14. Dezember

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14. Dezember 

- Let It Snow

„Shawn, schau es schneit!", rief ich und rannte zum Fenster. Jedes Jahr aufs neue verzauberte mich der Schnee. Er sah wie Puderzucker aus und wer liebte den Puderzucker auf noch warmen Kräppelchen nicht? Richtig, da gab es niemanden, daher verwunderte es mich wieder, dass es doch Leute gab, die Schnee hassten. Warum hatte ihre kindliche Seite sie in diese Richtung schon verlassen? Mein Freund war übrigens einer von diesen. Er starrte an mir vorbei, durch das Fenster nach draußen und verzog sein Gesicht. „Na ganz toll... Den ganzen Dezember hatten wir keinen Schnee und jetzt schon...", sagte er genervt. „Warum stört dich das denn so? Schnee ist doch was Tolles! Von mir aus könnte es das ganze Jahr schneien!", drückte ich meine Begeisterung aus und schlang meine Arme um den Körper meines Freundes. Vielleicht übertrug sich die Freude, wenn wir eng beieinander standen.

„Weil die Straßen glatt sind und Auto fahren im Winter wirklich überhaupt keinen Spaß macht.", sagte er und löste meine Arme von seiner Hüfte. Für einen Moment hielt er meine Hände noch in seinen. „Nichts destotrotz muss ich jetzt nach Hause, auch wenn das bedeutet, dass ich da raus muss." Er warf noch einen verächtlichen Blick nach draußen, bevor er mir mit seinen Lippen einen zärtlichen Kuss auf die Stirn gab. „Aber du bist gar nicht mit dem Auto hier! Shawn, deine Eltern wohnen nur drei Straßen weiter. Du bist heute Vormittag hierher gelaufen. Weißt du mit deinen Füßchen! Es besteht also gar keine Gefahr, dass du rutschst, ins Schleudern gerätst oder Sonstiges. Also genieß diesen außergewöhnlichen Niederschlag. Er sieht so wunderschön aus.", schwärmte ich. „Ja, das stimmt, doch nicht so wunderschön wie du.", sagte er leise und strich mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. 

„Ich will trotzdem nicht daraus. Da ist es kalt und du kommst nicht mit. Niemand passt auf mich auf! Ich könnte erfrieren!", meinte Shawn theatralisch und hielt sich den Handrücken vor die Stirn. „Das wäre sicherlich kein ehrenhafter Tod für jemanden, wie mich! Für einen Mann wie mich!" „Du bist gerade auch kein Mann, höchstens ein kleiner Junger, der nicht in den Kindergarten will und diskutiert. Gleich kommt übrigens der Teil, wo du trotzig wirst und dann heulst. Falls du die Angaben auf dem Drehbuch vergessen hast, Darling.", meinte ich. „Du bist fies!" „Fies, aber ich habe Recht! Und jetzt geh und lass mich alleine, damit ich meine Affäre aus dem Schrank lassen kann.", sagte ich und blickte mir über die Schulter in Richtung meiner Schlafzimmertür. Shawn wusste, dass ich es nicht ernst meinte und schnaubte.

„Eigentlich gibt es auch gar nichts mehr, was mich bei dir hält. Ich meine, schau, dein Feuer geht gleich aus und dann wird es hier auch kalt. So kalt wie draußen, dann wirst du merken, dass Winter und Schnee wahre Naturkatastrophen sind. Also gut, ich muss jetzt los, wir wollen deinen Liebhaber ja nicht noch weiter warten lassen." „Du bist heute aber rücksichtsvoll, dennoch denke ich, dass es eine Sache gibt mit der ich dich zum Bleiben bringen kann." „Du willst, dass ich bleibe, was ist mit dem Typen in deinem Kleiderschrank?", fragte er überrascht und zog seine Augenbrauen hoch. „Der kann bei weitem nicht so gut küssen wie du.", sagte ich locker und legte meine Hände in Shawns Nacken. Ich brachte ihn dazu, sich etwas runter zu beugen, sodass ich schließlich seine Lippen mit meinen verbinden konnte. Ich küsste ihn vorsichtig und kurz, löste meine immer wieder für einen kurzen Moment von seinen, bevor ich wieder anfing, ihn zu küssen. Nachdem er seine Überraschung überwunden hatte, legte er seine Hände an meine Hüften und zog mich näher zu sich. Er ließ mir kaum noch Luft, als er anfing den Kuss zu erwidern. Er küsste mich, wie ich es von ihm gewohnt war: wild, leidenschaftlich und einfach wie Shawn. Er brachte mich regelmäßig mit seinen Lippen um den Verstand. Mit seinen Lippen, die keine Ruhe und Zurückhaltung kannten. Meine verschränkten Hände, die noch immer um seinen Nacken geschlungen waren, lösten sich und wanderten seinen Hals, die Schultern und seine muskulösen Oberarme hinab, bis ich ihm meinen Kopf schließlich auch entzog.

„Du wolltest gehen.", erinnerte ich ihn an sein Vorhaben, nachdem ich einige tiefe Atemzüge genommen hatte. „Ich will dich lieber küssen, dann ist es mir egal, ob es schneit. Da kann draußen ein Schneesturm sein, du glaubst mir gar nicht, wie sehr mir das egal ist.", meinte er auch schweratmend und legte seine großen Hände an meinen Kopf und an meinen Rücken und drückte mich näher zu sich. Diesmal war er es, der darauf behaarte, mich zu küssen. Als seine Zunge meine Unterlippe anstieß, öffnete sich mein Mund einen Spalt, ohne dass ich darüber nachdenken konnte. Allgemein waren alle Gedanken aus meinem Kopf verschwunden. Mein Verstand war wie leer gefegt, wie jedes Mal, wenn ich diese Lippen spürte. Shawn hatte Recht, es war nun nicht mehr von Interesse, ob draußen Schneeflocken vom Himmel fielen oder nicht, daran verschwendete ich keinen Gedanken mehr und stupste hingegen seine Zunge an, um damit ihm den Kampf, um die Dominanz zu erklären. Die Zeit in der ich geküsst wurde, wo ich mehr passiv als aktiv am Kuss beteiligt war, war vorbei. Ich wollte mehr als das.

Shawnmas - der Weihnachtskalender 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt