"Dein Bruder ist zwar ganz nett, aber auch total über beschützerisch." Wonho schüttelte den Kopf und schloss das Tor zu der kleinen Halle mit den Kätzchen.
"Changkyun macht sich nur sorgen um mich."
Ich hielt das Buch in meinen Händen fest an mich gepresst und sah bereits die drei kleinen Katzen neugierieg antappeln.
"Würde ich bei einer kleinen Schwester auch. Aber du bist alt genug, um selber entscheiden zu können." meinte der hellhaarige, nahm eine der drei Katzen auf den Arm und setzte sich auf das Sofa.
Ich seufzte und blieb stehen.
Er wusste nichtmal wie es ist Geschwister zu haben, er hatte nicht das Recht meinen Bruder über beschützerisch zu nennen, auch wenn er damit auch wieder nicht ganz unrecht hatte.
"Da wo wir herkommen konnte man im dunklen nicht einfach frei herumlaufen, mal abgesehen davon mag mein Bruder dich nicht sonderlich." hielt ich dagegen und zog eine Augenbraue hoch.
Wonho kraulte die Katze auf seinem Arm und sah mich ziemlich belustigt an.
"Seh ich aus als würde ich dich in den Wald schleppen und erwürgen?" lachte er sorgenlos und setzte die Katze wieder ab, die sofort zu der weißen und der schwarzen tippelte und sich mit ihnen versteckte.
Überhaupt nicht auf Scherze eingestellt legte ich den Kopf schief. "Das nicht, aber er wird sich doch dennoch um mich sorgen machen können. Es ist dunkel und hier kann alles mögliche aus den Gebüschen am Waldrand springen." merkte ich an und klang ernster als Gedacht.Wonho schüttelte den Kopf. "Hier kommt nichts in unsere Nähe. Wir leben mitten im nirgendwo. Sämtliche Sorgen deines Bruders sind unberechtigt Raiee, hier seid ihr sicher." versuchte er mir fest zu erklären.
"Das solltest du meinem Bruder so sagen. Wir mögen hier zwar nun leben, aber nochimmer hat er sich noch nicht daran gewöhnt, dass es hier nicht vor Wächtern wimmelt. Changkyun wird immer versuchen mich in Sicherheit zu wissen.
Es liegt an dir ob dir das klar wird und du es so akzeptierst oder mir und ihm einfach aus dem weg gehst." stellte ich ihn vor ein Ultimatum, da er mich grade eben nervte und ich nicht vor ihm ausrollen wollte weshalb genau Changkyun noch wollte, dass ich in Sicherheit bleibe.
Wonho fuhr sich durch die hellen Haare und sah mich überfordert an, bevor er seinen Blick wieder selbstsicher fasste und nickte. "Dann werde ich wohl deinen sorgenvollen Bruder akzeptieren müssen und ihn davon überzeugen müssen, dass hier für dich bei niemandem Gefahr besteht, am wenigsten bei mir." lachte er locker und verschränkte die Arme über den Kopf und streckte sich.Ruhe entstand und eine ganze Weile beobachteten wir nur die kleinen Katzen, die vor unseren Augen auf dem Boden fange zu spielen schienen.
Für das Leben eines der Kätzchen würde ich alles geben. Den ganzen Tag ausgelassen spielen und schlafen wenn es einem passte, ein noch immer seltener Luxus für mich, seit ich hier war."Ich bin dir übrigens noch ne Erklärung schuldig." sprach Wonho in das schweigen und streckte sich erneut.
Sein Pullover rutschte ein Stück hoch und enthüllte muskulöse Konturen.
Ich sah weg und ertappte mich beim rot werden, doch zu meinem Glück bekam Wonho dies nicht mit.
"E-erklärung?" stammelte ich und sah zu seinen braunen Augen.
Sie funkelten im Licht der Halle und er nickte. "Was Hyungwon betrifft." erinnerte er mich und legte mit einem lächeln auf den vollen Lippen den Kopf schief.
Es ratterte in meinem Kopf ein paar Sekunden, eh mir das Gespräch von gestern wieder in den Kopf kam und somit auch das, was ich vor wenigen Minuten noch zwischen Hyungwon und Minhuk beobachtet hatte.
"Scheinst ja gesehen zu haben, dass die beiden besonders sind."
Er zog sein Oberteil, zu meiner erleichterung, wieder so das alles Haut bedeckt war und richtete sich auf.
Zögerlich nickte ich.
Die beiden Jungs hatten sich geküsst und das garantiert nicht freundschaftlich.
Aber war sowas denn überhaupt möglich?
"In der Zeit vor dem Krieg war es in der Welt normal, dass Gleichgeschlechtliche sich lieben konnten. Okay in einigen Ländern wurde das nicht gerne gesehen, aber solche Pärchen gab es und kaum einen hat es gestört." begann Wonho mir zu erklären und räusperte sich.
"Etwas was sie nach Ende des Krieges verboten haben waren diese gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Man meinte es würde nicht in ein perfektes Bild passen. All diese die ihre Partner zu diesem Zeitpunkt noch hatten wurden weggesperrt, als wären es wilde, die sich auf die Menschheit stürzen würden.
Sie haben Menschen die einander ehrlich geliebt haben auseinander gesperrt, weil sie dem gleichen Geschlecht angehörten und viele dieser wurden umgebracht. Keine der neuen Generationen sollte erfahren, dass es solche Beziehungen mal gab."
Er machte eine kurze Pause und stieß die Luft aus.
"Hier sind Hyungwon und Minhyuk die einzigen die sich zu ihrer wirklich einzigartigen Beziehung bekennen, setzen den Normen hier und in den Regionen ein Zeichen, dass jedoch nur wir hier sehen.
Laut Informationen sind die beiden hier im ganzen Land das einzige und erste gleichgeschlechtliche Paar seit dem Ende des Krieges und den Tötungen derer und das geht Hyungwons Vater gegen den Strich.
Er will nicht das sein Sohn so ist, er will das er wie es für ihn normal ist, ein Mädchen liebt und keinen anderen Jungen, was totaler mist ist.
Man kann Lieben wen man will, da sind keine Grenzen gesetzt."
Ein wenig aufgebracht schnaubte Wonho und blickte auf irgendeinen Punkt in die kleine Halle, den nur er genau ausmachen konnte.
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Clan X
FanfictionIn den Geschichten der älteren Generationen hieß es, es gab einst eine Welt in der es erlaubt war das zu sagen und zu tun was man selber für richtig hielt. Man sagte es gab Rechte, Regeln, Gesetze, die für Menschen würdig waren, die es allen gut geh...