18. Kapitel

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Am nächsten Tag fand kein regulärer Unterricht statt; wir räumten alle auf. Ich wurde für die Aula eingetragen wo es am meisten zu arbeiten gab. Zu meinem Pech war die gesamte AG dafür eingetragen worden und alle anderen für die Flure und den Schulhof. Scarlett wollte heute schwänzen, aber ich würde kommen. Ich hatte schließlich alles aufgebaut, da konnte ich auch alles wieder abbauen. Vielleicht war die Einstellung dumm, aber ich fand es nur fair.

Also stand ich pünktlich auf und schlurfte zum Frühstück. Es gab nichts besonderes, denn Mom und Dad waren schon weg und Ethan schlief noch. Ich selbst war einfach zu faul um mir schon so früh am Morgen etwas vernünftiges zum Frühstück zu machen. Deswegen aß ich nur ein bisschen Müsli und verschwand anschließend im Bad. Ich war ziemlich demotiviert und beim Gedanken an Scarlett, die jetzt in ihrem kuscheligen Bett lag, wäre ich am liebsten direkt wieder hoch gegangen. Aber ich beherrschte mich und schließlich gab es kein zurück mehr, als ich an der Bushaltestelle stand. Riley musste erst später kommen und nicht mal mir zuliebe wollte er dann früher aufstehen. Ich verstand ihn natürlich; ich hätte mich schließlich auch nicht vor die Tür bewegt, wenn ich nicht gemusst hätte. Normalerweise hielt Scarlett mir immer einen Platz frei, doch heute musste ich mir selbst einen suchen. Scarlett stieg eine Haltestelle früher ein und hatte dadurch eine größere Platzauswahl als ich. Manchmal holte sie mich ab oder lief den Weg von ihrer bis zu meiner Bushaltestelle, aber dann passierte es manchmal, das wir stehen mussten und dadrauf hatten wir keine Lust. Niemand schien sich nach dem aufregenden Tag gestern viel anstrengen zu wollen und alle saßen stumm auf ihren Sitzplätzen. Bestimmt hockten viele jetzt noch zu Hause und die meisten Erwachsenen nahmen sich frei.  Nur wir in der Schule wurden mal wieder gezwungen.

Nachdem ich aus dem Bus ausgestiegen und das Schulgebäude betreten hatte, begab ich mich in die Aula um die ganzen Girlanden abzuhängen. Ein schüchternes Mädchen aus Spanisch half mir dabei, alle anderen Putzten und kehrten oder brachten Tische und Stühle nach draußen. Wir arbeiteten schweigend, denn wir kannten uns kaum und wussten auch nicht worüber wir reden sollten. Es war eigentlich einfach, auch wenn man teilweise regelrecht Verrenkungen machen musste (Das war ziemlich wackelig wenn man auf einer Leiter stand, die kein Mensch festhielt) um die Girlanden abzuhaken. Irgendein Idiot war auf diese Idee gekommen und hatte überall Haken befestigt um Dinge (in diesem Fall diese komischen, bunten Papiergirlanden und die Gelb-Blauen Stoffbänder) daran zu befestigen. Es war langweilig und ich versank ziemlich tief in meinen Gedanken. Das Abhängen lief nebenher ab.

Als endlich alle Bänder und Girlanden auf dem Boden verteilt waren, kletterten wir von unseren Leitern runter und begannen Kartons aus dem Raum des Hausmeisters zu holen. In diese sollten wir dann alles verstauen. Das Wegtragen würden dann irgendwelche anderen AG-Mitglieder übernehmen. Wir konnten ja auch nicht alles machen. "Hey, was ist das?", fragte mich das Mädchen, ich vermutete, dass sie Zoe hieß, plötzlich. Erstaunt blickte ich auf. Sie hielt einen kleinen Zettel in der Hand und hielt ihn mir hin. "Keine Ahnung. Ist nicht von mir. Was steht denn drauf?" "Das ist irgendeine Adresse in Brownsville. Da kenn ich mich nicht so gut aus. Ich wohne in der Nähe der Schule.", damit übergab Zoe mir den Zettel. Was sollte ich denn jetzt damit? Wortlos steckte ich ihn in meine Hosentasche und wir arbeiteten weiter. Nach diesem Gespräch musterte ich Zoe zum ersten Mal genauer: Sie hatte gebräunte Haut, dunkelbraune Haare und blaue Augen. Keine gute Kombination, aber sie schien nichts daran zu stören. Sie machte einfach ihr Ding und das gefiel mir.

Nachdem die letzte Girlande verstaut war, setzten wir uns gemeinsam in die Cafeteria und aßen etwas.  Riley hatte noch zu tun, Scarlett war vermutlich irgendwo shoppen und ohne Zoe wäre ich ganz alleine gewesen. Wir setzten uns an einen abgelegenen Tisch und ich holte nocheinmal den Zettel aus der Aula hervor. Ich kannte die Adresse auch nicht. In Brownsville war ich so gut wie nie. Wozu auch? In Miami war ich bisher mehr als beschäftigt gewesen. Vielleicht würde ich irgendwann man dorthin gehen, wenn hier nicht mehr so viel los war.

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