Chapter 63

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Als ich eine halbe Stunde später endlich oben ankomme und die schwere Tür öffne, halte ich die Luft an und lasse sie erst wieder raus, als ich Damon am anderen Ende des Dachs erblicke.

Er ist tatsächlich hier.

Er steht mit dem Rücken zu mir am Gestell und sieht hinunter auf die Häuser, die Straßen und die Landschaft. Ich muss zugeben, wenn ich ihn von meinem Standpunkt aus mustere, sieht er total beruhigt aus. Es wirkt, als wäre da nichts, dass an ihn rankommt. Als wäre er unantastbar und als gäbe es nichts, dass ihn von hier oben aus verletzten kann.

Und doch spüre ich seinen Schmerz deutlich.

Ich streiche mir einige Haarsträhnen zurück, ehe ich mich langsam auf Damon zubewege. Sobald ich neben ihm angekommen bin, atme ich tief durch und versuche den Blick nach unten zu meiden. Denn meine Höhenangst holt mich wieder ein, doch ich vergesse sie, sobald ich einen Blick auf Damon's Gesicht erhasche.

Mein Puls bleibt stehen. Meine Brust zieht sich auf die schmerzhafteste Weise zusammen und ich fühle mich kurz, als würde mein Herz zerquetscht werden. Denn die Tatsache, dass er nun noch mehr als im Krankenhaus weint und nicht einmal zu mir schauen kann, ist schrecklich.

Es tut mir so leid ihn so sehen zu müssen. Am liebsten würde ich ihn trösten, doch ich habe verdammt nochmal keine Ahnung, wie ich das tun soll.

"Damon?", frage ich vorsichtig, doch er bewegt sich nicht. Keine Reaktion folgt, was mich nur noch unruhiger macht.

Was soll ich nur tun?

Ein leises und doch trauriges Seufzen verlässt meinen Mund und ich halte einen Moment inne, ehe ich meine Hand auf Damon's Oberarm lege. Ganz sanft und zögerlich. Doch als er sich nicht dagegen wehrt, rutsche ich noch ein Stück näher an ihn ran.

"Damon... ich... es tut mir wirklich leid.", räuspere ich mich und versuche so viel Wärme und Trost in meine Stimme zu packen, wie nur möglich ist. Denn ich sehe im Moment keine andere Chance, ihm zu zeigen, dass ich für ihn da bin.

"Riley ist tot...", flüstert er tränenerstickt.

Und das ist der Moment, an dem ich alle meine Zweifel und Hemmungen über Bord werfe. Ich gehe auf Zehenspitzen, umfasse Damon's Gesicht mit meinen Händen und drehe es in meine Richtung. Damon schaut mir tief in die Augen und ich hasse mich für die nächsten Gedanken, die in mir aufkommen.

Es ist wunderbar, wie er mich ansieht.

Er sieht mich an, als wäre ich alles, was ihn in diesem Augenblick davon abhält, zusammenzubrechen. Als wäre ich sein Anker in diesem schrecklichen Schicksalsschlag.

"Du bist nicht alleine, Damon. Du musst das nicht alleine durchstehen.", sage ich und streiche ihm dabei die Tränen von den Wangen.

"Ich vielleicht nicht... aber... aber Aiden..." Seine Stimme bricht und ich bemerke, wie sehr ihn das wirklich mitnimmt.

Die Tatsache, dass er in solch einem Moment an das Wohlergehen von Aiden denkt, und das, obwohl sie sich doch eigentlich hassen, lässt heraus schließen, dass Damon insgeheim ein herzensguter Mensch ist.

Ich zögere. "Dann sei du doch für ihn da..."

Damon schließt die Augen und leckt sich über die trockenen Lippen. "Das ist nicht so leicht. Du kennst Aiden nicht... er... er denkt, nein, er ist sich sicher, dass er Schuld an ihrem Tod ist. Er macht sich dafür verantwortlich und egal was ich sage, er glaubt mir nicht. Er ist so verdammt stur... doch jetzt... - ich hab einfach Angst um ihn. Denn auch wenn wir uns in der letzten Zeit nicht gut verstanden haben, war er einmal sowas wie ein Bruder für mich."

Almost mine ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt