Chapter 37

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Sobald das Taxi am Straßenrand zum stehen kommt, springe ich überfordert aus dem Wagen und versuche mich innerlich auf das Kommende vorzubereiten. Doch ich weiß nicht wie. Wenn mich allein schon diese Fahrt auf engstem Raum mit Damon und Bella wahnsinnig gemacht hat, wie soll ich es überstehen, über Nacht in einem Haus mit ihnen zu stecken.

Gott, ich muss mich entspannen. So schwer kann es garnicht werden, denn ich habe es bereits einmal geschafft. Und es heißt ja nicht umsonst, dass das zweite mal immer leichter ist, als das erste.

Ich nicke mir selbst zu, ehe ich die kühle Nachtluft tief in mir aufsauge, um sie keine Sekunde später in einem Seufzen wieder auszustoßen. Der Regen hat noch immer nicht nachgelassen, weswegen sich meine Klamotten, die gerade erst angefangen haben zu trocknen, sofort wieder einweichen. Meine Haut fröstelt und meine Fingerspitzen fühlen sich dank der Kälte taub an.

"Ich schätze, es wird gleich Gewittern."

Ein Donner ertönt, der Damon's vorherigen Worte unterstreicht. Mein Hals wird trocken und ich kann nicht anders, als unruhig zu werden. Ich hasse Gewitter. Ich habe sie schon immer gehasst. Die ganze Atmosphäre scheint dann immer zu kippen und ich erinnere mich wie von alleine an ein Kindheitstrauma zurück, dass ich erlitten habe.

Ich sammle mich schnell und möchte mich gerade auf das große Einfamilienhaus zubewegen, da erhellt urplötzlich ein heller Lichtstreifen den bis vor kurzem noch pechschwarzen Himmel. Erschrocken taumle ich zurück und verliere sofort an Gleichgewicht. Mein Körper fällt nach hinten, doch ich kann mich noch in der letzten Sekunde vor einem Sturz retten, indem ich mich an einem Arm hochziehe, den ich so eben Schweratmend ergriffen habe.

Erst als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, erkenne ich, um wessen Arm ich mich gerade wie verrückt festklammere und ich erschaudere.

Wie gebannt starre ich in dunkle Augen, deren Farbe mich an ein schwarzes Meer erinnert. Ein Meer, in dem dunkle Geheimnisse lauern, die darauf warten, gelüftet zu werden.

Ich reiße die Augen auf und lasse sobald mir bewusst wird, was um alles in der Welt ich gerade tue sofort von Damon ab. "Oh Gott.. tut- tut mir wirklich leid.. ich..-"

"Alles gut, Ellie.", unterbricht mich Damon ruhig, doch ich weiß, dass er alles andere als das ist. Viel mehr ist er die Ruhe vor dem Sturm, denn ich kann so vieles in seinem Blick lodern sehen.

Ich komme nicht drumherum, mich abermals zu fragen, warum ich nicht schlau aus ihm werde. Aus seinen Blicken, die jedes Mal aufs neue so hypnotisierend sind. Manchmal sehe ich nichts in ihnen, nur Leere und keinerlei Anzeichen dafür, dass ich einem Menschen mit Gefühlen gegenüberstehe. Doch dann gibt es wieder Momente, wie diese, an denen ich so viel in ihnen sehe, dass ich nicht genau ausmachen kann, was es ist. Was in dieser Person vor mir vorgeht und wie ich ihr helfen könnte. Denn ich weiß sicher, dass er Hilfe braucht. Und ich will die Person sein, die ihm hilft. Sein Anker. Sein Fels in der Brandung.

Ein Räuspern reißt mich aus meiner Starre. "Wir sollten reingehen."

Es dauert einen Wimpernschlag, bis ich realisiere, wer gerade gesprochen hat. Ich sehe mit leicht geöffnetem Mund zu Bella und kann nicht mehr als ein Nicken zustande bringen. Ich sehe ein letztes Mal zu Damon, der sich bereits von mir abgewandt hat und den Blick starr auf den Boden gerichtet hält.

Er scheint nachzudenken.

"Ellie und ich sind in meinem Zimmer, falls du uns suchen solltest. Wir würden aber gerne für eine Zeit nicht gestört werden. Also falls etwas sein sollte, behalte es für dich." Bella blickt Damon kalt an, was mich verwirrt.

Almost mine ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt