29. Kapitel

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Taylor stand tatsächlich vor unserem Haus und er sah unglücklich aus. Es schien, als wäre es ihm lieber, wenn man mich in einer Gummizelle gesteckt hätte und ihn als Wache davor. Ich grinste ihn an. Er versuchte zurückzugrinsen, aber es misslang kläglich. Taylor hielt mir die Autotür auf und ich stieg ein. Dann ging er langsam um das Auto herum und ich musterte ihn durch die getönten Scheiben ganz genau. Seine Muskeln zeichneten sich nun viel deutlicher ab als bei seiner Ankunft. Er war ein wenig größer geworden und seine wunderbaren schwarzen Haare waren ein Stück länger geworden. Taylor hatte mir gesagt, er würde sie nochmal schneiden lassen bevor das Abschiedsfest war. Das einzige, was so geblieben war wie vorher, war sein Adlertattoo. Selbst sein Lächeln schien anders, weniger unbedarft. Und im Moment sorgenvoll verzogen. Da wurde mir klar, dass ich ihn anstarrte und wandte meinen Blick ab. Natürlich wurde ich rot, fast so knallrot wie eine Tomate, und hoffte, dass er es nicht bemerken würde.

Ich dachte über das Gespräch mit meiner Mom nach, das ich eben geführt hatte. Sie war wirklich ziemlich wütend gewesen, aber ich hatte sie nach einigem Gebrülle von wegen "Wir sind sehr enttäuscht von dir. Vielleicht sollten wir die weniger Freiheit lassen" wieder beruhigt. Das alles hatte ich erstmal schweigend über mich ergehen lassen, dann hatte ich versprochen die Schule nicht wieder zu schwänzen und dann war ich zum Glück wieder in Ruhe gelassen worden.

Er hielt auf dem Schulparkplatz und öffnete mir die Tür. Alle starrten zu uns herüber und mir wurde klar, wie das wirken musste. Evelynn Donelly kam mit jemand anderem als Riley oder Ethan zur Schule. Die würden sich alle ihre geschwätzigen Mäuler darüber zerreißen. Aber dass hier vor einiger Zeit ein Junge ermordet worden war, kümmerte keinen mehr. Jetzt war nur noch interessant, ob ich vielleicht einen neuen Freund und mit Riley Schluss gemacht hatte. Dieser stand am Eingang und starrte ebenfalls herüber. Taylor beachtete sie einfach nicht, und umarmte mich zum Abschied kurz. Als er sich von mir löste warf ich ihm einen giftigen Blick zu und er sah ein bisschen erschrocken aus. Ihm war also wirklich nicht klar gewesen, was er da tat. Er kapierte und drehte sich um, ich folgte seinem Blick. Riley schoss Blicke auf ihn ab, bei denen ich warscheinlich tatsächlich tot umgefallen wäre. Seine Augen waren verengt und sein Mund wütend verzogen. Ein paar Schüler sahen zwischen ihm und uns hin und her. "Taylor, Ich glaube du gehst jetzt besser." Zur Antwort nickte er, "Ja warscheinlich. Pass auf dich auf. Und lass dich von ihm nicht zu sehr zusammenmeckern." Kurz musste ich Lächeln, dann drehte ich mich um und ging auf Riley zu.

"Hey. Was guckst du so böse?", fragte ich ihn bemüht ahnungslos. "Wer ist dieser Kerl?"  Wäre ich nicht so angespannt gewesen, hätte ich bei seinem Gesichtsausdruck und seiner Stimme, die nur so triefte vor Eifersucht, laut losgelacht. Grinsend antwortete ich: "Das ist Taylor Diavelli. Er trainiert mich seit einer Weile in Nahkampf und ist bei der Schweizer Garde." Riley entspannte sich ein wenig. "Ehrlich? Und jetzt hat er dich hierhin gefahren um dich zu beschützen oder was? Weiß er alles?" "Ja." Ich war vollkommen ehrlich und er bemerkte das auch. Erleichtert umarmte er mich. "Dann muss ich ihm wohl sogar dankbar sein. Schade nur, dass die Garde in drei Tagen schon wieder abreist." Das hätte er nicht sagen sollen, ich hatte es zu verdrängen versucht, aber jetzt war das Datum natürlich wieder da. Selbst wenn ich die Augen schloss leuchtete es bedrohlich hinter meinen Lidern.

In der AG war es furchtbar hektisch, da die Turnhalle dekoriert werden musste. Es war meiner Meinung nach sehr schön und wir waren mit unserem Ergebnis mehr als zufrieden. Der große Bankettisch stand in der Mitte des Raumes und die Girlanden waren aufgehangen worden, aber diesmal nicht von mir. Wir sollten alle grüne Kleider oder eben schwarze Anzüge tragen und freuten uns riesig darauf, noch shoppen zu gehen. Sie mussten kein besonderes Design haben, aber jedes Mädchen wollte natürlich das Schönste haben. Mir war es relativ egal wie ich aussah, aber Scarlett nicht. Sie würde mich morgen auf eine ausgiebige Shopping-Tour mitnehmen, soviel war sicher.

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