20. Dezember

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20. Dezember 

- Santa Claus Is Coming To Town

„Wo soll ich die Kisten überhaupt hinstellen?", meinte Shawn genervt und sah sich im Wohnzimmer um. Ich tat es ihm gleich und stützte meine Hände in die Hüfte. Doch wir fanden einfach keinen freien Platz, wo wir die Kisten mit unserem Weihnachtsschmuck hinstellen konnten. Mitleidig schaute ich Shawn an, der noch immer die schwere Kiste hielt. „Dann stell sie halt in den Flur. Ich kümmere mich um das Platzproblem.", sagte ich schließlich und gab meinem Verlobten einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann suchte ich das Kinderzimmer auf, schon von weiten hörte ich unsere zwei kleinen sich streiten. Ich betrat das vordere Zimmer, in dem sie dieses mal spielten und beobachtete sie. Niemand bemerkte meine Anwesenheit, so sehr waren sie in ihre Diskussion vertieft. Irgendwann unterbrach ich sie doch und räusperte mich. Erschrocken schauten sie auf.

„Mom?", fragte Josh und schaute schuldbewusst zu Boden. „Ich will gar nicht wissen, um was ihr euch wieder streitet. Ich wollte euch fragen, ob ihr mir helfen könnt, das Wohnzimmer aufzuräumen, damit wir den Baum aufstellen können und das Haus schmücken können.", sagte ich und erntete von beiden ein Nicken. Josh sprang sofort auf und stellte sich neben mich. Ellie rappelte sich auch auf und tapste ihrem großen Bruder hinterher, als er sah, dass sie etwas unsicher war, nahm er seine kleine Schwester an die Hand und zog sie vorsichtig mit sich.

Lächelnd beobachtete ich die beiden. Jedes Mal aufs Neue entzückte es mich, wie die beiden miteinander umgingen. Sie konnten sich immer und überall streiten, doch von einen auf den anderen Moment konnten sie auch wieder miteinander lachen und sich gegenseitig helfen. Sie liebten sich bedingungslos. Trotz das Ellie erst zwei Jahre alt war und Josh schon sechs, spielten sie täglich miteinander. Angst um einen der beiden mussten Shawn und ich nicht haben, wir sollten uns lieber um uns selbst sorgen, wenn die zwei wieder etwas geplant hatten und über uns herfielen, denn Ellie tat alles, was ihr großer Bruder auch tat. Er war ihr großes Vorbild.

Zu dritt betraten wir das Wohnzimmer und ich sagte ihnen, dass sie alles, was ihres war, in ihre Zimmer geräumt werden musste. Sofort machten sie sich auf und suchten ihre Spielsachen und Malsachen zusammen und schleppten diese in ihr Zimmer. Ich dachte mir schon, dass ich später alles auf ihrem Fußboden wiederfinden würde, doch wichtiger war es erstmal, dass es aus dem Wohnzimmer weg war. Shawn, der immer mehr Kisten mit unserer weihnachtlichen Deko vom Dachboden brachte, schaute staunend auf unsere schwerbeschäftigten Kinder. „Wie hast du sie denn dazu überreden können?", fragte er. Diese Frage war berechtigt, denn Ellie und Josh waren wie die meisten Kinder: Aufräumen mochten sie nicht. „Ich habe ihnen versprochen, dass wir den Baum aufstellen.", sagte ich meinem Verlobten und sah ihn zwinkernd an. Das war eigentlich nicht ausgemacht und ich war mir ziemlich sicher, dass er etwas dagegen haben würde. Schließlich würde hochtragen, aufstellen und ausrichten in seinen Aufgabenbereich fallen.

„Das heißt, ich darf als nächstes den Weihnachtsbaum hier hoch schleppen? Muss das heute sein?", meinte Shawn genervt. „Ja, Daddy!", rief Josh aus dem Flur. „Ja, Daddy", wiederholte Ellie die Worte ihres Bruder in ihrer kindlichen Stimme, dass brachte Shawn schließlich zum Einknicken und er nickte ergeben. „Aber nur, wenn ihr mit eurer Mum den Rest noch wegräumt.", sagte Shawn und schaute mich an. „Na dann mal los, ihr beiden. Wir sollten uns beeilen. Euer Dad wird in der Zwischenzeit alles für das Schmücken vorbereiten." Unsere Kinder nickten und fingen wieder an, nacheinander ihr Zeug wegzuräumen, ich half mit und schob schließlich unsere Möbel etwas enger zusammen, damit wir genug Platz für den Baum hatten.

Als Shawn schließlich mit einem Ständer für den Baum wiederkam, waren wir fertig. Ich hatte mich mit Josh und Ellie auf unsere Couch gesetzt, damit wir Shawn nicht im Weg standen und wir ihm sagen konnten, wenn der Baum richtig stand. Das war auch innerhalb einer halben Stunde geschafft, dann ging es darum den Baum zu schmücken. Ich holte die gekauften Zuckerstangen und Schokoladenkränze noch aus dem Schrank und legte sie mit zu dem anderen Christbaumschmuck. Shawn und ich hielten uns zurück und ließen die Kinder den Baum schmücken, was sie mit großer Begeisterung taten, bis Ellie sich verzweifelt zurückfallen ließ und anfing enttäuscht zu weinen. Sie schaffte es nicht eine Kugel aufzuhängen, weil ihr ausgewählter Ast zu weit oben war. Josh eilte zu ihr und nahm sie in den Arm.

„Ellie, hör auf zu weinen, der Weihnachtsmann sieht das! Der sieht alles und wenn wir weinen, dann bringt der uns vielleicht keine Geschenke. Komm steh auf, ich helfe die, Ellie.", sagte er und hielt ihr eine Hand hin. Die Kleine ergriff sie und stand mit seiner Hilfe auf. Sie schluchzte noch einmal, dann wischte sie sich die Tränen weg und schaute uns an. Shawn hatte seinen Arm mich gelegt und ich hatte mich an seine Brust gelehnt. „Na los, Ellie. Gib Joshi die Kugel und lass ihn sie an den Baum hängen.", sprach ich ihr zu. Sie nickte und gab ihrem großen Bruder die blaue Kugel. Er nahm sie vorsichtig entgegen und hing sie an, dieses System führten die beiden die nächsten Minuten fort. Josh war so groß, dass er problemlos die untere Hälfte des Baumes schmücken konnte, dann sah er Shawn an.

„Daddy, kannst du mich hochheben? Ich komme nicht mehr dran?" „Vielleicht lässt du Mommy erstmal schmücken?", schlug Shawn unserem Sohn vor. „Und was ist mit dir? Du hast auch noch nichts angehangen!", sagte Josh. „Lass uns das zusammen machen! Mommy nimmt Ellie auf den Arm und du mich! Bitte!", bettelte Josh und drückte bei mir und Shawn den richtigen Schalter um. Wir standen beide auf und nahmen die Kinder auf den Arm. Innerhalb weniger Minuten war der Baum fertig geschmückt. Nur die Spitze fehlte noch. „Daddy, darf ich die Spitze aufsetzen?", fragte Josh. „Nein, ich will", protestierte seine Schwester dagegen und bevor es zu einem Streit ausarten konnte, schritt ich ein. „Nächstes Jahr bist du dran, meine Maus. Du kommst doch noch gar nicht ran. Lass das Joshi machen, ok?" Mürrisch stimmte meine Tochter mir zu.

Nachdem Shawn Josh auf den Schultern hatte, damit dieser die Christbaumspitze anhängen konnte, saßen wir alle gemeinsam auf der Couch und schauten unseren diesjährigen Weihnachtsbaum an. Die LED Kerzen leuchteten, die Zuckerstanden und Schokoladenkränze waren unten angehangen, weil die Kinder sie als erstes in die Hände genommen hatten.

„Mommy", sagte Ellie, als sie mich antippte. „Ja, meine Süße?" „Joshi hat die Spitze nicht schön gemacht!", sagte sie empört. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Josh tief Luft holte, um sich zu verteidigen, als Shawn ihn zu sich zog und ihn kitzelte, um es zu verhindern. Ich stand hingegen auf und rückte die Spitze gerade. So war auch sie zufrieden und wir konnten uns an der Kitzelei beteiligen. 

Shawnmas - der Weihnachtskalender 2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt