Prolog (2/2)

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Er konnte nicht sagen was es war, doch irgendetwas hatte Joanne an sich, das ihn dazu verleitete ihrer Bitte, ihrer Aufforderung nachzukommen. So zog er unter dem Tisch, von ihr verborgen, seinen Zauberstab und sprach stumm einen Zauber über ihren Sitzplatz, der ungewünschte Lauscher ablenkte. Er steckte den Zauberstab wieder weg, nahm einen Schluck von seinem Kaffee, blickte noch einmal aus dem Fester und holte tief Luft.

„Das wird eine sehr lange Geschichte, wenn Sie sie hören wollen", warnte er noch, Joanne bedeutete ihm mit einem Lächeln fortzufahren. „Nun gut, es begann alles vor fast achtzehn Jahren in einem Ort namens Godrics Hollow. Dort hat eine junge Familie gelebt und ..." So erzählte der junge Mann von seiner gesamten Lebensgeschichte, die zwar nur neunzehn Jahre umfasste, aber dennoch so umfassend war, dass man damit ganze Bücher füllen könnte.

Joanne erwies sich als gute Zuhörerin, doch irgendetwas in seiner Magengegend sagte dem Mann, dass etwas nicht ganz richtig war. Dass die Frau zu ruhig war. Sie zeigte keine Reaktion auf die Tatsache, dass es Magie gibt und dass ein Krieg im Verborgenen stattgefunden hat. Sie reagierte auch nicht darauf, dass er bereits im Alter von elf Jahren in Lebensgefahr gewesen wahr oder dass seine beste Freundin vor wenigen Monaten entführt worden war. Doch für den Moment ignorierte er sein ungutes Gefühl und redete sich seine Sorgen von der Seele. Er berichtete ihr alles und sie saßen lange Stunden da. Der junge Mann kümmerte sich nicht darum, dass er eigentlich wieder zur Arbeit musste. Sie tranken noch ein paar weitere Tassen Kaffee und Tee und je mehr der Mann erzählte, umso leichter fühlte sich seine Seele an. Umso mehr bemerkte er, wie der Stress, der auf seinen Schultern lastete, von ihm abfiel.

Als er schließlich geendet hatte, saß Joanne mit leicht geöffnetem Mund vor ihm und schaute ihn verwundert an.

„Leider", so schloss er und zog wieder den Zauberstab, „kann ich Ihnen aber nicht erlauben mit diesem Wissen das Café zu verlassen." Traurig blickte er Joanne an und deutete unter dem Tisch unbemerkt mit dem Zauberstab auf sie. „Ich kann nicht riskieren, dass unsere Welt den Muggeln offenbart wird. Ich danke Ihnen, dass Sie mir zugehört haben, dass ich mir meine Sorgen von der Seele reden konnte. Sie haben mir sehr geholfen. Ich denke, dass ich nun mit neuem Mut an meine Aufgabe als Auror herangehen kann und so vielleicht den ein oder anderen Bösewicht fassen werden kann. Doch leider dürfen Sie das alles nicht wissen."

„Warten Sie", sagte Joanne, die von seiner Erzählung her erahnen konnte, was der Mann vorhatte, „sagen Sie mir bitte noch Ihren Namen!"

Er nannte ihr ihn, bevor er den Zauber sprach. „Obliviate!"

Ein Schatten legte sich über das Gesicht der Frau und der junge Mann stand von seinem Stuhl auf. Er legte das Muggelgeld auf den Tisch und löste den Zauber über ihre Ecke wieder. Noch bevor Joanne sich orientiert hat und bemerkt hat, dass er hier gewesen war, schlüpfte der Mann durch die Tür und war aus dem Café getreten. Fröhlich pfeifend ging er die Straße entlang und vertrat sich noch etwas die Füße. Die Sonne stand tief am Horizont und lange Schatten bildeten sich in der Einkaufspassage. Menschen liefen an ihm vorbei, die geschäftig irgendwo hinmussten. Doch er lief gemächlich seinen Weg, er wusste nicht wohin, doch er hatte das Gefühl, dass seine Füße ihn schon zu seinem Ziel tragen würden. Und war dem nicht so, so konnte er schließlich von überall, überall hin disapparieren.

