Wondering

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Seit einer gefühlten Ewigkeit klopfte ich jetzt an die Tür meines Bruders, doch weder Jooheon noch er selber öffneten sie.
Ich fing an mir ernsthaft sorgen zu machen, auch wenn ich wusste, dass mein Bruder das Zeug hatte lange unterwegs zu sein, war er bis jetzt immer zu Sonnenuntergang wieder hier.
Wir hatten zusammen irgendeinen blödsinn gemacht und dann war ich zurück zu meiner und Ailees Wohnung gegangen.

"Raiee!"
Ich erschrack, als wie aus dem nichts Hyungwon neben mir auftauchte und mich anlächelte.
Noch im Schock hängend erwiederte ich es und ging ein paar schritte von der Tür weg.
"Weißt du wo sie sind?" harkte ich bei ihm nach und sah die Tür an.
Hyungwon ließ die Schultern hängen und schüttelte mit dem Kopf.
"Ich suche die anderen auch schon den ganzen Tag. Mein Vater ist auch nirgends"
Bei der Erwähnung seines Vaters stellten sich mir die Nackenhaare auf.
Ich hatte ihn nicht gesehen, aber seine Stimme und seine herrische Art und Weise machten ihn mir sofort so sympathisch wie die Wächter.
"Kommst du noch schnell mit in die Bibiothek?" fragte er mich, schob seine Worte davor sofort weg und grinste wie ein kleines Kind.
Nach kurzem überlegen nickte ich.
Ailee war eh nicht in der Wohnung und ich hatte meinen Schlüssel einstecken, also wieso nicht?
Seine Miene hellte sich nochmehr auf und sofort stiefelte er los.
Ich folgte ihm und hatte mühe mitzuhalten, da er förmlich rannte.

An den Fahrstühlen blieb er stehen und beorderte mit einem Knopf einen zu uns, der sich wenige Sekunden später öffnete.
Er trat nach mir ein und fuhren in richtung Empfang.
"Kannst du lesen?" fragte Hyungwon mich vorsichtig.
Ich nickte. "Aber nicht sonderlich gut." murmelte ich und schlang meine Arme um mich.
So ziemlich jeder der hier lebenden konnte lesen und schreiben ohne Probleme. Unter all diesen kam ich mir tatsächlich ein klein wenig dumm vor.
"Ach das wird schon. Du musst halt mehr lesen. Seit du hier bist hab ich dich noch nie mit einem Buch in der Hand gesehen." lachte er und legte den Kopf schief.
"Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen mir eins zu holen." entgegnete ich und lächelte belegt.
Er zuckte mit seinen Schultern. "Deshalb kommst du jetzt ja auch mit." beschloss er zufrieden, als sich der Aufzug wieder öffnete und ich ihm durch den Empfangsbereich und über die Lichtung folgte.
"Die großen Tower in denen Menschen hier leben, waren früher einmal Hotels. Das waren Gebäude in denen die Leute in der Vorkriegszeit über wenige Tage oder Wochen gelebt haben und wofür sie Geld bezahlen mussten." erklärte mir Hyungwon nebenbei und zeigte auf das zweite Glasgebäude auf der Lichtung.
"Angeblich soll das hier früher mal eine richtige Stadt gewesen sein. Mit Autos, Straßen, vielen Menschen. Doch heute dienen uns die Ruinen nur noch als Schutz vor den Regeln der Regierung unter der man lebt."
Er fing an nachdenklich zu werden und seufzte.

"Wie bist du hier her gekommen?" fragte ich ihn und sah zu ihm.
Ein lächeln zierte seine Lippen. "Ich wurde hier geboren. Das alles hier existiert seit über hundert Jahren, seit es feststand, dass der Krieg kam. Das alles hier ist quasi Familienbesitz." präsentierte er mir und konnte sich eine stolze Geste nicht verkneifen, die er aber sofort wieder einstellte.
Etwas trauriges huschte über sein Gesicht und nur er konnte wissen was sich dahinter verbarg, doch ich war dennoch der festen Meinung es mit ihm und seinem Vater und wie er anders war zusammen hing, doch ich fand es unhöflich ihn danach zu fragen.
Ich sollte ja eigentlich nie dieses Gespräch zwischen Wonho und seinem Vater mitbekommen haben. Außerdem wäre es ihm bestimmt unangnehm jemandem soetwas vertrautes zu erzählen, den er kaum kannte.

Die Bibliothek war ein ähnliches Gebäude wie die Cafeteria, nur ein wenig größer und über und über mit Büchern ausgestattet.
Hyungwon drückte mir sofort einen Stapel Bücher in die Hände und erzählte mir etwas über sämtliche Autoren aus der Time of Dreams und wie sehr die heutigen sich an das halten mussten, was die Regierungen für richtig hielt.
Man durfte seine eigene Meinung nicht äußern und durfte nur gutes über die jetzige Zeit schreiben, so wie nichts mit Fantasy, da es doch eh alles Blödsinn war.
Nahm er auseinander und schüttelte immer und immer wieder mit dem Kopf, als würde er es nicht glauben wollten.

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