vkook | 14

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Jungkook POV

Nach dem Gespräch mit ... Wow, ich wusste nicht mal seinen Namen und vertraute ihm eine Menge an. Auch in der Sache mit Taehyung glaubte ich ihm, -wenn man es genau nahm, hatte er auch Recht. Es war etwas dumm von mir, dass ich Taehyung einfach so verurteilte. Vielleicht war er ja tatsächlich ganz nett. Na ja, ich konnte auch noch später darüber nachdenken, wie ich am besten ein Gespräch mit ihm anfing, denn jetzt musste ich erstmal zu Jimin. Der Arme hatte tatsächlich heute eine Feier von seinem Tanzkurs aus! Wirklich verstehen, warum man so dämliche Feiern überhaupt organisierte, tat ich nicht. Aber solange ich da nicht hinmusste, war mir alles Recht, -selbst meinem Hyung bei seinem Outfit zu helfen, erschien mir als okay und hilfsbereit.

Bei Jimin selbst war jedoch das völlige Chaos ausgebrochen. Er wusste schlichtweg nicht, was er anziehen sollte. Selbst nach dem ich zum 1000sten Mal gesagt hatte, ein Anzug würde schon passen, war er noch unsicher und probierte weitere Jeans-Hemd Kombinationen.

"Du bist schlimmer als alle Mädchen zusammen!", knallte ich ihm ins Gesicht, nachdem er auch sein nächstes Outfit zu Boden fallen ließ und mich mit großen Augen ansah. "Stimmt doch gar nicht, ich will nur gepflegt aussehen, nicht so wie jemand anderes hier im Raum."
Er meinte mich, wer hätte es gedacht.
"Ich wette selbst deine tollen BLACKPINK Mädels machen nicht so einen Aufstand."
"Brauchen sie auch nicht, sie haben wenigstens ausgebildete Stylisten, die einen guten Modegeschmack haben.", gab er nun von sich und zuckte leicht mit seinen Schultern. Eins musste man Jimin lassen, er wusste, wie er sich zu wehren hatte. Zumindestens mir gegenüber. Aber so leicht kam er mir nicht davon, denn wenn alles nicht mehr funktionierte: einfach seine Lieblingsgruppe kritisieren.
"So gut sehen sie jetzt auch nicht aus..."
"SAG DAS NOCHMAL.", schrie er mir schon fast entgegen. Sagte ich ja, einmal 'beleidigen' und du hattest deine gewünschte Reaktion.
"Aber du darfst meine Modekenntnisse kritisieren?", fragte ich, gespielt, verletzt.
"Tut das nicht jeder, Kookie? Da helfen dir auch die ganzen Modeblogs auf Inst... auf du-weißt-schon-welcher-Plattform nicht mehr." Es war mir zwar immer noch ein Rätsel, wie dieser Idiot mehr Abonnenten als ich hatte, aber dies versuchte ich erstmal zu ignorieren und brachte ein neues, anderes Argument mit ein:
- "Überleg mal: Ohne meiner Blog Faszination, würdest du deinen D-Boy nicht einmal kennen! Also.. sei lieber dankbar.", während ich den letzten Teil sagte, schlich sich ein breites Lächeln auf mein Gesicht. Jimin-Hyung hasste es, wenn ich mich so aufspielte, als wäre ich der Ältere -und nicht er. Nach einer kleinen Pause murmelte er jedoch, "Er ist nicht mein D-Boy" und mein Grinsen entpuppte sich als Lachen, dabei stand ich auf, um die ganzen Anziehsachen wegzuräumen, die Jimin alle nach aus seinem Schrank geholt hatte -natürlich ohne sie wieder wegzuräumen. Danach ging ich selber schnurstracks auf den Kleiderschrank zu und fischte einen Anzug heraus. Wie gesagt, ein Anzug passte doch immer.

Es dauerte zwar noch eine Weile, aber schlussendlich entschied sich mein Hyung - Gott sei gedankt - für den Anzug. Da es gerade einmal Nachmittag war und ich meiner Mutter noch versprochen hatte, bei ihr vorbeizuschauen, verabschiedete ich mich rasch von Jimin. Natürlich wollte ich auch meinen 'Plan' gegenüber Taehyung vollenden, doch das konnte ich schlecht als Grund für mein plötzliches Verschwinden nennen. Vorab, das Jimin Taehyung nicht einmal wirklich kannte, war es mir nur unfassbar peinlich zuzugeben, dass ich mit so einem etwas zu tun haben möchte. Vielleicht nicht unbedingt freiwillig, aber ausprobieren schadete doch nie, oder?

Einerseits unsicher, andererseits fröhlich betrat ich unser Café. Ich wusste schließlich ja nicht mal, ob der Rothaarige nochmal kam oder ob ich hier "unnötig" meine Zeit vergeudete. Wirklich vergeuden tat ich sie natürlich nicht, ich hatte mir extra meine Schultasche mitgebracht, damit ich vielleicht etwas für nächste Woche fertig machen konnte. Hoseok sah mich zwar, konnte aber nicht zu mir kommen. Verständlich, du konntest nicht einfach von der Theke wegtreten, wenn dort zig durstige oder auch hungrige Kunden warteten. Hach, es war toll mal nicht arbeiten zu müssen.

Ich setzte mich an einen der wenig freien Tischen und holte meine Sachen heraus. Ich fing mit Mathe an, eines der Fächer, die ich nur zum Teil beherrschte und mir deswegen immer mal wieder '+'-Punkte in Form von Extraaufgaben holen musste. Eigentlich könnte ich mich, wie die meisten meiner Stufe mit einer normalen Leistung zufrieden stellen, aber ich tats nicht. Besser gesagt: meine Eltern und Verwandten taten dies nicht. Mir war es zwar auch nicht egal, wie mein Notenspiegel aussah, aber man musste auch nicht alles auf die Goldwaage legen. Anstatt direkt anzufangen, guckte ich nach draußen. Es wurde so langsam Herbst, man sah schon viele verfärbte Blätter. Wie sie da so hangen, nur darauf warteten, dass sie irgendwann mit dem Boden Bekanntschaft machen konnten. Viele lagen schon auf den Gehwegen, es interessierte nur niemanden.
Ich liebte diese Übergangsphase mehr, als den eigentlichen Herbst. Ich liebte es, wie sich die Menschen anfingen sich auf den Herbst vorzubereiten, dabei aber den Sommer nicht aus den Augen verloren. Generell war es noch relativ warm für Ende September, man könnte bequem im Sweatshirt herausgehen, ohne dabei zu frieren. Aber ich war wahrscheinlich gerade der einzige Mensch, der sich solche Gedanken machte, deswegen widmete ich mich wieder meinem Blatt -eher gesagt: einem meiner Blätter.

Ich war so fokussiert auf meine Aufgaben, dass es mich schlichtweg nicht interessierte, als der Stuhl gegenüber von mir weggeschoben wurde und sich dort eine Person niederließ. Wahrscheinlich war nur kein Platz mehr frei und ich sah am nettesten von all den Leuten hier aus, sodass man sich zu mir setzte. Was sollte ein Schüler mit seinen Mathesachen wohl groß anrichten?
Ich schreckte hoch, als mein Gegenüber zu sprechen began: "Heute ist wohl der Papierkram dran, was?"
Das erste was ich sah, waren seine roten Haare, dann sein verschmitztes Grinsen und zum Schluss sah ich in seine dunklen Augen, die mich interessiert musterten.
Taehyung.
Überrumpelt von all dem, wusste ich nicht was ich antworten sollte und nickte langsam. Meine Augen wanderten wieder auf den Zettel vor mir und innerlich sprach ich mir Mut zu. Es konnte wohl nicht allzu schwierig sein ein Gespräch zu führen, ich durfte ihm einfach nur nicht in die Augen gucken. Ich wusste zwar von Anfang an, dass das unglaublich schwierig für mich werden sollten, - da ich in meiner Kindheit dazu gedrillt worden war, dass man seinem Partner immer in die Augen gucken sollte - aber ich musste es einfach wagen.

"Ist nur Schulkram.", murmelte ich und war schon stolz auf mich, diese 3 Worte hinter mich gebracht zu haben. "Was musst du denn machen?", fragte er nach. Es klang zwar, als war er tatsächlich neugierig und interessiert, aber ich konnte ja nie wissen. "Mathe."
"Sehr wortkarg unterwegs heute, was?", gab er lachend von sich, "Sieht dir ja gar nicht ähnlich." Ich wusste, er sprach die Situation von gestern an. Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, mir war das einfach immer noch peinlich. Das Gespräch war eine dumme Idee. Eine ganz ganz ganz ganz dumme sogar.
"Aber ich bin mir immer noch unsicher: arbeitest du nun hier oder nicht?", erst jetzt fiel mir auf; er kaute kein Kaugummi. Mit neuem Mut fing ich nun an die Untehaltung weiterzuführen: "Naja, ich bin halt der Sohn der Besitzerin. Ich muss halt manchmal aushelfen. Aber.. Wie kommt es, dass jemand wie Sie, verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, sich ausgerechnet dieses Café hier aussuchen?". Nun war ich wirklich extrems stolz auf mich, ich sah zwar die ganze Zeit über aus dem Fenster, aber ich hatte den Satz ohne Fehler herausbekommen und war sogar noch höflich!

"Hier ist ein toller Ort in der Nähe. Glaub mir, ich hätte mir dieses Café-chen niemals freiwillig ausgesucht. Aber hier gibt es nunmal eine gute Auswahl und ich spreche hier nicht vom Menü.", sagte er und sah mich provokant an. Unfähig, irgendetwas zu erwidern, legte sich mein Blick wieder auf das Blatt. Es herrschte eine unangenehme Stille, bis Taehyung aufstand und mich ansah. Das war das erste Mal, dass auch ich ihm in die Augen sah. Ein großer Fehler.
"Wir sehen uns morgen, Jungkook." und ich nickte, aus Angst, irgendetwas falsches zu sagen, hätte ich den Mund aufgemacht. Er war anscheined mit meiner Reaktion zufrieden, grinste mich noch einmal mit seinem Kastenähnlichem Lächeln an und verließ dann das Café.

Shit...

different worlds | yoonmin ; vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt