Kapitel 41

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Der Marktplatz war, trotz früher Morgenstunden, wirklich sehr belebt. Es wurde bereits eine Bühne aufgebaut und jeder schien irgendwie aktiv zu sein. Sogar Venom. Er half gerade dabei einige Gerüste für die Bühne herum zu tragen.

Es waren mehrere Tische aufgestellt und es gab einige Stände wo man Essen und Trinken kaufen konnte. Alles erinnerte mich an die Dorffeste, oder kleinen Stadtfeste, die ich als Kind so gemocht hatte. Damals, als noch nicht alles so kompliziert war.

Was mich allerdings wunderte war, dass man erst jetzt damit begann die Bühne und die Stände aufzubauen. Sollte nicht heute Abend schon das Konzert, oder eher der Contest stattfinden? Wo saß eigentlich die Jury?

Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, dass ich gar nicht genau wusste, wie alles ablaufen sollte. Ich hatte mich überhaupt nicht kundig gemacht und alles einfach so hingenommen.

Mein Blick glitt umher und ich bemerkte Freya, die etwas am Rand stand und scheinbar das Ganze beaufsichtigte. Sie rief immer mal wieder jemanden etwas zu und ab und an kamen auch Dorfbewohner zu ihr und fragten sie.

Gerade, als ich auf sie zugehen wollte, sah ich Venom, der ebenfalls auf sie zulief. Ich blieb stehen und blickte beide abwartend an. Von meiner Position aus wurde ich hoffentlich nicht so leicht gewesen.

Venom reichte ihr ein Glas und Freya lächelte ihn dankend an. Dann beugte er sich hinab und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Erneut lachte sie und ich spürte, wie Eifersucht in mir aufstieg. Warum war Venom ihr gegenüber so?

Ich biss mir auf meine Unterlippe und drehte meinen Blick weg. Was war das auf einmal? Warum fühlte sich so? Wie war es dazu gekommen, dass ich mich jetzt verletzt fühlte? Fast schon verraten? Lag das an diesem dämlichen Kuss? Hatte ich mir unterbewusst vielleicht mehr gewünscht?

Verärgert stapfte ich davon, in der Hoffnung meine Gedanken vielleicht irgendwie anderes ablenken zu können.

In der Hoffnung bei Daliah ein wenig Ablenkung zu bekommen, suchte ich die Umgebung nach ihr ab und entdeckte sie auch recht zügig. Als ich jedoch auf sie zulaufen wollte, hielt ich erneut inne. Kian war in ihrer Nähe und beide standen an einem kleinen Tisch, mit einem heißen Getränk und lachten.

Na wunderbar! Waren denn hier überall nur Pärchen? Ich wollte die beiden wirklich nicht stören! Und da ich generell nicht wusste, was ich hier machen sollte, entschied ich mich dazu erneut in den Wald zu stapfen und mich umzusehen.

Als wir hierhergekommen waren, hatte ich weite Felder gesehen, die voller Weizen, Mais und Hafer gewesen waren. Jetzt begann ich darüber nachzudenken, wem diese wohl gehörten. Das Dorf wirkte zwar so, als wäre es landwirtschaftlich tätig, doch irgendwie war mir bisher kein großes Bauerngut aufgefallen, das sich um solche Felder kümmern konnte.

Verwirrt über mich und meine Gedanken hielt ich an einem umgekippten Baum inne und ließ mich darauf nieder. Mein Blick glitt umher.

Von oben fiel grünliches Licht durch die Baumkronen und ich konnte den Duft von Moos und Farnen riechen. Es fühlte sich gut an und so schloss ich meine Augen, um zu lauschen und mich zu entspannen.

Gefühlt saß ich nicht einmal fünf Minuten, als ich Aurelanias Stimme hörte. Sie schreckte mich nicht auf, wie sonst, obwohl ich sie lange nicht mehr gehört hatte.

*Spürst du das auch?*, fragte sie und ich war mir sicher, dass nur ich sie verstehen konnte.

Ein wenig irritiert runzelte ich die Stirn und versuchte herauszufinden, was sie meinte. Ein Gefühl beschlich mich schon die ganze Zeit, doch ich wusste nicht genau, was es war. Als wäre hier etwas nicht, wie es sein sollte. Als wäre etwas aus dem Gleichgewicht. Aber wieso spürte ich so etwas.

Jetzt, wo ich mich darauf konzentrierte, war es wie ein leichtes Ziehen.

„Was genau meinst du?", fragte ich leise und hörte weiter den Geräuschen des Waldes zu und tat so, als würde es mich nicht interessieren.

*Dieses Gefühl von... Dunkelheit und Kälte*, versuchte sie scheinbar ihre Gefühle zu erklären. Ging es ihr wie mir und sie spürte etwas, konnte es aber nicht deuten?

„Was könnte das sein?", wollte ich wissen, denn obwohl es um Magie ging, sah ich hier drin meine Chance mich abzulenken.

*Eine gute Frage. Wollen wir dem Gefühl nachgehen?*, fragte sie unsicher und ich seufzte. Manchmal war ich mir nicht sicher, ob ich es gut heißen sollte, dass sie ständig mit mir Kontakt aufnehmen konnte, oder nicht. Ich war nur froh, dass sie meine Gedanken scheinbar nicht lesen konnte.

„Na gut", murmelte ich und erhob mich von meinem Platz, ehe ich meine Augen wieder öffnete.

Für einen Augenblick sah ich ein Meer aus Grün durchzogen mit schwarzen, zähflüssigen Linien, die irgendwie ölig wirkten. Dann war plötzlich wieder alles normal. Das grün der Blätter und das Braun der Baumstämme. Keine seltsamen, schwarzen, öligen Linien mehr.

Irritiert blinzelte ich und versuchte mich zu orientieren.

Ich fand den Weg, der mich wieder zurück ins Dorf bringen würde, aber das war nicht die richtige Richtung. Dieses Ziehen kam definitiv von der anderen Seite. Es zog mich förmlich weiter in den Wald hinein.

Obwohl mir ein wenig mulmig zu Mute war, entschied ich mich diesen Pfad zu folgen. Ich war wirklich gespannt, wo er mich hinbringen und was mich erwarten würde.


Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt