Am Morgen erwachte ich mit einem ziemlich erschreckenden Gedanken. Wenn meine Eltern weg waren, wo sollte ich dann hin? Wo sollte ich wohnen und wer wäre für mich da?
Ich schluckte und versuchte nicht schon gleich nach dem Aufstehen wieder anzufangen zu weinen. Stattdessen erhob ich mich zügig und schritt ins Bad, um mir die Haare zu kämmen. Dabei starrte ich in den Spiegel und konzentrierte mich darauf gar nichts zu denken. Das war auch der Grund, warum mir einige Dinge auffielen. Meine Haare waren irgendwie anders. Ich konnte nicht genau sagen wie, aber sie waren nicht mehr so braun wie vor einigen Tagen. Oder doch? Die Farbe sah anders aus, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir das nur einbildete war groß.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich atemlos aufkreischte, als es an der Tür laut klopfte. Weil ich nicht reagierte wurde noch einmal geklopft und dann riss jemand die Tür auf.
„Aurora! Bist du hier?", erklang Jacks unverkennbare Stimme. Er klang besorgt.
Ich trat ein Stück aus dem Bad und blickte ihn verwirrt an. „Was machst du denn hier?", wollte ich wissen und Jack musterte mich besorgt.
„Du bist nicht im Unterricht, das hat mir Sorgen gemacht, daher dachte ich, ich schau nach dir", erklärte er und lächelte mich ein wenig schief an. „Warum hast du geweint?", fügte er fragend hinzu und ich wischte mir schnell über die Wangen. Verdammt sie waren tatsächlich nass. Ich musste schrecklich aussehen und was sollte ich ihm jetzt sagen?
„Das ist eine lange Geschichte", sagte ich und hörte wie brüchig meine Stimme eigentlich klang.
Na wunderbar!
„Komm lass uns ein wenig raus gehen, dann kannst du dir deine Probleme von der Seele reden", schlug er vor und streckte auffordernd seine Hand in meine Richtung. Ich überlegte zögernd. Sollte ich mich darauf einlassen? Aber was blieb mir schon übrig? Ich hatte immerhin niemanden mehr.
Er kam so etwas wie einer Familie am nächsten, wenn ich so darüber nachdachte. Und er schien die magische Welt zu kennen. Ich konnte es versuchen. Also nahm ich seine Hand und ließ mich hinaus führen.
Wir liefen erst stumm nebeneinander her und genossen die Umgebung, während wir uns zwischen den Bäumen hinter der Schule einen Weg suchten. Ich liebte dieses Gelände. Einige Teile davon wirkten so verwuchert, dass man das Gefühl hatte in einem magischen Wald zu spazieren. Und die Wahrscheinlichkeit, dass man gesehen wurde, war auch sehr gering. Überall gab es Sichtschutz und so fühlte ich mich schließlich wohl genug, um es ihm zu erzählen. Und ich erzählte ihm wirklich alles. Das mit Aurelania, meinen Eltern und meinen Ängsten vor der Zukunft sowie meine Albträume.
Jack strich sich durch seine braunen Haare, als ich schließlich endete und seufzte frustriert. Dann zog er mich überraschend an sich und strich mir sanft über den Rücken. „Ich würde dir so gerne helfen", murmelte er und in mir stauten sich schon wieder die Tränen und drohten über zu laufen. So viele Gefühle machten sich in mir breit, dass ich mich einfach nur heillos überfordert fühlte.
Schließlich schob er mich ein Stück von sich und blickte mir in die Augen. Ein schiefes Grinsen auf den Lippen. „Wie wäre es, wenn ich dir was tolles zeige?", fragte er und mir war klar, dass er versuchte mich aufzumuntern. Ich wusste nicht, ob es eine große Erfolgswahrscheinlichkeit gab, doch ich nickte. Ich wollte ihn nicht traurig machen und ihm eine Change geben.
Jack grinste weiterhin und führte mich in einen Bereich des Waldes, der definitiv nicht gesehen wurde. Dann zog er sich plötzlich das Oberteil aus und begann seine Hose auf zu knöpfen. Schnell hob ich meine Hände vor die Augen. „Jack", mahnte ich leise, aber eindringlich.
„Keine Sorge ich habe nicht das vor, was du denkst, ich will nur nicht, dass sie kaputt gehen", erklärte er ruhig und das machte mich neugierig. Darum schob ich die Finger ein Stück auseinander, um hindurch schauen zu können.
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Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~
FantasyIch habe mich schon immer gefragt, was manche Leute dazu brachte, dumme Dinge zu tun. Jetzt weiß ich es, denn das hier war eindeutig dumm. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich mich auf diese blöde Idee einließ, auch wenn sie von mir ka...