Heute...
Hätte ich gewusst was an diesem Tag passieren würde, wäre ich wahrscheinlich einfach zuhause geblieben. Wahrscheinlich wäre ich aber trotzdem gekommen, hätte mich nur anders verhalten, Ihm gegenüber. Allen gegenüber. Vielleicht hätte ich aber auch gar nichts geändert. Die Antwort, ob ich mich anders verhalten hätte oder nicht, kenn ich nicht und ich werde sie auch nie kennen. Mein Verhalten scheint für den ein oder anderen eingebildet zu sein, selbstverliebt, arrogant oder einfach nur dumm. Bezeichnet es wie ihr wollt. Aber jeder der vielleicht schonmal jemanden so richtig geliebt hatte und kurz davor war ihn zu verlieren, kann mich verstehen. Wenn man nur eine Chance hat, diese Person zum Bleiben zu überreden, würde jeder diese nutzen. Egal, welche Auswirkungen es hat. In so einem Fall denkt man doch nicht an Konsequenzen, oder? Man denkt einfach gar nicht nach. Das einzige was man im Kopf hat ist diese Person, liege ich richtig? Denkt ihr jetzt gerade an sie? Falls ja, denkt bitte weiter und versucht so mein Verhalten zu beurteilen. Natürlich waren es Fehler und in solchen Momenten sollte es nicht um mich gehen. Selbstlosigkeit wäre angebracht aber ich hatte einfach das Gefühl wahnsinnig zu werden, wegen ihm. Was passiert ist? Das lässt sich leicht erklären...
Heute würde der Tag sein, an dem ich Tobi Wiedersehen würde. An dem ich ihm alles erzählen würde. An dem ich auf Vergebung hoffen würde. An dem mein Leben sich komplett ändern würde. Egal in welcher Hinsicht. Es gab zwei Möglichkeiten: Ein Leben mit Tobi an meiner Seite oder aber ich würde ihn für immer verlieren. Natürlich könnte ich es auch einfach so belassen aber warum sollte ich? Es musste früher oder später sowieso geklärt werden und wenn ich nicht die Initiative ergreife, würde es niemand tun.
Die Nacht über schlief ich kaum. Ich wälzte mich nur im meinem Bett herum, blickte durch mein Zimmer, lauschte den Geräuschen auf dem Hotelflur und blickte auf meine Uhr. Enttäuscht, dass wieder nur eine halbe Stunde vergangen war und begann wieder von vorne. Ich war einer Endlosschleife der Schlaflosigkeit ausgesetzt. Meine Gedanken waren voller Tobi und ich malte mir die skurrilsten Geschehnisse aus, die passieren könnten, wenn wir aufeinander treffen. Als ich dann nach Stunden des Quälens stellte ich erfreut fest, dass es acht Uhr war. Mit diesem Unwohlen Gefühl, das ich seit gestern hatte, stand ich auf und ging unter die Dusche. Das warme Wasser ließ ich meinen Rücken hinunterprasseln, während ich mir weiterhin Gedanken machte. Mein Kopf war voll. Voll von Tobi und dem Gespräch. Jedes verdammte Mal bekam ich bei dem Gedanken eine solche Panik, dass ich zitterte und so blass wurde, dass ich in frisch gefallenem Schnee nicht einmal auffallen würde. Das war doch sicherlich nicht gerade gesund.
Trotz der warmen Dusche waren meine Hände und der Rest meines Körpers eiskalt. Wie konnte eine einzige Sache jemanden so aus dem Konzept bringen? Ich bin nicht gerade schüchtern, ganz im Gegenteil. Normalerweise gehe ich auf Menschen zu und habe keine Angst mit Ihnen zu sprechen. Als ich merkte, dass ich bereits um die zehn Minuten nur an die Wand vor mir starrte, begann ich meine Haare zu föhnen. Sonst tu ich dies äußerst selten aber mit irgendwas musste ich mit ablenken, damit die Zeit schneller vergehen würde. Doch es brachte nichts. Sekunden fühlten sich wie Stunden an und Stunden wie Jahre, nein Lichtjahre. Einige werden denken ich übertreibe aber ich hatte gerade wirklich das Gefühl den Kopf zu verlieren, da waren die Lichtjahre noch untertrieben.
Nachdem ich endlich eine Stunde totgeschlagen hatte, was ja wohl ein Anfang zu den übergebliebenen Stunden war, packte ich schonmal meine Tasche. Morgen müsste ich weg und wieder Richtung Heimat fahren. Des Weiteren würde ich erst gegen vier Uhr morgens wieder hier eintreffen. Es wäre nur unnötiger Stress da dann meine Tasche zu packen. Tatsächlich ließ ich mir soviel Zeit, dass es mittlerweile elf Uhr war. Das Frühstück hatte ich verpasst, mit Absicht. Bei dem Gedanken an Essen wollte ich mich am liebsten übergeben. Ich war zu nervös. Außerdem könnte ich sowieso in der Halle was essen und auf die paar Stunden dazwischen kommt es nicht an.
Mit meinem Handy schaute ich gerade nach was so auf Social Media abging als ich eine Mitteilung von Erik erhielt. Er gab mir Bescheid, dass ich am Besten so gegen dreizehn Uhr an der Halle sein sollte, um alles genauestens und ohne Stress zu besprechen. Es war ein Event für einen guten Zweck, da sollte es nicht voller Stress sein, sondern eher locker. Ja, das sagte gerade derjenige, der sich selbst am Meisten Stress verursachte.
Schließlich fand ich doch noch eine Beschäftigung für die nächsten paar Stunden, bei der ich dann doch die Zeit vergaß. So kam es also, dass derjenige der wahrscheinlich am meisten Zeit von allen hatte, um vierzehn Uhr ein Taxi nahm um 14:30 Uhr an der Location anzukommen. Genau. Ich sollte dreizehn Uhr da sein und kam ein halbe Stunde vor Beginn des Streams an. Erst beschwerte ich mich darüber, dass sie Zeit nicht vergeht und dann verging sie so schnell, dass ich zu spät kam. Dem freundlichen Taxifahrer, der dann doch nicht mehr so freundlich war weil ich ihn hetzte, drückte ich zwanzig Euro in die Hand.
Mit schnellen Schritten verschwand ich in der Halle wo plötzlich alle Augen auf mich gerichtet waren und die Leute auf mich zustürmten um mich zu verkabeln. Langsam blickte ich durch die Schar an Gesichtern. Pan, Gronkh lächelten mir zu, die Pietsmiet Jungs Wanken mir kurz zu bevor sie sich wieder in ihr Gespräch vertieften und dann fiel mein Blick auf ihn. Er stand dort mit einem Lächeln. Doch dieses verschwand als er meinen Blick sah. Er erwiderte ihn kurz, bevor sich umdrehte und ging. Meine Augen hafteten sich an seinen Rücken, um zu sehen wo er hinging. "So, Kevin, richtig?", fragte mich ein kleiner, bärtige Mann, der der dritte Bruder von Gronkh und Phunk sein könnte. Er hielt einen Zettel in der Hand. An seinem Hemd hing ein Anstecker auf dem der Name Thomas stand. Ein Kichern musste ich mir verkneifen. Nicht das ich was gegen den Namen Thomas hätte, nur wenn ihr DBD geschaut habt, wisst ihr was ich meine. "In fünfzehn wird dein Mikrophon automatisch abgeschaltet, weil dann die Begrüßung dort drüben ist. Wenn du also noch auf Toilette oder sonst wo sein solltest und es also nicht schaffst, schieb einfach den Schalter hier nach rechts und dann wird es ausgeschaltet. Verstanden?" Hastig nickte ich nur, da ich immer noch mit Tobi beschäftigt war, der gerade von Phunk aufgehalten wurde. Keine Ahnung was er überhaupt gesagt hatte. Ich kriegte nichtmal mit auf welchen Knopf er überhaupt zeigte. War es überhaupt ein Kopf? Wozu war er nochmal da? Wisst ihr jetzt was ich meinte. Thomas ließ dann zufrieden von mir ab und ging zu den anderen um Ihnen wahrscheinlich dasselbe zu erzählen. Rasant ging ich zu Tobi, der gerade wieder gehen wollte. "Jetzt warte doch bitte!", flehte ich ihn förmlich an. "Ich hab dir nichts zu sagen, ok?! Wenn du mich jetzt bitte in Ruhe lassen würdest.", fauchte er zurück. Als ich gerade zu einem neuen Satz ansetzen wollte, zog Pan mich weg. "Da du ja später gekommen bist und bei der Besprechung auch nicht dabei warst, werde ich dir jetzt alles nochmal genauestens erklären. Also...." Auch ihr hörte ich nicht zu, da meine Augen wieder an Tobi klebten. Ich sollte mir echt angewöhnen besser zuzuhören, besonders wenn es wichtig ist. "Es ist ein Charity Event. Also keine egoistischen Sachen wie ein Streit oder sowas, ok? Das wäre äußerst unpassend. Die Selbstlosigkeit steht ihm Mittelpunkt" Selbstlos war ich bei meiner nächsten Aktion definitiv nicht, aber das werdet ihr selbst noch feststellen.
Pan beäugte mich kritisch bevor ich mich zu ihr wand: "Klar. Ich krieg das hin. Keine Sorge. Ich bin ja nicht dumm" Sie lächelte nur zufrieden und ging dann auf Position. Stimmt, es waren nur noch fünf Minuten bis der Stream angeschaltet wird. Das war sie also: Meine letzte Chance für die nächsten zwölf Stunden. Ohne groß nachzudenken rannte ich zu Tobi, packte ihn am Arm und zog ihn zurück. Mein Kopf war komplett ausgeschalten und um uns herum bildete ich eine Art Mauer. Das einzige was ich mitkriegte waren Tobis Augen, die in meinen Sachen und wie meine Hand plötzlich heiß wurde als ich seinen Arm hielt. "Spinnst du?!", zischte er mich an. "Hör zu: Wir müssen reden!" - "Curry, wir haben nur noch zwei oder drei Minuten und müssen jetzt nach da vorne. Außerdem gibt es nichts zu reden. Ich hab bereits alles gesagt" Tobi wollte gehen doch ich hielt ihn fester. "Ich muss dir aber was sagen!", flehte ich ihm entgegen. "Curry man! Das ist erstens nicht der richtige Zeitpunkt und zweitens müssen wir wirklich los" - "Es ist wichtig" - "Der Stream ist wichtig" Er ging an mir vorbei. Eiskalt. Das war sie. Meine Chance und ich hatte sie vergeigt. Meine Hand wurde wieder kalt und in mir staute sich die Wut auf. Ich war nicht wütend auf Tobi. Das könnte ich nie sein. Ich war wütend auf mich. Ich alleine brachte uns in diese Situation und ich alleine hatte es verkackt, schon wieder. Doch in mir war etwas, dass rausmusste. Jetzt oder nie. Wir waren weit genug von den anderen und den Kameras weg, sodass uns niemand hören konnte. Theoretisch. Ein letztes Mal nahm ich meinen Mut zusammen und ließ diese besonderen Worte über meine Lippen gleiten:
"Ich liebe dich, Tobi"Er drehte sich schockiert um. Sein Gesicht war blass und verwirrt. Als ich schließlich merkte wie meine Worte gerade durch die gesamte Halle hallten. Ich zitterte und wollte zusammenbrechen. Langsam drehte ich mich um. Das einzige was ich weit und breit hörte war mein Atem. Jeder einzelne von meinen Freunden hatten diesen puren Schock im Gesicht liegen. Außer Pan, die vor sich hin schmunzelte. Ich hatte versagt. Alle hatten sich auf mich verlassen doch ich hatte bei einem Charity Stream nichts besseres zu tun als ihm vor allen anderen meine Liebe zu gestehen. War es nicht schon egoistisch? Alle Kameras lagen auf mir. Doch das einzige was zählte war Tobi. Als ich mich dann wieder zu ihm umdrehte, bereit für alles was jetzt kommen würde. Außer für die eine Sache, die tatsächlich passierte und an die ich nie einen Gedanken verlor. Ich rechnete immer damit, dass er mich schlagen würde oder mir um den Hals fallen würde. Doch er war weg....
(Hier ist nun endlich das Kapitel auf das ich/wir solange hingefiebert haben. Ich hoffe ich habe euch nicht allzu enttäuscht. Dieses Kapitel ist für mich etwas besonderes, weil es quasi der Höhepunkt der Geschichte ist und ich lange daraufhingefiebert hab.
Ich hoffe ihr seid einigermaßen zufrieden & an dieser Stelle nochmal ein DANKE an alle Leser! Wir sehen uns beim nächsten Kapitel)

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(B)Romance? ~Currbi
Fiksi PenggemarJoar. Ich habe mich einfach dazu entschlossen eine Currbi Fanfiction zu schreiben, die aus der Sicht von Curry ist. Have fun :)