Ich wollte gerade noch etwas sagen, als mich jemand unsanft packte, die Welt sich drehte, bis ich plötzlich auf den Boden und ein paar Beine in Jeans blickte.
„Genug gekuschelt", drang Venoms Stimme an mein Ohr und ich erkannte seinen Duft.
Es dauerte einen Moment bis ich mich orientiert hatte. Hatte er mich gerade auf seine Schulter geworfen? Als wäre ich ein Sack Kartoffeln?
*Was soll das?*, knurrte Jack nicht sonderlich begeistert und erhob sich, ehe er die Lefzen bleckte.
„Sie gehört jetzt mir Welpe", gab Venom nüchtern von sich und plötzlich bewegten wir uns von Jack weg, der unzufrieden knurrte, aber stehen blieb. Warum blieb er stehen und zog den Schwanz ein?
„Lass mich runter", forderte ich verärgert. Was dachte sich dieser Typ?
„Nö", war die einfache Antwort, die mit einem Lachen hervorgebracht wurde und ich schnaubte.
„Du hebst dir noch einen Bruch mit mir", versuchte ich, doch Venom lachte erneut.
„Ach Quatsch du bist doch ganz leicht."
Auf diese Bemerkung konnte ich nur erneut schnauben: „Du drehst es dir aber auch wie du es brauchst oder?"
Venom lachte und ich spürte wie sein ganzer Körper vibrierte. Es war wirklich sehr ungewohnt so über seiner Schulter zu hängen. Er hatte mich zwar schon einmal getragen, aber das war etwas anderes gewesen. Da hatte ich auf seinem Rücken gesessen und nicht gehangen.
„Wann lässt du mich wieder runter?", fragte ich, weil der Verrückte mit mir auf die Schule zu steuerte. Ich wollte nicht, dass die anderen mich so sahen. Das war irgendwie peinlich.
„Wenn wir da sind", verkündete er und ich verdrehte die Augen.
„Wo ist da?", wollte ich nicht gerade begeistert wissen.
„Das wirst du sehen."
Na Danke! Wunderbar hilfreich wie immer dieser Kerl! Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig, also blieb ich hängen, während ich immer wieder versuchte mich auf zu richten, damit ich etwas sehen konnte. Allerdings bemerkte ich nur, wie er mich zu Sarah ins Büro schleppte.
Diese sah verwundert von ihrem Schreibtisch auf und öffnete den Mund, als würde sie etwas sagen wollen, schüttelte dann aber nur den Kopf. Eine wirklich eigenartige Reaktion. Eine ähnliche hatte Jack auch gezeigt. Als würden sie Venom nicht wiedersprechen wollen. Eine beängstigende Vorstellung!
„Ich entführt Aurora für ein paar Stunden", verkündete Venom gut gelaunt.
Na wenigstens informierte er Sarah! Aber warum nicht mich.
„Bring sie heil zurück", murmelte unsere Direktorin nüchtern, als wäre das hier ganz normal für sie. Ich bildete mir auch ein, ein Lächeln auf ihren Lippen zu sehen.
Dann tanzten plötzlich Farben vor meinen Augen und ich keuchte erschrocken auf. Kurz darauf blendete mich grünes Licht und Venom setzte mich reichlich unsanft auf den Boden ab. Doch dieser war weich und irgendwie roch es nach Wald.
Ich hob den Blick und mein Mund klappte auf. Vor mir erstreckte sich eine Welt, die komplett in dieses merkwürdige, grüne Licht getaucht war und scheinbar nur aus Bäumen bestand. Oder etwas in der Art. Bei genauerem Hinsehen waren es Wohnungen und Geschäfte, die in Form von Bäumen erbaut waren und alles wurde überspannt von einer riesigen grünen Kuppel, als befänden wir uns in einer Baumkrone.
„Willkommen in der Stadt der Feen", lachte Venom und ich konnte nur weiter mit offenem Mund in die Gegend starren. War das hier die magische Welt? Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Da flogen tatsächlich schimmernde Wesen mit glitzernden Flügeln durch die Luft!
„Ich hatte mir Feen immer kleiner vorgestellt", war alles, was ich dazu sagen konnte und meine Stimme klang ein wenig heißer vor Aufregung.
„Sind sie auch. Wir wurden geschrumpft. Diese kleine Welt liegt versteckt in einem magischen Baum." Venom lachte laut, als ich ihn perplex anstarrte. Die Art wie er dies sagte, wirkte irgendwie so ungezwungen, als hätte er es bereits als normal abgetan. Doch für mich war es das nicht. Würde es dann jemals sein? Es war ja angeblich meine Welt in der ich geboren war, doch ich fühlte mich hier so fremd.
Das mit der magischen Welt und der Magie bekam ich immer noch nicht richtig auf die Reihe. Irgendwie wollte sich das Gefühl, dass das hier real war, nicht einstellen und ich dachte die ganze Zeit, dass ich bald aufwachen müsste. Aber ich tat es nicht.
„Ich hab dich noch nie sprachlos gesehen und dabei ist es nicht mal das, was ich dir zeigen wollte", erklärte mir Venom mit einem bissigen Unterton und ich riss nur widerwillig meinen Blick von der unglaublichen Landschaft und blickte fragend zu ihm. Was wollte er mir denn zeigen?
„Komm mit", wies er mich an und führte mich zu einer Treppe, die aus Blättern gemacht zu sein schien. Ab und an fand ich ein paar Blumen in dem Grün, die ein sanftes Licht abgaben. Es war so unendlich faszinierend und so viele neue Eindrücke, dass ich gar nicht wusste, wo ich als erstes hinsehen sollte. Da war eine Art Blätterhügel, aus dem gerade Etwas huschte, das Ähnlichkeit mit einem Fuchs hatte. Aber irgendwie auch mit einem Hasen. Aber es war groß genug, dass eine der Feen darauf reiten konnte.
Venom führte mich zu einer, nach unten geöffneten, Blume die von der Decke hing. Dort zog er an einer Liane und die Blätter der Blüte schlossen sich um uns. Dann bewegten wir uns plötzlich und sicherheitshalber trat ich ein Stück auf Venom zu. Wenn ich ehrlich war, hatte ich etwas Angst und war nervös. Das war doch seltsamer als erwartet. ein Blumenfahrstuhl?
Das war unglaublich faszinierend. Ich wollte mich in der Stadt umschauen!
„Wohin führst du mich?", fragte ich und klang ein wenig gereizt, weil ich die Gegend selbst erkunden wollte. Es kitzelte mir förmlich in den Fingern! Alles hier war so neu und anderes!
„Nicht so ungeduldig", lachte Venom und der Fahrstuhl hielt. Für mich war eine gefühlte Ewigkeit vergangen, denn die Neugier hielt mich voll im Griff. Bevor ich jedoch hinaus stürmen könnte hielt mich Venom am Kragen fest. Zum Glück, denn dort wo ich raus wollte, war kein Boden! Schlucken trat ich einen Schritt zurück. Das war knapp.
„Das ist der Ausgang für fliegende Wesen", lachte Venom, auch wenn sein Lachen schon die ganze Zeit einen düsteren Unterton hatte. Mürrisch wandte ich mich zu ihm.
„Wo lang?", fragte ich, da ich vermeiden wollte, vielleicht doch noch irgendwo herunter zu fallen und Venom deutete auf einen Pfad, der aus Blättern zu bestehen schien. Er war recht schmal und wirkte eher wie ein provisorischer Übergang. Nicht gerade vertrauenerweckend. Dennoch folgte ich Venom langsam. Ich war nur froh, dass ich nicht unter Höhenangst litt. Zumindest nicht so sehr. Ich konnte nicht leugnen, dass ich mich ein wenig unwohl fühlte, doch ich versuchte es zu verdrängen.
Venom führte mich auf etwas, das aussah wie eine weitere Baumkrone nur dass wir dieses Mal oben drauf standen und an einigen Bereichen hinab blicken konnten.
„Und jetzt pass auf", sagte er und zog sich das Oberteil aus. Was zur Hölle war heute mit den Kerlen los? Warum zogen sich alle vor mir aus? Bekamen sie dafür irgendwas kostenlos, oder wie?
Aber anders, als bei Jack konnte ich hier nicht weg blicken. Im Gegenteil. Ich starrte ihn förmlich an, denn seine Haut auf der Brust hatte einen leichten Grünton. Und es wirkte wie Schuppen.
Überrascht machte ich einen Satz zurück, als ich bemerkte, dass sich die Schuppen auf Venom Brust ausbreiteten. Außerdem wuchs er ganz schön. Er war schon jetzt sicher über zwei Meter groß!
Ähnlich wie Jack verformte sich auch sein Körper. Mit dem kleinen Unterschied, dads ich plötzlich einem giftgrünen, riesigen Drachenauge gegenüberstand! Mein Mund klappte auf. Ja natürlich Venom war ein Drache, aber dass...
Mir fehlten regelrecht die Worte. So erstaunt und fasziniert war ich. Und ich hatte einen gehörigen Respekt, denn Venom war vielleicht 3 Meter hoch und seine Flügel riesig. Außerdem war er unglaublich schön.
Ich wusste nicht genau warum, aber diese Form von ihm sprach mein weibliches Interesse an wie es bisher noch kein Mann getan hatte. Sacht streckte ich die Hand aus und berührte seine weichen Nüstern. Venom schloss die Augen und ich spürte die Wärme seiner Haut. Es erinnerte mich an die Begegnung mit Aurelania. Venom schlug seine Augen wieder auf und blickte mir entgegen. „Los aufsteigen."
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Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~
FantasyIch habe mich schon immer gefragt, was manche Leute dazu brachte, dumme Dinge zu tun. Jetzt weiß ich es, denn das hier war eindeutig dumm. Anders konnte ich es mir nicht erklären, warum ich mich auf diese blöde Idee einließ, auch wenn sie von mir ka...