Ich richtete meinen Blick auf den fremden Mann, der selbst in dieser Welt eine sehr eigenartige Aura besaß. Sie war nicht so, wie das leichte Schimmern, dass mir bei den anderen aufgefallen war. Bei Freya und Venom war es auch ein wenig anderes, aber nicht so ölig wie bei dem Schwarzhaarigen. Es war schwer zu beschreiben, denn ich hatte diesem Schimmer kaum Beachtung geschenkt. Jetzt, wo ich sah, dass es scheinbar Unterschiede gab, tat ich es.
Die Menschen um uns herum hatten diesen Schimmer in leichtem Weiß, wie eine Art Schutzhülle um ihren Körper. Kian hatte eine dickere Schutzhülle, die sich ein wenig wie Nebel bewegte.
Venoms Schimmer war nicht rein weiß. Genau wie der von Freya. Venoms Schimmer war durchsetz mit einigen giftgrünen, kleinen Wolken, die mich an seine Augen erinnerten. Freya hingegen hatte eine Art Adern in Braun in ihrer .... Aura? Ich wusste nicht, ob es eine Aura war, aber ich würde es einfach als solche bezeichnen, bis mir jemand etwas anderes sagte.
Sobald ich hier wieder raus war, wenn ich hier irgendwann wieder raus käme, würde ich Aurelania ausfragen. Wahrscheinlich konnte sie mir das hier erklären.
Mein Blick richtete sich auf den fremden Mann, als dieser sich plötzlich erhob und auf Freya und Venom zu lief. Er lächelte die Braunhaarige freundlich an und wenn ich mich nicht auf Freya konzentriert hätte, hätte ich unter dem Lächeln die plötzliche Angst nicht gesehen. Venom musterte den Mann und schien dann Freya anzublicken, ehe er ihm zunickte. Hatte er ihre Angst auch gesehen, oder nicht? Vertraute er dem Mann?
Es war schwer zu sagen und ich wusste nicht, ob ich in dieser Welt sehen konnte, ob dem so war. Aber eines wusste ich, mir musste es gelingen Venom zu der Höhle zu locken und ihm zu zeigen, was dort war. Vielleicht war er in der Lage Freya zu helfen.
Mir war nicht ganz klar, warum ich ihr unbedingt helfen wollte, aber es war nun einmal so. Dieser dämliche Drang würde mich noch irgendwann ins Grab bringen. Wenn er das nicht schon lange getan hatte.
Verärgert registrierte ich, dass Freya den Mann als Freund bezeichnete. Nicht ihren Freund, aber zumindest klang es wie eine Art Vertrauter. Was nicht gut war. Wenn dieser Mann wirklich der Drahtzieher hinter ihrer Gefangenschaft war, dann hatte er sie ganz schön unter Kontrolle. Aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein?
Während ich sie weiter beobachtete, versuchte ich auf mich aufmerksam zu machen. Reden ging nicht, also versuchte ich Venom zu berühren. Manchmal erzitterte er leicht, aber mehr brachte es mir auch nicht.
Frustriert, weil alle meine Versuche, mich irgendwie bemerkbar zu machen, gescheitert waren, lief ich über den kleinen Marktplatz und beobachtete die Leute. Das war alles, was ich tun konnte.
Dieses Gefühl von Hilflosigkeit war wirklich grausam. Ich wünschte mir irgendwas tun zu können. Mein Blick glitt umher und am Rande des Marktplatzes, fast direkt vor dem Wald entdeckte ich erneut diese weißen und schwarzen Strömungen, die aussagen, als wären sie mit Glitzerpulver durchsetzt. Neugierig, weil ich ja nichts zu tun hatte, lief ich darauf zu und betrachtete sie mir genauer.
Langsam und ein wenig nervös streckte ich meine Hand in die Richtung des seltsamen, weißen Stromes und als meine Finger diesen berührten, durchflutete mich ein Gefühl, als wäre das hier keine gute Idee.
Schluckend zog ich meine Hand zurück und spürte noch immer den Schauer, der mir über den Rücken lief. Als würde irgendwas zu mir sagen, dass ich das hier nicht tun sollte.
Trotzdem war ich neugierig und noch nicht gewillt aufzuhören. Würde es sich bei dem dunklen Strom auch so anfühlen?
Ich trat ein Stück zur Seite und streckte vorsichtig meine Finger aus. Dieses Mal überkam mich kein seltsamer Schauer. Es war sogar recht angenehm. Bis plötzlich dutzende Bilder auf mich einströmten. Bilder, die ich nicht deuten konnte.
Freya, die verzweifelt versuchte ein Armband von ihrer Hand zu bekommen. Sie war noch sehr klein, aber ich erkannte sie trotzdem. Ein Schatten war über ihr und verwirrte mich ein wenig. Dazu kam das seltsame Leuchten, das pulsartig vom Armband ausging.
Dann änderte sich das Bild. Ich erkannte den schwarzhaarigen Mann, der vor einem riesigen Stein stand, der kristallartig war und im selben Licht leuchtete, wie das Armband.
Ein Lachen erklang, das so durchgeknallt wirkte, dass es mir eiskalt den Rücken hinab lief.
Dann richteten sich diese Augen auf mich und ich erkannte sie wieder. Das war der Mann, den ich vorher schon gesehen hatte.
Erschrocken trat ich taumelnd zurück und verlor die Verbindung zu dem schwarzen Strom. Kurz darauf fand ich mich in dieser seltsamen Zwischenwelt wieder und atmete heftig, während mein Herz bis zum Hals klopfte.
Meine Gefühle riefen alle das gleiche: Gefahr.
Es dauerte, bis ich mich wieder beruhigt hatte und erst dann, kam ich auf die Idee mich umzublicken.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Eines der Gestelle war umgefallen. Genau in der Nähe dieser seltsamen Linie. Es war scheinbar niemand verletzt wurden, aber die Leute murmelte und meckerten vor sich hin. Sie schoben es einer heftigen Windböe zu. Ich hingegen fragte mich, ob das etwas mit dem seltsamen Strom zu tun hatte.
Gerade, als ich testen wollte, ob das stimmte, spürte ich einen stechenden Schmerz in meinem Magen. Es war, als hätte mich jemand direkt dort hinein getreten und ich wurde von den Beinen gerissen und zurück geschleudert. Es war fast so, als würde mich etwas nach hinten ziehen und gleichzeitig von vorne schieben.
Qualvoll mühte ich mich ab die Augen zu öffnen und ein Chaos an Farben umschloss mich, während ich das Gefühl hatte ewig so gezogen zu werden.
Plötzlich krachte ich mit dem Rücken auf etwas Hartes und dann spürte ich kalte Flüssigkeit in meinem Gesicht. Sie durchnässte meine Kleidung und die Kälte, die durch meine Knochen schoss, ließ meine Augen tränen.
Zischend versuchte ich mich zu wehren, doch ich konnte es nicht. Meine Arme waren von mir gestreckt und bewegten sich nicht.
Mühsam öffnete ich erneut die Augen und dieses Mal war es kein Chaos an Farben, auch wenn mir das lieber gewesen wäre. Ich starrte in die silbernen Augen, die mir erneut einen Schauer über den Rücken laufen ließen.
Schwarze Haare umrahmten das kantige Gesicht und sein Ausdruck war hämisch. In seinen Händen, vor seiner Brust, hielt er meinen Spiegel und darin war eine verzweifelte Aurelania zu erkennen.
„Myrddin Corvus. Warum tust du das?", fragte sie und klang aufgebracht, aber auch panisch.
Der schwarzhaarige Mann, der wohl Myrddin hieß, lachte schalend auf.
„Du warst ein Wächter der Drachen. Deine Aufgabe ist es sie zu schützen", beharrte Aurelania verzweifelt und ich verstand absolut nichts.
„Ich habe schon vor Jahren aufgegeben über sie zu wachen. Die Zeit der Drachen ist vorbei. Ihr seid gefallen, dafür werden jetzt wir aufsteigen", erklärte er und klang genauso irre, wie er aussah.
Knirschend versuchte ich mich zu bewegen, doch ich saß am Boden und meine Arme waren weit von mir an etwas gebunden. Ich traute mich jedoch nicht den Mann aus den Augen zu lassen, um danach zu schauen.
Ich war mir sicher, dass das hier kein gutes Ende nehmen würde.
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Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~
FantasíaIch habe mich schon immer gefragt, was manche Leute dazu brachte, dumme Dinge zu tun. Jetzt weiß ich es, denn das hier war eindeutig dumm. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich mich auf diese blöde Idee einließ, auch wenn sie von mir ka...