Kapitel 25

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Ich lief schnell in mein Zimmer, um mich ebenso schnell meiner Morgenroutine zu widmen und nachdem ich aus der Dusche wieder heraus trat, trocknete ich mir das Haar, ehe ich es föhnte Dabei war ich ein wenig ungeduldig, auch wenn ich nicht genau sagen konnte, warum. Mein Blick glitt immer wieder auf meine Armbanduhr und ich hibbelte von einem Bein auf das andere, während ich mir versuchte die Haare zu trocknen. Vielleicht hätte ich sie einfach nicht waschen sollen! Dann hätte ich jetzt Jack schneller folgen können.

Vielleicht war es ein wenig gemein, aber jetzt, wo ich alleine war, kamen die Erinnerungen an den Traum und damit auch die Angst zurück. Daher wollte ich zu Jack. Diesem war es gestern so schön gelungen mich davon abzulenken und ich genoss seine Gegenwart. Also wollte ich mich vor dem Unterricht noch einmal mit ihm treffen. Nur wurde das ein wenig spät, wenn ich noch etwas essen wollte.

Konnten meine Haare nicht endlich trocken sein?

Verärgert legte ich schließlich den Föhn zur Seite, nahm mir eine Bürste und kämmte mir die halb nassen Haare, ehe ich das braune Zeugs zu einem festen Zopf flocht. So konnten sie trocknen, ohne dass es allzu schrecklich aussah.

Nicht zufrieden, aber in Eile zog ich mir noch etwas an und verließ dann mein Zimmer. Dabei achtete ich kaum auf Aurelania, die aus dem Spiegel nach mir rief.

Ich riss gerade die Zimmertür auf und keuchte erschrocken auf, ehe ich mit Meggy kollidierte, die vor meinem Zimmer stand und wohl gerade klopfen wollte.

Sie gab einen überraschten Laut von sich und dann versuchten wir beide das Gleichgewicht zu halten, ehe wir zu Boden gingen.

„Verdammt! Das tut mir so leid", sagte ich und versuchte mich zu orientieren. War ich wirklich so hektisch gewesen, weil ich vor den Erinnerungen wegrennen wollte? Das war selbst für mich ungewöhnlich, doch dieser dämliche Traum riss auch die Türen zu anderen Erinnerungen auf. Ich hatte dieses Monster schon einmal gesehen, doch ich wollte nicht daran denken, wann das gewesen war.

Schon allein diese leichte Erinnerung trieb mir Tränen in die Augen, doch ich blinzelte sie verärgert weg und suchte stattdessen Meggy.

Diese saß ziemlich verwirrt am Boden und strich sich eine ihrer blonden Strähnen aus dem Gesicht. Ihr Blick ein wenig irritiert auf mich gerichtet. Dann lächelte sie ganz leicht. „Ich stand im Weg", meinte sie und ich schnaubte.

„Quatsch! Ich hätte besser aufpassen müssen", fuhr ich sie unwirsch an, was ich überhaupt nicht wollte, doch ich konnte meine Gefühle kaum im Zaun halten.

Schnell, um diesen Moment zu überspielen und nicht einen auf Venom zu machen, erhob ich mich und reichte Meggy die Hand. „Tut mir leid", erklärte ich und versuchte meine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bringen.

Erneut strich sich Meggy eine Strähne aus dem Gesicht, ehe sie meine Hand packte und ich sie hochziehen konnte, bis sie wieder stand. Sie war unglaublich leicht!

„Du wirst ein wenig... gerädert", sagte sie langsam und musterte mich besorgt. Ich griff mir an den Kopf und fuhr durch den leichten Pony.

„Schlecht geträumt", erklärte ich, doch ihr Blick verriet mir, dass sie mir nicht ganz glaubte. Es war eben nur die halbe Wahrheit und sie schien es zu spüren. Doch sie sagte nichts und ich würde es auch nicht.

„Ich wollte dich zum Frühstück abholen, weil du spät dran bist", sagte sie und wirkte unschlüssig. Ihre Finger spielten mit ihrer Schuluniform und ihre Füße schabten ein wenig über den Boden. Das war so niedlich!

„Aber dann bist du auch zu spät", sagte ich blinzelnd und ein wenig verwirrt über diese Entscheidung, mich trotz der späten Stunde abzuholen und wohl auch zum Essen zu begleiten.

Meggy schenkte mir ein lächeln. „Dann kommst du nicht alleine zu spät, das ist angenehmer", erklärte sie mir und ich musste tatsächlich lächeln.

Wie süß und naiv sie war! Ich konnte gar nicht anders, als weiter zu lächeln, während ich ihr folgte.

Es stellte sich heraus, dass auch sie noch nichts gegessen hatte und so setzten wir uns ohne Hast an einen der Tische und begannen in Ruhe zu frühstücken. Es dauerte nur eine viertel Stunde, als auch Jack bei uns auftauchte und für sich entschied die erste Stunde auch zu schwänzen. Auch wenn das nicht unser Ziel gewesen war, doch so wie wir aßen würden wir mit Glück vielleicht noch zu den letzten zehn Minuten kommen. Zumindest dann, wenn wir uns jetzt nicht beeilten.

Das Schöne an dieser Schule war, dass man nach den Gründen gefragt wurde und nicht sofort zurecht gewiesen. Es sei denn die gründe bestanden aus: Ich hatte keine Lust. Dann wurde man natürlich darauf hingewiesen, dass es wichtig war zur Schule zu gehen, doch im Grunde hatten wir keinen Druck. Ich wusste warum, denn mittlerweile war mir bewusst, dass dies weniger eine Schule und viel mehr eine Art Auffangstelle für unsereins war.

„Ist euch auf aufgefallen, dass gerade eine große Fluktuation von Statten geht?", fragte Jack und ich wunderte mich kurz über das Wort, das er benutzt hatte, ehe ich ihn fragend ansah.

„Was meinst du damit?", wollte ich wissen und legte den Kopf schief.

Jack zuckte die Schultern. „Es ist nicht neu, dass einige Schüler wieder gehen, weil sie sich hier nicht wohl fühlen, doch in letzter Zeit sind es unglaublich viele", erklärte er, was mich nachdenklich machte. Waren sie wirklich gegangen, oder waren sie vielleicht dem Wesen zum Opfer gefallen, von dem ich geträumt hatte? Schnell schüttelte ich den Kopf. Nein das war es nicht. Es war nur ein Traum. Dennoch gab es laut Sarah eine Bedrohung für die magischen Wesen.

„Wie kommst du darauf?", fragte Meggy nun ganz leise und blickte von ihrem Rührei auf.

„Aus meinem Kurs fehlen schon acht Schüler und viele davon waren letztes Mal noch da", erklärte er und schüttelte den Kopf. „Ich glaube ja es liegt an dem neuen Lehrer", sagte er verheißungsvoll und ich blickte auf, da ich mich meinem Essen wieder gewidmet hatte. Doch nun hielt ich inne und verengte die Augen.

„Ein neuer Lehrer?", fragte ich skeptisch und Jack nickte.

„Ja. Er passt hier gar nicht rein. Die meisten Lehrer lassen sich mit Vornamen ansprechen, sind freundlich und für die Schüler da. Selbst Brom der Hausmeister ist so. Aber der Neue...", hier schüttelte er den Kopf, als könne er es gar nicht glauben. „Er ist unglaublich arrogant und gemein. Er tadelt einen ständig, selbst wenn man nur mal mit dem Buch zu laut ist."

Das konnte ich mir kaum vorstellen. Das passte hier nicht hinein. Da hätte Sarah bestimmt etwas dagegen gesagt. Die Frage war also, warum war hier?

„Das finde ich sehr seltsam", bemerkte ich murmelnd und erhielt die Aufmerksamkeit von Jack und Meggy. Jack war anzusehen, dass er ähnliches dachte wie ich. Es würde bestimmt interessant werden, wenn wir dem Grund dafür auf die Spur gingen.


Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt