yoonmin | 7

2.5K 131 12
                                    

I try to vent my anger but I only got myself so what's the point of venting my anger
I'm scared to open my eyes everyday and start breathing

Manchmal wäre es einfacher, die Augen zu zulassen. Oder den Mund. Oder beides. Niemand kann geschehene Dinge rückgängig machen, aber jeder kann sie bereuen. Manchmal bereut man Dinge, obwohl sie nicht mal seine Schuld waren. Oder man bereut Dinge, die über einen hinaus gehen. Aber Bereuen tut weh. Es zeigt dir nur, wie dumm und schwach du bist. Was du alles vergeigst, ohne dich anzustrengen. Wem du alles zur Last fällst. Deswegen gibt es den Spruch >>Bereue nichts!<<, denke ich. Und ich denke, er kommt gar nicht von übermotivierten Supercoolen, sondern von den Leuten aus den Löchern.
~ d-boy
_____________
JIMIN
Ich hatte Tränen in den Augen. Meinen Computerbildschirm sah ich nur noch verschwommen und selbst wenn, wusste ich genau, was er geschrieben hatte. Ich hatte es so oft gelesen - immer und immer wieder. Ich hasste mich in diesem Moment. Ich hasste meine Eltern, weil sie immer genau 18:30 Uhr bis 19:30 und keine Sekunde später zu Abend aßen. Ich hasste das Internet und Jungkook dafür, mir d-boy, dessen Namen ich, wie ich schmerzhafter Weise wieder feststellte, immer noch nicht kannte, gebracht zu haben. Mich an etwas - für mich - Neues heranzuführen. An etwas, das mich mit sich nahm. Nein, nicht etwas, jemand. Gestern noch hatte ich gedacht, dieser komische Blogger wäre ein Niemand. Jemand, der mein Leben nicht durcheinander bringen sollte. Es nicht können sollte. Heute hasste ich mich für diesen Gedanken. Was auch immer in den letzten Stunden in mir vorgegangen war, ich wusste, dass ich d-boy nicht einfach weitermachen lassen durfte. Es seelisch nicht aushielt, seine Leidensberichte zu lesen. Sie zu fühlen.
Aber ich wusste auch, dass Hass nicht der richtige Ansatz war. Mit Hass konnte ich mir nicht helfen. Ihm nicht helfen. Ich stand abrupt auf, so dass mein Stuhl nach hinten kippte und scheppernd zu Boden fiel. Es gab einen Knall, aber dass war mir egal. Ich zog meine Laufschuhe aus dem Schrank und stürmte hinunter in den Flur. Vorbei an der offenen Zimmertür meines Bruders, vorbei an meinen Eltern, die Zeitung lesend, aber ohne je wirklich miteinander zu reden, immer noch am Tisch saßen und mich erstaunt ansahen. Raus an die frische Luft. Raus aus der Beklemmung, die ich normalerweise mein Zimmer schimpfte. Aber heute war nicht normalerweise. Normalerweise hatte sich verabschiedet, als ich das erste Mal d-boys Blog aufgerufen hatte.
Ich rannte los, rein in die von Laternen beleuchteten Straßen von Busan.

YOONGI
Hoseok: und? Wie ist dieser Typ so?
Yoongi: ich bin so erbärmlich, wie hältst du es eigentlich mit mir aus?
Hoseok: spinnst du?
Yoongi: wäre nichts neues...
Hoseok: Min Yoongi, was ist passiert?
Hoseok: Red mit mir!
Yoongi: ICH BIN ERBÄRMLICH
Hoseok: Red ordentlich mit mir! Du bist kein kleines Kind mehr, also drück dich ordentlich aus!
Yoongi: Ich kann einfach nichts. Nicht mal Kontakt mit Leuten, die ich noch nicht mal vor mir habe, aufbauen. Ich kann nicht mit Komplimenten umgehen und versaue deswegen einfach alles. Jetzt will noch nicht mal Jimin, der mich freiwillig angeschrieben hat, mehr mit mir reden...
Hoseok: Jimin heißt der Beste also...
Yoongi: das ist nicht hilfreich
Hoseok: na und?
Hoseok: wann hat er denn das letzte Mal geschrieben?
Yoongi: wie kannst du einfach meine Erbärmlichkeit übergehen?
Hoseok: deine Erbärmlichkeit braucht Aufmerksamkeit und ich bin nicht in der Meinung, dass sie die bekommen sollte
Hoseok: also?
Yoongi: 18:29. Gestern Abend.
Hoseok: und wann hast du geantwortet?
Yoongi: 19:01, ebenfalls gestern Abend
Hoseok: schon mal daran gedacht, dass der liebe Jimin eventuell auch Schule hat? Freunde? Hobbies? Dass er halt nicht einfach seine komplette Freizeit im Internet verbringen kann? Yoon-yoon, nicht jeder lebt so wie du
Yoongi: wäre ich gerade in einer besseren Verfassung würde ich stumpf dagegenhalten
Hoseok: bist du aber nicht...?
Yoongi: bin ich aber nicht und deswegen denke ich darüber nach, was du gerade geschrieben hast
•••
Hoseok: fertig nachgedacht? Ich hab gleich ein Vorstellungsgespräch in einem Café in dem ich gerne jobben würde...
Yoongi: so gut wie
Yoongi: denkst du, wenn ich ihn jetzt einfach so anschreibe, als wäre ich nicht aus dem letzten Loch gekrochen und meine Nachrichten von gestern Abend würden nicht existieren, er würde antworten?
Yoongi: ich wünsch dir viel Glück
^-^
Hoseok: natürlich würde er
Hoseok: auf keinen Fall sofort, aber er würde antworten
Hoseok: werd ich brauchen, danke
Yoongi: du überzeugst doch alle allein schon durch dein Lachen, also bist du auch charming genug für ein Café
Yoongi: und danke
Hoseok: man hört voneinander
Yoongi: auf jeden Fall

Yoongi: hi~
Yoongi: ich bin übrigens Yoongi
Yoongi: also, das ist mein Name
Yoongi: ehrlich gesagt, komme ich mir gerade sehr komisch vor, dich einfach so nach meinem Anfall gestern anzuschreiben und mich so komisch vorzustellen
Yoongi: im Allgemeinen wäre es wahrscheinlich wichtig für dich, zu wissen, dass ich öfter mal komisch bin und nichts dagegen machen kann.
Yoongi: ich sollte lieber erstmal auf deine Antwort warten
Yoongi: aber irgendwie ist es beruhigend, dass du das hier irgendwann mal lesen wirst, aber nicht jetzt sofort. Dass ich hier so viel brabbeln kann, wie ich will, ohne, dass es peinlich wird.
Yoongi: ich kann das noch nicht mal richtig erklären
Yoongi: ist wahrscheinlich auch egal
Yoongi: trotzdem
Yoongi: ich hoffe, dass nachher, wenn ich von der Arbeit komme, eine Nachricht von dir da ist

JIMIN
Am nächsten Tag in der Schule musste ich Jungkook erklären, warum ich ihm nicht mehr geantwortet hatte. Es fiel mir ziemlich schwer, aber er konnte es mir auch so aus dem Gesicht ablesen:
,,Es hat was mit dem d-boy zu tun, oder? Ich hätte dir lieber einen anderen Blog schicken sollen. Du bist sonst so glücklich und jetzt wirkst du so versunken...", plapperte er los, aber ich hielt abwehrend meine Hand hoch.
,,Halt die Klappe, jk!", ich lachte, doch es klang unangenehm schrill.
,,Hättest du mir einen anderen Blog geschickt, wäre ich nur halb so glücklich..."
,,Aber...!", setzte er an, doch ich sprach einfach weiter.
,,...denn auch, wenn er mir nicht wirklich aufschlussreich antwortet, so habe ich doch dieses Gefühl...", ich dachte kurz nach. Wie drückte ich mich am elegantesten aus? Jungkook sah mich abwartend, aber auch besorgt an.
,,Ich habe das Gefühl, d-boy helfen zu können! Ich...", ich kam ins Straucheln. Ich war noch nie ein Mann der großen Worte gewesen. Ich konnte besser Tanzen als Reden schwingen.
,,Ich fühle etwas.", seufzte ich schließlich. Irgendetwas in mir sagte, dass das die Wahrheit war. Eine Wahrheit, die ich nicht definieren konnte und somit viel Interpretationsspielraum offen ließ. Aber Jungkook schien zu verstehen, was ich ihm sagen wollte, denn er nickte lächelnd.

Als ich zuhause ankam - ich musste heute nicht zum Tanzen -, setzte ich mich sofort an meinen Rechner. Ich wusste nicht, was ich erwartete, vor allem nach d-boys selbstzerstörerischen Worten von gestern Abend, aber ich öffnete gespannt mein Twitter Profil. Tatsächlich war auf dem Briefsymbol eine kleine blaue eins. Diese kleine Eins ließ mein Herz schneller schlagen. Aufgeregt öffnete ich den Chat und mir sprangen unendlich viele Nachrichten entgegen. Er hatte mir geantwortet. Und zwar nicht nur einmal. Er hatte geantwortet. Und was er geantwortet hatte.
Yoongi.
Sein Name war Yoongi. Und er hatte ihn mir erzählt. Einfach so.
Ich stand auf, weil ich zu viel Energie hatte. Dann setzte ich mich wieder hin und schrieb mit laut klopfenden Herzen erst einen unfassbar langen Text, löschte ihn aber sofort wieder und tippe nur nur zwei Worte in das Chatfeld.

Jimin: Danke, Yoongi.

x-x-x
Ich glaube, viele von uns haben nicht mehr daran geglaubt, aber ich bin unglaublich stolz auf BTS. Sie haben den Preis für das Video Of The Year, Best Asian Style und Artist Of The Year gewonnen. Sie haben es sich so verdient. Worte reichen ehrlich gesagt gerade nicht aus, um meine happiness zu beschreiben.

~Nel

different worlds | yoonmin ; vkookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt