Kapitel 17

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Manu P.o.V.

Ich hörte wie die Tür sich öffnete. Als ich dorthin sah, erblickte ich PALLE!! „Palle!“, rief ich hoffnungsvoll. Mir war die Situation zwar peinlich, doch ich war froh Palle zu sehen. Zombey drehte sich wütend um und erwiderte etwas. Ich hörte jedoch nicht zu sondern nutzte meine Chance. Ich rückte ein Stück von ihm weg und löste meine Fesseln. Schnell zog ich mich an, während Palle das Monster verprügelte. Schließlich stellte ich mich neben Palle. Zombey lag zusammengekrümmt und bewusstlos auf dem Boden. Ich hörte die Flasche zu Boden fallen. Palle sah mich an. Erleichterung stand in seinem Gesicht geschrieben.

Jetzt ist der Moment! Ich beugte mich zu ihm und legte sanft meine Lippen auf seine. Er erwiderte ohne zu zögern. Ich spürte wie er seine Arme um mich legte. Nachdem der Kuss vorbei war musterte ich ihn nochmal und begann zu weinen. Er sah fürchterlich aus. „Wie siehst du aus? Was hat er mir dir gemacht?“ Palle winkte ab. Es war Zeit zu verschwinden und auch Palle war der Meinung. Er lächelte mir noch einmal zu und nahm mich an der Hand. Wir beide begannen augenblicklich zu rennen. Ich hörte wie Zombey wieder zu sich kam. „WO IST MANUEL!?! ER GEHÖRT MIR!!!“ Palle rannte noch schneller. Plötzlich spürte ich ein Kratzen in meiner Kehle. „Warte!“, krächzte ich. Meine Worte endeten in einem Hustenanfall. Ich bekam kaum Luft. Lag wahrscheinlich daran, dass ich seit Tagen meine Tabletten nicht mehr genommen hatte. Ich konnte gar nicht mehr wieder aufhören zu husten. Palle überlegte kurz und nahm mich dann hoch. Ich hustete weiter. Ich spürte wie Palle mit sich kämpfte. Seine Wunden rissen wieder auf und Blut spritzte auf mich. Ich hoffte sehr Palle würde durchhalten...

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir am Auto an. Palle warf mich auf die Rückbank. Schließlich sprang er mir hinterher. Ich zog die Tür zu und Paula fuhr mit quietschenden Reifen los. Langsam hörte ich auf zu husten. Ich warf einen Blick auf Palle und erschrak zutiefst. Er lag ganz ruhig auf der Rückbank. Sein Gesicht war totenblass. „FAHR ZUM KRANKENHAUS!“, schrie ich verzweifelt und Paula wechselte sofort den Kurs. Ich sah nichts mehr durch meinen Tränenschleier. Alles woran ich denken konnte war Palle. Wie er hier reglos neben mir lag.

Ich musterte Paula auf dem Stuhl neben mir. Wir waren vor 3 Stunden im Krankenhaus angekommen, wo Palle sofort in Empfang genommen wurde. Nun saßen wir vorm OP Raum. Paula saß auf Dados Schoß und er tröstete sie. Ich saß alleine. Wer sollte auch mit mir hier sitzen?

Ein Arzt kam aus dem OP Raum. Sein Blick war nicht unbedingt optimistisch... Er kam langsam zu uns. „Seid ihr die Angehörigen von Patrick Meyer?“ Ich nickte zaghaft und auch Paula und Dado nickten. Paula zitterte ängstlich. Ihr ging es wie mir. „Ich muss ihnen leider mitteilen, dass Herr Meyer in einem sehr sehr schlechten Zustand ist. Sein Körper ruht derzeit, er ist in einer Art natürlichem Koma. Wir müssen ihn mit Maschinen am Leben halten. Wenn er in zwei Stunden nicht aufwachen sollte, dann ist es zu spät. Mehr können wir leider nicht für ihn tun. Sein Körper muss selbst Kraft finden.“ Er sah auf die Uhr. „Jetzt ist es 22:00 Uhr. Wenn er also 24:00 Uhr nicht wach ist, dann werden wir die Maschinen abschalten.“ Ich begann zu weinen. Hoffentlich würde er aufwachen!

Der Arzt wies uns den Weg zu Palles Zimmer. Paula lief mit Maudado an der Hand zu Palles Zimmer. Ich folgte ihnen. Vor der Tür blieb ich stehen. Paula atmete ebenfalls tief durch. Schließlich öffnete ich die Tür. In mir waren gemischte Gefühle. Zum einen froh, weil wir Palle aus den Klauen von Zombey retten konnten. Zum anderen aber auch traurig, weil Palle es vielleicht nicht schaffen würde. Doch daran Durfte ich nicht denken. Ich setzte mich auf einen Stuhl an seinem Bett und sah ihn an.

Schließlich brach ich in Tränen aus. Ich wollte ihn einfach nicht so sehen! Das ging einfach nicht! Er sollte hier neben mir stehen und meine Hand halten! Mich küssen! Und gemeinsam mit mir unsere Zukunft planen! Doch würde es überhaupt eine Zukunft für uns geben?

Paula beugte sich zu ihm und gab ihm eine Umarmung. Man sah ihr an, dass sie mit den Tränen kämpfte. Schließlich rannte sie fast zu Maudado und stürzte ihm in die Arme. Die Tränen flossen wie Wasserfälle und Dado hatte Mühen sie zu trösten. „Ich gehe mit ihr Mal nach draußen!“, sagte er. Ich nickte. Mit ihr verließ er das Zimmer. Ich blieb allein mit Palle zurück.

Normalerweise fand ich es komisch mit Menschen zu reden, die im Koma lagen. Doch nun fühlte es sich richtig an. Ich begann zu reden.

„Weißt du noch unsere erste Aufnahme? Das war Bedwars, erinnerst du dich? Und dann haben wir nur noch zusammen aufgenommen. Wir wurden schnell beste Freunde. Dann haben wir uns getroffen... Auf der Zugfahrt. Du hast mich nicht erkannt bis ich dich angesprochen habe...“ Eine Träne lief mir über die Wange. „Ich bin zu Zombey gegangen und du zu Paula. Schließlich hatten wir beide einen Unfall... Kamen durch einen Zufall ins selbe Zimmer! Dann hab ich Paula gefragt ob sie mir hilft dich eifersüchtig zu machen... Das war ein Fehler...“ Ich begann heftiger zu weinen. „Du wurdest entführt und schließlich wollten wir dich retten. Daraufhin wurde ich festgehalten und vergewaltigt. Schließlich hast du mich gerettet...“ Ein Tränenschleier verdeckte mir die sicht.

Plötzlich  hörte ich Kichenglocken. Erschrocken sah ich auf die uhr. Es war 24:00 Uhr geworden.
Das Hereinkommen der Ärzte bekam ich kaum mit. Ich hörte nur wie sich mit einem piepen sämtliche Geräte abschalteten.
Ein Arzt kam zu mir. „Es tut mir sehr leid für sie... Ich lasse sie wieder allein. Damit sie in aller Ruhe  Abschied nehmen können...“ Langsam wurde das Gewusel weniger und ich war wieder allein. Diesmal ganz allein. Ich japste nach Luft. Ich brauchte Luft zum Atmen! Oder war es doch Palle den ich brauchte? Ich bekam keine Luft mehr. Würde ich nun sterben? Dann würde ich wenigstens bei Palle sein! Schwärze breitete sich um mich aus. Ich wollte dagegen ankämpfen, doch mein Körper und vor allem mein Geist waren zu schwach. Ich gab mich der Dunkelheit hin.

Ich erwachte weil ich fröstelte. Wo war ich? Ich erkannte einen weiß gefliesten Boden. Den Krankenhausboden. Nun fiel mir alles wieder ein. Ich schrie gequält auf. „Wieso müssen die tollsten Menschen so früh gehen?!? Ich liebe dich doch!“

„Ich dich auch“

Die Zugfahrt | #Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt