Chapter 27

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Seufzend greife ich nach dem Orangensaft, der wie üblich auf dem Tresen in der Küche steht, ehe ich mich zusammen mit diesem und einem Glas auf den Weg ins Wohnzimmer mache. Dort lasse ich mich seufzend auf die Couch fallen und greife nach der Fernbedienung, um den Fernseher anzuschalten.

Heute habe ich mir fest vorgenommen einen entspannten und sorglosen Nachmittag zu verbringen. Ich allein, mit genügend Proviant und einpaar guten Romanzen, die ich mir hintereinander reinziehen kann, um endlich mal wieder vollkommen abschalten zu können.

Ich brauche diese Pause einfach, denn die letzten Tage waren wortwörtlich grauenhaft. Ich musste lernen bis zum umfallen, hatte mit den Blicken meiner Mitschüler zu kämpfen, die plötzlich mächtig viel Gesprächsstoff von mir zu haben scheinen - was mir ehrlich gesagt mächtig gegen den Strich geht und mit meinen Gedanken, die nur noch um diese eine Person kreisen.

Das alles wird mir allmählich zu viel, sogar meine Eltern haben bemerkt, dass irgendetwas mit mir ist und das soll was heißen. Nicht das meine Eltern unaufmerksam wären oder so, sie sind einfach nur viel zu beschäftigt, um sich überhaupt über so etwas Gedanken machen zu können.

Ich stoße die angestaute Luft aus und schließe kurz meine Augen, um mich wieder zusammenzureißen. Verdammt, ich muss aufhören mir immer über alles und jeden den Kopf zu zerbrechen. Die letzten Wochen waren hart, Glasklar - ganz besonders die Sache mit der Party und Liam, aber das heißt noch lange nicht, dass ich mich mit meinen eigenen Gedanken fertig machen muss.

Das plötzliche klingeln der Haustür reißt mich aus meiner Verzweiflung. Ich zucke kurz zusammen, ehe ich hastig aufspringe und auf die Haustür zusteuere, die ich ohne zu zögern aufreiße. Dass das eine mehr als nur schlechte Idee ist, merke ich spätestens dann, als ich erkenne wer da nun vor mir steht.

Meine Augen weiten sich merklich und die Worte, die ungläubig meinen Mund verlassen brennen in meiner Kehle. "Was um alles in der Welt machst du hier?"

Liam, der vor mir steht, scheint genauso unsicher zu sein, wie ich es in diesem Moment bin, da er sich am Hinterkopf kratzt und merklich schluckt. "Ich.. ich muss mit dir reden, Ellie."

Mein Hals wird staubtrocken, denn ganz plötzlich erinnere ich mich daran zurück, was er auf der Party getan hat. Das ist das erste mal das ich Liam seit dem antreffe. In der Schule hat er die ganze Zeit über gefehlt, was mich zum Teil erleichtert, aber auch unruhig gemacht hat.

Mein Blick schnellt zurück zu Liam und mir fallen erst jetzt die Wunden in seinem Gesicht auf. Zwei blaue Flecken zieren sein Kinn, dicht über seiner linken Augenbraue befindet sich eine Platzwunde, die allerdings schon fast verheilt ist und dann sind da auch noch vereinzelte Kratzer, die sich über sein Gesicht erstrecken.

Unwohl trete ich einen Schritt zurück und muss damit kämpfen, nicht sofort in Tränen auszubrechen. Liam sieht wirklich nicht gut aus, ich möchte mir garnicht ausmalen, wie er letzte Woche aussah, wenn er nun immer noch so große Wunden von der Sache trägt.

Damon hat ihn wirklich schlimm zugerichtet.

"Ich.. tut mir leid, aber - ich kann nicht.", druckse ich kleinlaut und umklammere den Türgriff fester, um irgendwo halt zu finden, für den Fall das meine Beine komplett nachgeben sollten.

Ellie, reiß dich verdammt nochmal zusammen!

Er sollte sich scheiße fühlen, nicht du.

Almost mine ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt