Venom knurrte mich wütend an, doch ich konnte ihn nur weiter fasziniert anstarren.
„Krass", brachte ich hervor, während er sich zu seiner Sonnenbrille hinab beugte. Kurz hielt er inne und blickte auf, dann verengte er die Augen und griff nach dem schwarzen Gestell, ehe er es prüfend betrachtete. Es schien nicht kaputt zu sein, was gut war, denn sonst wäre ich wohl Hackfleisch.
Ich achtete nicht auf Daliah oder Kian, auch wenn ich Daliah nach Luft schnappen hörte.
„Und? Fällt dir nichts beleidigenden ein?", wollte er wissen und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, außer dass ich die auch will", erklärte ich und ärgerte mich, als Venom die Sonnenbrille wieder aufsetzte und ich seine Augen nicht mehr sehen konnte.
Er schnaubte. „Warum willst du ein Freak sein?", fragte er und ein Unterton schwang mit, der ihn irgendwie... verletzlich wirken ließ.
„Bin ich doch schon. Dann wäre ich wenigstens ein cooler Freak", erklärte ich ihm nüchtern. Und es war mein voller Ernst. Ich war zwar äußerlich nicht freakig, aber die meisten die ich kennen gelernt hatte, stempelten mich schon nach wenigen Stunden als Freak ab.
Kian lachte und Venom war anzusehen, wie überrascht er war. Trotz Sonnenbrille war sein Gesicht wie ein offenes Buch für mich. Seine Lippen verrieten eine Menge über seine Gefühle. Das war mir bisher gar nicht so aufgefallen. Vielleicht auch, weil ich ihn sonst nicht von vorn gesehen hatte. Immerhin hatte ich die meiste Zeit auf seinem Rücken verbracht.
Ein wirklich muskulöser, durchtrainierter, sexy Rücken.
Nein, Aurora! Das reicht jetzt! Gedanken zurück zum Problem!
Venom fuhr sich durch seine wasserstoffblonden Haare und wirkte fast schon peinlich berührt. Soweit ich das sagen konnte. Jedenfalls schwieg er.
Wie süß. Aber das konnte man einem Mann ja nicht sagen.
Es dauerte auch nicht lange, da hatte er seinen bösen Gesichtsausdruck wieder aufgesetzt. Dieser wirkte für mich jedoch eher grübelnd, als wirklich böse.
Dann schlug Kian ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Ich sagte doch, nicht alle rennen schreiend weg", sagte er mit einem schiefen Grinsen.
„Du bist auch weggerannt", knurrte Venom verdrießlich.
Ohne es zu wollen musste ich schmunzeln. Armer Kian. Er sah so schuldbewusst aus. Aber auch Venom tat mir leid. Er wirkte nicht so, als würde er sich über seine Augen freuen. Das hieß dann wohl, dass sie echt waren. Gendefekt, oder etwas Ähnliches. Sollte es wohl geben. Ich hatte schon davon gelesen. Zwar nicht in dieser Kombination, aber von geschnitzten Pupillen und seltsamen Augenfarben.
„Aber ich bin zurück gekommen", erklärte Kian sachlich und ich begann wieder zu essen.
Das war besser als jede Soap im Fernsehen.
Ich ließ meinen Blick auf die beiden gerichtet, während ich mein Schnitzel aß und zusah, wie sie sich unterhielten, stritten und doch sehr gut verstanden.
Sie wirkten, wie die besten, unzertrennlichsten Freunde.
„Wie lange kennt ihr euch schon?", fragte ich und legte nachdenklich den Kopf schief.
Die Blicke der beiden Männer schnellten zu mir und musterten mich.
„Drei Jahre", erklärte mir Kian mit diesem schiefen, aber doch charmanten Grinsen, das ich so sexy an ihm fand. Es war anders, als das arrogante, selbstgefällige Grinsen, das Venom immer zur Schau trug. Auch wenn beide auf eine andere Art und Weise sehr anziehend waren.
Ich nehme an, man musste mir meine Verblüffung angesehen haben, den Venoms Lippen verzogen sich zu einem herablassenden Lächeln. „Seit wir hier auf die Schule gehen", fügte Kian hinzu. „Wir kommen aus recht weit entfernten Gegenden."
Sowas in der Richtung hatte ich nicht unbedingt erwartet, aber es war logisch. Warum sollten auch zwei beste Freunde zusammen auf eine solche Schule gehen? Meistens war es eher so, dass diese Schulen Freundschaften zerrissen, bevor man neue Freunde fand.
