7. Kapitel

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Ich schlug die Augen auf. Heute würde Sean in Miami ankommen. Riley musste mit an den Fluhafen und ich hatte ihm versprochen mitzukommen.

Inzwischen wusste sowohl seine, als auch meine Eltern Bescheid. Beatrice war nicht einmal überrascht gewesen und konnte auch Garret, Rileys Vater, mitbegeistern. Beide waren komplett "hingerissen" von mir, nachdem sie mit mir in einem Resaturant essen gewesen waren. Meine Eltern waren weniger begeistert gewesen, wobei das nicht an Riley lag, wie sie mir immer wieder versicherten. Laut ihnen war ich einfach noch zu jung für einen Freund. Das sah ich aber überhaupt nicht so, wie ich ihnen immer wieder erklärte. Außerdem waren wir sehr verantwortungsbewusst, um meine Eltern nicht noch mehr zu ärgern.

Ich zog das eine Mal das erste an, was ich in die Finger bekam. Mir war bewusst, wozu Sean fähig war, aber trotzdem begab ich mich freiwillig in seine Nähe. Dann ging ich vor die Haustür und wartete auf den roten Combi, der mich zum National Miami Airport fahren sollte. Schließlich bog das ersehnte Auto um die Ecke,  ich stieg hinten ein und setzte mich neben Riley. Der machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Beatrice und Garret waren ganz aus dem Häuschen und freuten sich ihren verlorenen Sohn wiederzusehen. Sie verstanden auch nicht was vorgefallen war, sonst wären sie ganz bestimmt nicht so stolz auf Sean. "Was ist denn los? Ich kann einfach nicht verstehen, warum du ihn so hasst. Er ist doch ein guter Junge." Langsam wurde ich echt wütend. Sean und gut? Riley drückte jedoch beruhigend meine Hand. Ich konnte wirklich nicht begreifen warum mein Freund nichts sagte. Vermutlich war es einfach sinnlos.

Am Flughafen angekommen war ich total aufgeregt. Na ja um ehrlich zu sein, ich hatte eine heidenangst vor dem Kerl. Wir gingen zum dritten Terminal um Sean zu begrüßen.  Riley und ich Hand in Hand mit leicht gezwungen aussehenden Gesichtern. Der Flug kam mit einer halben Stunde Verspätung an und wir mussten noch eine Ewigkeit warten bis Sean endlich herauskam. Ich kannte ihn ja nicht, bemerkte jedoch als er in Sichweite kam an Rileys und Garrets Reaktion, wer es war. Rileys Gesichtsausdruck wurde wütend und Garret begann fröhlich und -wie das mit Eltern eben war- ein bisschen peinlich zu winken. Sean suchte seine Eltern in der Menge und schien erfreut, als er sah, dass auch sein Bruder mitgekommen war. Bei mir blieb sein Blick dann etwas verwirrt hängen, bis Beatrice ihn in eine stürmische Umarmung zog. Er sah genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte: Leicht gebräunte Haut, blaue Augen und ein schiefes Grinsen auf den Lippen. Danach umarmte auch Garret ihn und schließlich versuchte Sean es auch bei Riley, der aber einen Schritt zurückwich und meine Hand fast zerquetschte. Immerhin mal eine passende Reaktion. Sean versuchte nun ein Gespräch anzufangen.  "Hey kleiner Bruder. Können wir nicht nochmal von vorne anfangen? Ich sehe ja ein, dass das, was ich gemacht habe falsch war. Bitte." Riley guckte skeptisch, schien aber, genau wie ich, nur reine Wahrheit in seinen Worten zu erkennen. "Willst du mir nicht verraten, wer die Kleine hier ist?" Er deutete auf mich. Garett mischte sich ein: "Aber Sean, du kennst sie doch. Das ist Evelynn." "Ach ja, hast dich ganz schön verändert.  Und du bist jetzt die Freundin meines Bruders?" Zaghaft nickte ich. "Kommt mit. Wir gehen mal was essen. Sean, Schatz, du musst Hunger haben." Beatrice war mal wieder überfürsorglich und glücklich, dass ihre beiden Söhne sich wieder ein bisschen besser verstanden. 

Ich hatte meine Meinung von Sean zwar nicht ganz geändert, fand ihn aber ganz nett und hatte keine Angst mehr vor ihm. Riley hatte seinem Bruder verziehen und redete wieder ganz normal ihm. Ganz sicher war ich mir nicht, aber er wirkte immernoch etwas misstrauisch. Ich fand das nur logisch. Eine Person konnte sich ja nicht in einem Jahr um 360 Grad ändern. Genau dies gab Sean aber vor. Er lachte und erzählte von seiner Zeit in Montana. Er erwähnte den Streit der Brüder mit keinem Wort. Alles ein bisschen seltsam.  Riley und ich atmeten erleichtert auf, als Garret verkündete er wolle nun nach Hause. Still stiegen wir ins Auto und Riley ging in die Mitte. Irgendwie süß,  sein Beschützerinstinkt-aber auch ein bisschen nervig. Wollte er das jetzt die ganze Zeit machen? Beatrice war nun mit erzählen an der Reihe und berichtete Sean über ihr Leben.  Alles in allem ziemlich langweilig.  Zum Glück war der Weg vom Miami National Airport bis nach Hause nicht so weit. Als ich ausgestiegen war, das Auto um die Ecke bog und verschwand atmete ich erleichtert aus. Nachdem ich aufgeschlossen hatte, dachte ich darüber nach, was ich jetzt tun sollte.  Ethan etwas erzählen? Scarlett? Es würde schwer für beide werden, so viel war klar. Auch wenn Sean gar nicht so schrecklich war. Jedenfalls nicht mehr. Aber was geschehen war, war wirklich furchtbar und falls Scarlett ihm nicht verzeihen konnte, tja, dann würde ich das akzeptieren müssen.  War mir ja ganz recht so. Nur falls sie Angstzustände bekäme, wäre das nicht so gut. Und Ethan?  Der würde Sean auf der Stelle verprügeln und damit eine Menge Ärger bekommen. Solche Gedanken beschäftigten mich, bis ich ins Bett ging und einschlief.

Was eine Scheiße!  Schon wieder so ein mieser Traum.  Ich hasste es. Das schlimmste aber war, dass es mich im wirklichen Leben traumatisierte.  Noch konnte ich es gut verbergen und vermied es, daran zu denken, aber es war schrecklich.  Sollte ich einfach alles über mich ergehen lassen? Oder irgendwohin wegrennen? Ich stand an einem langen,  weißen Strand. Nicht in Miami Beach,  soviel war klar. Voller Angst entschied ich mich für wegrennen und lief los, den Strand entlang. Es kam mir vor als wären es mehrere Stunden, in Wahrheit aber wohl nur Minuten.  Dann wurde mir klar, dass ich besser da geblieben wäre,  wo ich anfangs gelandet war, denn vor mir erschien die schwarze Gestalt.  Vermutlich war es immer dieselbe,  denn ich erkannte das Gebilde,  welches der Mann in der Hand hielt. Ganz ruhig stand er da, wartete vermutlich auf sein nächstes Opfer. Ich dummerweise auch, denn sonst würde ich ja nicht aufwachen. Leider musste ich ja dann noch auf eine qualvolle,  schmerzhafte Art und Weise sterben. Sie stand in ungefähr 50 Metern Entfernung, also würde nichts außer erschießen bei mir funktionieren.  Es kam einfach keiner. Was zum Teufel war hier los? Ich stand schon ewig hier. Plötzlich hörte ich hinter mir ein Rascheln. Augenblicklich richtete ich mich auf, endlich, gleich würde ich wieder aufwachen können, und wandte mich um. Doch da stand keine schwarze Gestalt mit irgendwemden er umbringen konnte, nur ein kleiner Junge. "Hey, was machst du denn noch so spät hier?", sagte ich freundlich zu ihm. In Gedanken fügte ich noch hinzu, du könntest umgebracht werden. Es war dunkel hier und auch im Normalfall waren hier bestimmt an jeder Ecke Räuber.  Warum zum Teufel er? Er war doch noch so klein. Und verdammt süß war der Kleine auch noch. Das Schlimmste war, er erinnerte mich an Eva, meine süße, kleine Schwester, die ich jetzt schon so lange nicht mehr gesehen hatte. "Komm Kleiner. Wir gehen einfach mal ein Stück." Langsam kam der Junge auf mich zu. Dann nahm er meine Hand und deutete nach Vorne. Direkt auf die schwarze Gestalt. Sein Schicksal war also besiegelt und ich konnte nichts tun. Warum machte ich mich selbst so fertig? Kleine Kinder sterben lassen ,Pfff. Was ein Mist! Hoffentlich würde der Junge einen nicht allzu schmerzhaften Tod sterben müssen. Mir sollte allerdings schneller als ich wollte klar werden, wie er sterben würde, als sich große Hände um den Hals des Jungen legten und ihn von mir wegzogen. Dann hatte er plötzlich ein Messer am Hals. Mit großen Augen voller Angst starrte er mich an. "LASS IHN LOS. DAS IST MEIN SCHEIß TRAUM ALSO LASST MICH STERBEN!", schrie ich den schwarzen Mann an. Eine dunkle Stimme antwortete: "Normalerweise gerne, aber der Junge hat zu viel gesehen." Dann schnitt dieses wiederliche Monster dem kleinen Jungen die Kehle durch und ließ ihn fallen. Ich schrie auf und begann hemmungslos zu schluchzen. Warscheinlich sollte ich jetzt sterben, dachte ich, doch der schwarze Mann ging in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich schaute zu dem Jungen hinunter, dessen Namen ich nicht einmal kannte, für den ich aber in sehr kurzer Zeit einen Beschützerinstinkt entwickelt hatte. Wo war seine Mutter? Dachte sie, er würde im Bett liegen und schlafen? Ich vergaß völlig, dass ich ja immernoch träumte, bis ich kaltes Metall an meinem Hals spürte. Sie waren also doch gekommen um mich zu töten. Das würde jetzt hoffentlich so schnell gehen wie bei dem Jungen, doch falsch gedacht. Der Typ, vermutlich wieder so ein schwarz gekleideter Verrückter, schnitt mich nur soviel, dass ich langsam verbluten würde. Dann verschwand er. Von Schmerzen erfüllt legte ich mich neben den Jungen und blickte in den Himmel. Irgendwann fielen mir die Augen zu und mein Bewusstsein verschwand.

Nach einiger Zeit rüttelte mich jedoch jemand am Arm. Verdammt! War ich noch nicht tot? Ich hasste diese Träume. Jetzt müsste dieses dumme 'Wir werden dich finden Evelynn' kommen und ich sollte aufachen. Derjenige rüttelte weiter. "Komm schon wach auf!" Wass sollte der Mist? Wollte der Typ mich unbedingt ärgern? Mir ging es schon schlecht genug. Aber er hörte nicht auf. Schließlich kam doch noch das sehnlich erwartete "Wir werden dich finden Evelynn. Bald" Und ich schlug meine Augen auf.

Dann blickte ich in angstvoll geöffnete, blaue Augen.

HexenflammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt