Prolog

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Ich würde brennen.  Erst in diesem Moment wurde ich mir dessen bewusst. Ich-Lynn-würde als Hexe gerichtet werden.  Auf einem Scheiterhaufen in den Flammen sterben.  Verdammt ich war doch keine Hexe! Ich war absolut unschuldig. Gut ich hatte etwas mit Magie zu tun, aber das war nur ungefähr so viel, wie ein Alchemist ein Magier war. Die Ritter führten mich langsam aus meiner Zelle, die mit Stroh ausgelegt war, heraus. Sie packten mich fest an den Armen und hoben mich hoch. So sollte es schneller gehen,das hatte ich schon bei anderen Hexenverbrennungen gesehen. Nun kam mir der Gedanke, dass vermutlich auch die anderen Verbrannten unschuldig gewesen waren,  vermutlich noch nicht mal einen blassen Schimmer von Magie gehabt hatten. Ich versuchte mich zu wehren und zappelte herum, was mir einen Peitschenschlag einbrachte.  Mitten ins Gesicht,  Na ganz Klasse. Eigentlich hatte ich vorgehabt mit Stil und gutem Aussehen zu sterben, aber daraus würde jetzt wohl nichts mehr werden. Als wir am Scheiterhaufen angekommen waren, wurde ich festgebunden.  Sie zogen am Seil, bis es so fest gebunden war, dass es wehtat. Die anderen Menschen brachten sich in sichere Entfernung.  Ach ja, genau, ich war ja gefährlich. Hatte ich ganz vergessen. Dann warf ich einen Blick auf die Versammelten. Am nächsten stand mir meine Familie-wenn man es denn so nennen konnte. Mein Vater, der mich mit hartem Blick anstarrte.  Voller Hass als könnte er nicht fassen mit was für einer Missgeburt er zusammengelebt und was für eine Missgeburt er geboren hatte.  Natürlich nicht er direkt sondern meine Mutter, die direkt neben ihm stand. Sie war immer hart zu mir gewesen, härter als mein Vater und hatte nicht eine einzige Träne um mich geweint als sie mich zu Hause festgenommen hatten. Sie schaute mich gar nicht an und blickte emotionslos zu Boden. Im Gegensatz dazu stand meine kleine Schwester Eva. Sie hatte geweint und geschrien,  ich wäre keine Hexe. Auch jetzt weinte sie bitterlich,  sodass auch mir die Tränen kamen. An sich fand ich sterben nicht so schlimm.  Mir tat es nur Leid um die Menschen, die ich alleine lassen musste. Der oberste Ritter zündete die unteren Holzscheite an.  Ich versuchte keine Miene zu verziehen als die ersten Flammen meinen Rock erreichten. Das schwarze Kleid, das die Ritter mir gegeben hatten stand in Sekundenschnelle in Flammen,  doch ich merkte es nicht. Nur die unangenehme Hitze erreichte mich bis meine Beine taub wurden. In Gedanken war ich nun bei allen Menschen,  die mir je etwas bedeutet hatten-viele waren es allerdings nicht. Das Kleid brannte lichterloh und ich wollte meine Augen schließen, aber mein Blick ruhte auf meiner kleinen Schwester, die wie am Spieß schrie-Ich brachte keinen Ton heraus,  nicht mal einen Schmerzensschrei. Sie war das einzige, was mir auf dieser Welt noch wirklich etwas bedeutete.  Ich spürte wie das Feuer an mir hochzüngelte und mein Bewusstsein langsam verschwand. Bevor ich meine Augen schloss ruhte mein Blick noch ein letztes Mal auf Eva. Ein letztes Mal auf der Menge,  die sich über meinen Tod freute und jubelte. Dann war es endlich soweit-Eine Erlösung-und alles wurde schwarz.

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