Zum Glück hatte ich nie so etwas wie Freunde gehabt, von denen mich dieses Internat hätte trennen können. Was eigentlich eher traurig war.
Ob es Venom und Kian auch so gegangen war? Venom vielleicht, aber Kian stellte ich mir als einen jungen Mann vor, der sicherlich gerade bei den Frauen dank seiner charmanten Art sehr beliebt gewesen sein musste und es wohl auch noch war.
Ich traute mich nicht danach zu fragen. Dafür war unsere Freundschaft, wenn man es so nennen wollte, noch zu frisch.
„Venom, warum bist du eigentlich noch hier?", fragte Kian und lenkte so meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Venom schnaubte. „Ohne dich kann ich schlecht üben und ansonsten ist mir langweilig. Heute fällt der halbe Tag Unterricht aus", erklärte er und tat so, als wäre es völlig normal, dass er deshalb in meinem Zimmer herum stand.
Kian zuckte die Schultern. „Dann finde etwas, womit du dich beschäftigen kannst", erklärte er und ich hatte das Gefühl, als wolle er Venom dazu bringen zu gehen.
Dieser hob eine Augenbraue, so dass man es trotz Sonnenbrille gut sehen konnte.
„Ich hab schon was gefunden", erklärte er und grinste dieses arrogante Lächeln, das mich Böses ahnen ließ.
Kian schloss die Augen. „Nein, Aurora muss sich ausruhen, du wirst sie nicht ärgern", erklärte er und klang wie ein Vater, der seinen Sohn zurecht wies.
Ich schluckte, um ein Lachen zu unterdrücken. Dann spürte ich plötzlich, wie mein Bett sich etwas bewegte und erblickte Daliah, die sich zögerlich an den Bettrand setzte.
In der Hand hielt sie einen Stapel Karten und lächelte mich ein wenig an. „Ich dachte mir, dass du dich vielleicht langweilst", sagte sie zögerlich und blickte kurz zu den beiden Männern auf, die sich ein wenig stritten. Darüber, ob Venom nun hier bleiben konnte, oder nicht. Kian als Arztgehilfe schien das wohl nicht gern zu sehen.
Ich zuckte die Schultern. „Klar, lass uns Karten spielen", meinte ich und war froh darüber Gesellschaft zu haben. Auch wenn die Gesellschaft sich einfach so aufgedrängt hatte. Es fühlte sich nicht schlecht an. Es war nicht die Art, wie es früher war. Wenn sich Leute versucht haben aufzudrängen und ich das Bedürfnis hatte mich vor diesen zu verstecken, oder weg zu rennen. Das hier wirkte so natürlich, dass ich es genoss. Als wäre es schon immer so gewesen.
Ich stieß einen Pfiff aus und erhielt die Aufmerksamkeit der beiden Männer. Dann wedelte ich mit den Karten. „Kommt schon, spielt eine Runde mit, dann dürft ihr weiter diskutieren", meinte ich grinsend und auf Kians Lippen erschien ein zögerliches Lächeln. Venom hingegen lächelte nicht, zog sich aber mit einem Bein einen Stuhl an das Bett, auf den er sich verkehrt herum drauf setzte und mich dann anblickte.
Also teilte ich die Karten aus und wir spielten einige Runden alles Mögliche.
Poker, Romme, Knack, Mau-Mau und einige Spiele von denen ich nie gehört hatte und die mir alle versucht wurden bei zu bringen. Meistens endete das damit, dass ich verlor. Doch ich war eine gute Verliererin. Nur zwei oder drei Mal war ich so frustriert, dass ich die Karten nach Venom, oder gegen die Wand warf.
Alles in allem war es ein angenehmer Tag, auch wenn ich mich schon lange auf die erste Schulstunde freute. Doch diese würde wohl noch eine Weile auf sich warten lassen.
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Vielen Dank fürs lesen, würde mich freuen, wenn ihr votet, wenn euch das Kapi gefallen hat.
Hier wieder die typischen Fragen unter den Kapiteln XD
Was sind die geilsten magischen Kräfte, die ihr euch vorstellen könnt?
Was würdet ihr mit einem magischen Wesen anfangen, dass alles weiß, es aber nur verrät, wenn ihm gerade der Sinn danach steht?
Fällt euch eine wirklich sinnlose Fähigkeit ein?
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Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~
FantasyIch habe mich schon immer gefragt, was manche Leute dazu brachte, dumme Dinge zu tun. Jetzt weiß ich es, denn das hier war eindeutig dumm. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich mich auf diese blöde Idee einließ, auch wenn sie von mir ka...