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Joanne blieb noch einige Zeit auf ihrem Stuhl sitzen und starrte in die Tasse mit kaltem Tee. Sie fragte sich, wie sie nur hierhergekommen war, wie das alles hatte passieren können. Mit einer langsamen Bewegung fuhr sie mit ihrer Hand in die Tasche ihrer Jacke, die über ihrem Stuhl hing. Sie zog ein handgroßes, längliches Gerät hervor und betrachtete es genauer. Ein rotes Licht leuchtete und Rädchen drehten sich. Es war angeschaltet. Sie drückte auf einen Knopf sodass die Rädchen stoppten und das Licht ging aus. Sie drückte einen anderen Knopf und die Rädchen drehten sich in die andere Richtung. Sie hielt den Knopf einige Sekunden gedrückt, bevor sie wieder losließ und einen dritten Knopf drückte. Es rautzte aus dem Lautsprecher des Geräts und ein grünes Licht leuchtete unter dem roten.

„Obliviate!", erklang die Stimme des Mannes leicht verzerrt aus dem Gerät. Die Frau schaute ungläubig auf das Gerät hinab und griff sich an den Hals. Unter ihrer Hand konnte sie das kalte Metall ihrer Kette fühlen. Sie konnte sich an alles erinnern.

Schnell schnappte sich Joanne ihre Handtasche, warf ein paar Geldmünzen auf den Tisch und verließ in Hast das Café. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Plan aufgegangen war, dass sie ihn tatsächlich hier angetroffen hat und dass er ihr so bereitwillig alles erzählt hat. Doch es war geschehen. Er hat es getan und sie hatte alles auf Band.

So schnell wie nie war sie in Ihrem kleinen Apartment und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie hatte lange gebraucht, um Beweise über diese Welt zu finden, die sie vor so vielen Jahren zum ersten Mal erblickt hatte. Auch wenn sie lange daran gezweifelt hatte, wenn sie lange gedacht hatte, sie hätte geträumt, so war doch alles wahr gewesen. Sie schrieb alles auf, was sie wusste und hütete in den folgenden Jahren dieses eine Tonband wie ihren Augapfel. Es war ihr wertvollster Besitz und die Grundlage für ihren Erfolg.

Hat sie damals noch in einer kleinen Wohnung gelebt, war sie doch nun eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Sie schrieb und schrieb, füllte Notizhefte, sie füllte Tagebücher, ja, sie schrieb ein Kinderbuch. Der Titel? Nun, jeder in dieser Welt kennt ihn, denn es gibt kein Kind, das noch nicht von dem Zauberer mit der Blitznarbe gehört hat. Ihr dachtet alle, dass Joanne sich das ausgedacht hat, aber nein, es ist wahr.

Sie schrieb von Harry Potter, dem Jungen, der noch lebt.


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Das war der Prolog zu meinem neuen Buch und damit beginnt dann die Fortsetzung von Hermine Granger und der Hundertjährige Krieg heute in einer Woche mit dem ersten Kapitel. Ich hoffe wirklich, dass euch dieses Buch auch gefallen wird.

Als kleine Warnung vorweg möchte ich noch erwähnen, dass dieses Buch anders wird/ist, als das erste. Erwartet daher bitte nicht, dass es sich genauso lesen wird wie das erste. Wir befinden uns nicht mehr in Hogwarts und die Charaktere sind auch gewachsen.

Ich würde mich wieder freuen, wenn ihr eure Gedanken zu dem Buch, dem Inhalt und vielleicht einzelnen Gesprächen mit mir in den Kommentaren teilen würdet. Dadurch habe ich einen Anhaltspunkt wie ihr es findet und was genau euch besonders gefällt oder überhaupt nicht. Auch bitte ich euch eure Meinung zu den Charakteren zu äußern, da es für mich das erste Mal ist, so viele Charaktere und auch noch Protagonisten, selbst zu erfinden.

Zum Schluss möchte ich mich bereits jetzt bedanken, dass so viele bekannte Namen aus dem ersten Band wieder vertreten sind und auch die Fortsetzung lesen. Vielen Dank, dass ihr dem Buch eine Chance gebt <3

Hermine Granger und die Feder des Wissens * ABGEBROCHEN *Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt