17. Dezember

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17. Dezember

- Think Before I Talk

Gespannt saß ich am Küchentisch  und wartete auf das Geräusch, welches entstand, wenn jemand den Schlüssel in das Türschloss steckte. Ich war extra einen Tag eher nach Hause gekommen, um Aaliyah zu überraschen. Endlich hörte ich das Geräusch, auf das ich gewartet hatte. Aufgeregt stand ich auf und ging in den Flur. In dem Moment, wo sich die Tür öffnete, rief ich: ,,Aaliyah!" und lief mit offenen Armen auf sie zu. Etwas perplex starrte sie mich an. ,,W-was machst du denn hier? Du solltest doch erst morgen kommen?!" Verwirrt schaute ich sie an. Warum freute sie sich nicht mich wieder zu sehen? Sonst strahlte sie immer wie ein Honigkuchenpferd. ,,Ich wollte dich überraschen.", nahm ich sie erneut in den Arm, wobei mein Blick nach draußen fiel. Dort stand ein Junge, der verlegen auf den Boden starrte. Sofort verschwand mein Lächeln. Ich lies meine Schwester los, schob sie beiseite und trat nach draußen. ,,Willst du nicht reinkommen?", beäugte ich ihn skeptisch. Ängstlich huschte er an mir vorbei und hängte, wie Aaliyah, seine Jacke an die Garderobe. 

Bevor die beiden Anstalten machten nach oben zu verschwinden, machte ich ihnen verständlich erst ins Wohnzimmer zu gehen. Zögerlich kamen sie meiner Anweisung nach. Wie zwei kleine Häufchen Elend standen sie angsterfüllt vor mir. Langsam verschränkte ich meine Arme und musterte beide. ,,Wer ist das?", wendete ich mich fragend an Aaliyah. Gerade als sie antworten wollte, sprach der unbekannte Junge. ,,Ich bin ihr Freund." Sowohl meiner kleinen Schwester, als auch mir, stand vor Erstaunen der Mund offen. ,,Ich habe dir doch gesagt, dass er es nicht wissen darf!", boxte sie ihm hart in die Schulter. ,,Aber er hätte es doch sowieso irgendwann erfahren.", gab er kleinlaut zurück und rieb sich die Schulter. Stinksauer drehte Aaliyah sich von ihm weg.

Bei mir saß der Schock immer noch tief, weswegen es etwas dauerte, bis ich die richtigen Worte gefunden hatte. ,,Hab ich das richtig verstanden? Meine kleine Schwester hat einen Freund?", sah ich sie mit wütender Miene an. Vorsichtig nickte sie. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich mich an den Jungen wendete. ,,Du kannst nach Hause gehen. Aaliyah hat heute keine Zeit mehr für dich." Ohne etwas zu sagen, ging er zur Tür hinaus. Nachdem sich die Tür geschlossen hatte, deute ich wortlos auf die Couch. Sofort setzte sie sich. ,,Wie oft habe ich dir gesagt, dass du zu jung für einen Freund bist! Du hast mir versprochen, dass du wartest, bis du alt genug bist! Du hast es mir versprochen!", lies ich meine aufgestaute Wut raus. ,,Aber Shawn, er ist so nett und wenn du ihn mal richtig kennen lernen würdest, dann...", versuchte sie mich zu besänftigen, doch ich unterbrach sie. ,,Nein Aaliyah! Es geht mir, um die Abmachung. Ich hatte dein Versprechen. Du kannst das nicht einfach brechen!" Nun schwieg sie. 

,,Ich rufe jetzt Mum an. Mal schauen, was sie dazu sagt.", fischte ich mein Handy aus meiner Jackentasche und suchte den Kontakt meiner Mutter. Nachdem sie abnahm, schrie ich sie an. ,,Mum! Wusstest du, dass Aaliyah einen Freund hat? Nein? Ich auch nicht! Ich hab ihn gerade rausgeschmissen. Der wird nie wieder in Aaliyahs Nähe kommen. Dafür sorge ich!" ,,Shawn, beruhig dich. Es ist doch nur ein Freund. Darf ich dich erinnern, dass du ihn dem Alter auch deine erste Freundin hattest?!", antwortete sie mit ruhiger Stimme. ,,Das tut jetzt nichts zur Sache, Mum. Ich werde Aaliyah sagen,... Aaliyah? Mum, ich melde mich noch einmal.", legte ich auf, da meine Schwester nicht mehr auf der Couch saß. 

Als ich die Treppen zum obersten Stockwerk nach oben ging, vernahm ich ein leises Schluchzen aus Aaliyahs Zimmer. Sofort trat ich ein und fand meine kleine Schwester weinend in ihrem Bett vor. ,,Geh weg!", schluchzte sie, doch ich ging nicht. Stattdessen setzte ich mich zu ihr und legte meinen Arm um sie. ,,Das ich so ausgerastet bin tut mir leid, aber du hast..." ,,Ich habe mein Versprechen gebrochen, ich weiß. Du hast deins aber auch gebrochen. Du hast versprochen mich niemals anzuschreien.", vervollständigte sie meinen Satz. ,,Aber du musst mir glauben. Er ist wirklich toll. Er würde mich nie verletzten und hat großen Respekt vor dir, als meinen großen Bruder. Er würde sich gar nicht trauen, etwas zu machen, weil er weiß, was ihm dann blüht.", lachte sie leise. ,,Lern ihn doch erst einmal kennen. Ich war auch nicht begeistert, als du uns deine Freundin vorgestellt hast. Und trotzdem habe ich sie, dir zu Liebe, akzeptiert. Das solltest du auch versuchen. Tu es, für mich. Bitte.", sah sie mich traurig an. Sie hatte recht. Vielleicht sollte ich ihn erst kennenlernen, bevor ich mir eine Meinung über ihn bildete. 

Langsam fing ich an zu nicken. ,,Du hast Recht. Ich habe überreagiert. Tut mir leid.", nahm ich sie fest in den Arm. ,,Ich muss Mum noch einmal anrufen. Komm dann bitte runter. Ich habe für uns Essen mitgebracht. Dein Lieblings Weihnachtsgericht. Ich hoffe, das ist noch nicht kalt." Sofort nickte sie und ich sah auf ihrem Gesicht wieder ein kleines Lächeln. 

Ich würde Aaliyahs Bitte folgen, doch eine kleine Sache und der Junge hätte ein gewaltiges Problem. 

Shawnmas - der Weihnachtskalender 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt