25. Kapitel

187 20 1
                                    

Das Selbsttrainieren funktionierte nicht halb so gut wie wenn ich mit Taylor trainierte. Ich wusste nie sicher, was ich falsch machte, obwohl es schwer war es zu ignorieren wenn ich mich bei einem falsch ausgeholten Schlag auf den Boden klatschte. Passierte zum Glück nur einmal, aber unangenehm war es trotzdem. Am Nachmittag kam Ethan mit David rein um zu schauen, was los war. Sie hatten mich gehört und gedacht ich könnte vielleicht von Einbrechern bedroht werden. Als sie mich sahen fingen sie beide an ziemlich laut zu lachen und selbst ich musste grinsen. Ich sah warscheinlich ziemlich bescheuert aus. Nachdem sie sich wieder verzogen hatten, ließ ich mich ausgepowert auf meinen Schreibtischstuhl sinken. Den ganzen Tag hatte ich nichts gegessen und nur wenig getrunken und mich quälte der Hunger. Also stand ich voller Widerwillen auf und lief nach unten um mir etwas zu machen.

Ich fand eine Packung mit Brownies und riss sie hungrig auf. Der schokoladige Geruch war einfach himmlisch für einen so hungrigen Menschen wie mich. Mein Magen bekann ziemlich laut zu knurren. Gerade, als ich in einen hineinbeißen wollte, klingelte das Telefon. Ich ging ran: "Hallo, hier ist Evelynn Donelly?" Ich wartete. "Hallo Evelynn. Hier ist deine Grandma. Eigentlich wollte ich mit deiner Mom sprechen. Ist sie da? Jetzt biss ich doch in meinen Brownie, mir war es egal, was Granny zu meinem Nuscheln sagen würde. Ich hatte Hunger. "Nee glaub nicht. Was willst du denn? Soll ich ihr was ausrichten?" "Sag ihr einfach sie soll mich zurück rufen. Ich gedenke euch übrigens in der nächsten Zeit noch einmal zu besuchen." Vor Schreck fiel mir das Telefon fast aus der Hand vom Brownie ganz zu schweigen. "Was? Wieso?" "Nur keine zu große Begeisterung", jetzt klang sie ziemlich beleidigt. "Sorry Grandma. Ich finds cool, dass du kommst. Ich versteh nur nicht wieso." "Mhh, sagen wir mal so, ein unglücklicher Vorfall hat mich dazu bewegt." "Okay, na dann. Ich sag Mom sie soll dich zurück rufen." "Mach das. Und richte Ethan liebe Grüße aus. Tschüss." Sie legte auf, noch bevor ich etwas erwidern konnte. Na ganz klasse, jetzt waren meine Ferien endgültig versaut. Und Taylor brauchte ich auch gar nicht anzurufen. Wenn Granny da war hatte ich gar keine Zeit um mit ihm zu trainieren.

Als ich Mom die tollen Nueigkeiten überbracht hatte, seufzte diese nur. "Weißt du Schatz, ehrlich gesagt hatte ich sowas erwartet. Ich wollte es dir im Urlaub nicht sagen, aber der Bruder deiner Grandma -mein Onkel- ist vor einer Woche gestorben. Er war 84 Jahre alt und wir alle haben so langsam damit gerechnet, aber deine Granny muss ziemlich traurig sein. Ich hatte nie etwas mit ihm zu tun. Er wollte keine Familie die über meine Mutter und deren Eltern hinausging." Ich hatte ihn nicht gekannt, ich hatte seine Existenz nicht einmal geahnt (auch wenn mir das jetzt komisch vorkam, schließlich hatten die ja alle früher mindestens vier Kinder gehabt) und trotzdem war ich traurig. Anscheinend sogar trauriger als Mom. Ich verstand, warum sie es mir im Urlaub nicht gesagt hatte, fand es aber trotzdem nicht so toll, dass ich es erst jetzt erfuhr. "Ich rufe sie später zurück. Du gehst doch gleich bestimmt zu Scarlett, oder?" Das hatte ich tatsächlich vorgehabt, aber erstmal wollte ich jetzt meinen Brownie ganz aufessen.

Scarlett freute sich wahnsinnig mich zu sehen, auch wenn ich ihr vorher schon Bescheid gesagt hatte. Aufgeregt zerrte sie mich in ihr Zimmer und zwang mich dann dazu, ihr sämtliche Urlaubsfotos zu zeigen. Bei jedem zweiten Bild hielt ich kurz inne und erklärte was wir dort gemacht hatten. Hauptsächlich sah man die Aussicht auf unseren Wanderungen, aber ab und zu war auch mal ein Bild vom Hotel oder vom Essen dabei. Meine beste Freundin fand, dass das Hotel hinreißend war und sie wollte, dass ich ihr jedes einzelne Möbelstück beschrieb. Von der Gardine über den Kleiderschrank bis zur Dusche. Damit waren wir dann eine Weile beschäftigt, bevor wir zu dem Bild mit dem Felsen im Wald kamen. Aufgeregt, warum auch immer, es waren ja nur Fotos, fragte sie mich was darauf stand. Ich erzählte ihr von der Legende über die Hexe, ließ die Ombré aber aus. Scarlett sollte so wenig wie möglich über den ganzen Mist wissen. Wir machten uns Spaghetti mit Käse-Sahne-Soße zum Abendessen und verschlangen alles innerhalb weniger Minuten. Wie sich herausstellte, hatte meine liebe Freundin den ganzen Tag aus Faulheit ebenfalls nichts gegessen. Nicht dass ich gefaulenzt hätte, ich hatte mich immerhin ein bisschen sportlich betätigt. Wenn es auch so gut wie umsonst gewesen war. Bis nach den Ferien würde ich das alles wieder vergessen haben und vorher würde Granny bestimmt nicht mehr abreisen. Vielleicht würde sie danach auch noch eine ziemlich lange Weile bleiben. Laut Ethan war das so ihre Art. Die schnelle Abreise beim letzten Mal war wohl ziemlich großes Glück gewesen.

HexenflammenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt