Kapitel 19

601 83 10
                                    


Mein Körper wurde taub und tat weh, ehe sich mein Blickfeld plötzlich schnell wieder vergrößerte.

Ich dachte es wäre vorbei, doch das war es nicht. Statt wieder normal sehen zu können hatte ich das Gefühl auf einmal viel mehr zu sehen.

Kians Haut, die ich für unglaublich rein gehalten hatte, war es doch nicht. Sie besaß Poren wie jede andere und etwas, was seltsam aussah. Wie eine Art Puder, das er sich aufgetragen hatte.

Seine Augen waren nicht nur grün. Sie hatten unglaublich viele verschiedene Grüntöne. So viele hatte ich noch nie gesehen. Ich wusste gar nicht, dass es möglich war so viele zu sehen!

Selbst das Goldblond seiner Haare war nicht mehr so gleichmäßig und ich erkannte unendlich viele Schattierungen von Blond.

Mir taten die Augen weg und ich kniff sie zusammen, um diese Schmerzen los zu werden.

Gleichzeitig begannen seltsame Geräusche auf mich ein zu stürmen und ich wusste nicht, was ich da hörte.

So viele Geräusche, die zusammen auf mich einstürzten und zu einem Crescendo wurden, das mir unglaubliche Kopfschmerzen verursachte.

Ich stöhnte auf und wollte mir an den Kopf greifen. Mir die Ohren zuhalten, doch es ging nicht. Noch immer hatte ich kaum Kontrolle über meinen Körper und erneute Panik überkam mich. Sie war so schlimm, dass ich das Gefühl hatte mich gleich übergeben zu müssen.

War das vielleicht ein Angriff? War ich jetzt gelähmt? Würde ich mich jemals wieder bewegen können?

Eine angenehme Wärme drang in meinen Körper und meine Panik zog sich ein wenig zurück. Soweit, dass ich erkennen konnte, dass Kians Hände bläulich schimmerten und er sie auf meinen Körper gedrückt hatte.

„Ist gleich besser", versprach er leise und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl hinter ihm hell leuchtende Engelsflügel zu sehen. Doch das musste Einbildung sein.

Ganz langsam entspannte sich mein Körper wieder und ich begann etwas regelmäßiger zu atmen. Was auch immer Kian da gerade tat, es fühlte sich wunderbar an.

Mein Herz schlug wieder normal und ich konnte auch endlich wieder ohne Schmerzen atmen. Selbst in meine Glieder kehrte das Gefühl zurück und ich beruhigte mich. Meine Finger konnte ich zumindest schon wieder bewegen.

Schließlich ließ Kian von mir ab und ich bemerkte, dass wir saßen.

Er atmete schwer und Schweiß stand auf seiner Stirn.

„Danke", murmelte ich und erhielt ein sanftes Lächeln.

„Geht es dir besser?", wollte er wissen und ich setzte mich langsam auf. Mein Blick huschte umher, in der Erwartung, dass wir Schaulustige angezogen hatten, doch die Umgebung war leer. Die Sonne war untergegangen und tauchte die Welt in Zwielicht.

„Es geht besser. Was ist passiert?", murmelte ich und ließ mir von Kian aufhelfen.

Meine Beine fühlten sich noch immer an wie Wackelpudding, aber zumindest konnte ich fast ohne Hilfe laufen und mich bewegen.

„Das solltest du mir sagen", meinte er besorgt.

Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht. War das vielleicht ein Angriff?", wollte ich leise wissen, da mich Kian in Richtung des Schulgebäudes brachte.

„Nein, das glaube ich weniger. Warum sollte man dich angreifen. Noch bist du nicht erwacht", murmelte er vor sich hin und ich verstand nur Bahnhof.

Was meinte er mit erwacht?

„Venom", murmelte ich, als mir dieses seltsame Gefühl wieder einfiel. „Ich möchte ihn sehen", erklärte ich, weil ich nicht wusste, wie ich diese Gefühle erklären sollte.

Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt