und besah uns mit schief gelegtem Blick.
"Bruchstücke der damaligen Kulturen möchten noch existieren, aber nie würde es wieder die vielfalt von damals geben."
Er fuhr sich durch die Haare und ließ uns nicht aus den Augen.
Ein Grinsen begann sich um seine Lippen abzuzeichnen.
"Wir gehen mal ganz stark davon aus, dass dein Bruder nichts von deinem kleinen Ausflug hier weiß." stellte er fest und verschränkte die Arme.
Ich biss mir von innen auf die Wange.
Verdammt.
Was wäre, wenn er meinem Bruder erzählen würde, dass ich bei Wonho war.
"Sag Changkyun ein Wort und..." Wonho wurde von Jooheons Lachen unterbrochen.
"Ich bin still. Aber wenn Chankyung euch erwischt, wird das kein gutes Ende nehmen." grummelte er.
"Ich meine ich verstehe, dass er sich sorgen um seine Schwester macht, aber ich bin der letzte, der ihr etwas antun würde." beteuerte Wonho aufgebracht und stampfte wie ein bockiges, kleines Kind auf den Boden.
"Seit dem wir von der Tour wieder da sind, hasst er dich nur nochmehr."
Wonho fuhr sich durch die dunklen Haare und schüttelte den Kopf.
"Er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort." fühte er hinzu.Was war passiert? Aber so wie üblich würde mir keiner darüber wohl Auskunft geben und Hyungwon hielt fest verschlossen dicht.
"Aber nur wegen dem was passiert ist, heißt dass doch nicht, dass ich Raiee das selbe antun würde. Verdammt! Wie leben hier doch ganz anders als die!"
Ich zuckte zusammen, als Wonho lauter redete.
Jooheon deutete ihm sich abzuregen.
"Raiee hat aber auch keine Ahnung über was wir hier grade reden."
Setzte er sich für mich ein und stieß sich von der Tunnelwand ab."Wohl auch besser so."
Wonho wandte sich mir zu und sah mich eindringlich aus diesen faszinierenden Augen an.
"Es ist nichts gegen dich, aber es wäre besser, wenn du nicht erfährst, wieso wir alle weg waren.
Das ist eine äußerst heikele Angelegenheit und es wäre viel besser für dich und dein Gewissen im Unklaren zu bleiben." erklärte er mir und legte seine Hände auf meine Schultern.
Ich wich seinem Blick aus.
"Wieso? Keiner von euch will mir etwas erzählen. Nicht mal mein eigener Bruder." murmelte ich und schlang meine Arme um mich.
Wonho zog mich in eine Umarmung.
"Raiee, wir wollen alle nur dein Bestes. Und dazu zählt, dass wir ein paar Geheimnisse wahren müssen." sprach er ruhig, doch seine Stimme wollte nicht sonderlich wirken.
"Wenn ihr doch alle so mein bestest wollt, dann sagt mir was passiert ist! Ich hab das Gesicht meines Bruder an dem Abend gesehen! Er war nicht erfreut weg zu müssen. Er hatte Angst!" warf ich Wonho vor die Füße und wollte mich aus seinen Armen lösen, doch er war zu stark und ich ihm restlos ausgeliefert.
"Wenn du mir nicht sagst, was in diesen Tagen passiert ist, dann halte ich mich an das, was mein Bruder mir angwiesen hat."
Drohte ich ihm mit kühler Stimme und dem eisigen wissen, dass ich diese Worte schneller ausgesprochen hatte als Gedacht.
Sie saßen bei mir selber schmerzhaft.
Vorhin hatten wir noch über meinen Bruder gezankt und jetzt drohte ich ihm mit dem, was ich selber überhaupt nicht vertretbar von Changkyun fand.Doch noch eisiger und kühler traf mich Wonhos Rückschlag.
Seine Arme glitten von mir und aus harten, braunen Augen sah er mich aufeinmal völlig emotionslos an.
"Wenn es so ist, dann muss unser Weg wohl hier ein Ende finden, denn von mir, wirst du darüber kein Wort erfahren."
Ohne auch nur eine Sekunde mehr zu vergeuden drehte er sich von mir weg und verließ, an Jooheon vorbei, den Tunnel.
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Clan X
FanfictionIn den Geschichten der älteren Generationen hieß es, es gab einst eine Welt in der es erlaubt war das zu sagen und zu tun was man selber für richtig hielt. Man sagte es gab Rechte, Regeln, Gesetze, die für Menschen würdig waren, die es allen gut geh...