Kapitel 29

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„Ich möchte jetzt alleine sein", sagte ich mit zitternder, leiser Stimme, auch wenn ich nicht wusste, ob Kian mich hören konnte.

Er blickte mich an und zögerte. Dann erhob er sich langsam und musterte mich mit einem nachdenklichen Blick. Wahrscheinlich gefiel es ihm nicht, mich hier alleine zu lassen, doch ich wollte einfach meine Ruhe. Wollte mich ausweinen, ohne dass mir jemand dabei zusah! Es tat so verdammt weh!

Ich rollte mich auf der Bank zusammen und versteckte meinen Kopf zwischen meinen Knien. Kian blieb eine Weile stehen, doch schließlich hörte ich, wie seine Schritte verschwanden und ich widmete mich meinem Knoten im Herzen, während ich das Gefühl hatte zu ersticken. Dabei hatte ich das Bedürfnis mich von der nächsten Klippe zu stürzen und dem Ganzen einfach nur ein Ende zu setzen.

„Du kannst hier nicht liegen bleiben", erklang eine recht verärgerte Stimme, die nicht Kians war.

Ich schluckte und blickte mit verweinten Augen auf. Es war dunkel geworden und durch die Tränen in meinen Augen erkannte ich meine Umgebung kaum.

Eine warme Hand griff nach mir und ich spürte, dass ich völlig ausgekühlt war. Doch es war mir egal. „Lass mich", sagte ich schwach, erhielt aber nur ein sehr bekanntes Schnauben.

„Damit du hier fest frierst?", fragte Venom und zog an meinem Arm, bis ich saß.

Ein wenig verstört blickte ich zu ihm auf und weigerte mich, aufzustehen.

„Wie ein störrischer Welpe", zischte Venom und zog erneut, bis er mich auf den Beinen hatte. „Los jetzt, sonst erfrierst du hier draußen, es ist sau kalt in der Nacht", erklärte er und zog mich hinter sich her.

„Lass mich in Ruhe, ich will nicht", rief ich und begann mich heftig zu wehren, als wäre er gerade dabei mich gefangen zu nehmen, oder ähnliches. Ich wusste nicht genau, warum ich so reagierte, aber irgendwie musste der Schmerz und die Wut, die sich in mir gebildet hatte, raus. Ich war unglaublich sauer, weil ich den magischen Wesen die Schuld dafür gab, dass meine Eltern nicht mehr da waren, auch wenn das nicht sonderlich rational war. Es war mir egal. Ich bedachte ihn mit Schimpfwörtern und Flüchen, in der Hoffnung er ließ mich endlich los.

Venom löste sich von mir und kratzte sich am Hinterkopf, während er mich musterte. Dann schüttelte er den Kopf. „Was zu Hölle ist denn bei dir kaputt, du bist ja ein richtiges kleines Biest", stellte er fest und klang auch noch belustigt. Das ärgerte mich so sehr, dass ich den Mund leicht öffnete, um ihn weitere Schimpfworte an den Kopf zu werfen, als er sich vorbeugte und ich erstarrte. Es dauerte einen unendlichen Moment, ehe ich verstand, dass er gerade eben seine Lippen auf meine gepresst hatte und seine Hand an meinem Hinterkopf gelegt hatte.

Seine warmen, weichen Lippen nahmen mein Denken ein und ich konnte seinen Duft wahrnehmen.

Mein Körper entspannte sich und meine Schulter, die angespannt waren, sackten nach unten, während meine Augenlider sich schlossen und ich den Kuss genoss, den er mir bot.

In mir schien etwas zur Ruhe zu kommen und die Schmerzen klangen ein klein wenig ab.

Dann löste sich Venom von mir und ich schlug die Augen auf, um zu ihm hoch zu blicken.

„Na endlich bist du ruhig", gab er von sich, ehe er mich erneut packte und mit sich zog.

Überrumpelt stolperte ich ihm hinterher.

Was war hier gerade geschehen? Mein Kopf füllte sich mit Bildern von Venom und ich konnte an kaum etwas anderes, als an den Kuss denken.

So bemerkte ich auch erst recht spät, dass wir auf den Weg zu meinem Zimmer ware und er es irgendwie geschafft hatte sich meinen Schlüssel aus meiner Rocktasche zu stibitzen und nun meine Tür aufschloss.

Dann schob er mich hinein.

„So und jetzt ab unter die warme Decke", erklärte er und ich blieb unschlüssig im Raum stehen, während ich das Gefühl hatte mein Gehirn hätte sich abgeschaltet.

Da ich nicht reagierte, seufzte er, ehe Venom auf mich zukam. Verwirrt blickte ich zu ihm hoch, als er auch schon begann an meiner Schuluniform zu zupfen. „Ausziehen", befahlt er und ich blinzelte reichlich verwirrt.

„Hä?", machte ich nicht sonderlich geistreich und Venom seufzte erneut.

„Ausziehen und dann husch ins Bett", sagte er erneut, was mich reichlich verwirrte. Dann huschte ein Grinsen über sein Gesicht, ehe er sich zu meinem Ohr beugte. „Oder willst du, dass ich das für dich mache?", hauchte er hinein und ich bekam eine angenehme Gänsehaut.

Ehe ich überhaupt darüber nachdenken konnte, reagierte mein Körper auf seine Nähe und seine Wärme und ich nickte.

Venom lachte und schien sich köstlich zu amüsieren, während er mir mit zwei Handgriffen einfach das Oberteil auszog.

Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, dass er das wirklich tun würde! Das verunsicherte mich nun doch etwas und als er am Rock zog, dass dieser mit die Beine hinab rutschte, wusste ich überhaupt nicht mehr, was hier los war!

Venom schüttelte den Kopf, musterte mich eingehen und hob mich dann hoch.

Erschrocken schnappte ich nach Luft und fand mich wenig später im Bett und unter der Bettdecke wieder. Mein Blick reichlich verwirrt auf Venom gerichtet.

„So gern ich das Angebot auch angenommen hätte, aber ich falle nicht über verwirrte, wehrlose Mädchen her", erklärte er und hob die Hand, ehe er mein Zimmer verließ.

Verwirrt blinzelte ich ihm hinterher.

Was zu Hölle war denn hier los? Was das einer meiner beschissenen Träume?

Ich verstand die Welt nicht mehr!


Dragon Hill ~Verfluchte Kinder~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt