Kapitel 19

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Manu P.o.V.

„Ich dich auch“

Mein Kopf schnellte nach oben. Hatte ich jetzt schon Wahnvorstellungen? War ich vielleicht wirklich schon tot? Ich sah an mir herunter. Ich sah jedenfalls ganz normal aus. Also war das echt?

Ich hatte Angst. Angst davor enttäuscht zu werden. Ich erhob mich langsam vom kalten Boden. Vorsichtig drehte ich mich um und sah in das Bett. Es war alles wie vorher. Palle lag reglos da. Doch jetzt zierte ein Lächeln seine Lippen. „Palle?“, fragte ich vorsichtig. Ich lief zu dem Bett und weinte wieder, als wieder Stille einkehrte. Das Weinen war mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich für mich. Ich weinte in letzter Zeit nur noch. Egal ob Tag oder Nacht. Nach minutenlanger Stille gab ich auf. Es kam keine Antwort. ES KAM KEINE ANTWORT! Also doch eine Wahnvorstellung. Ich beschloss bald nach Hause zu gehen. Vielleicht würde ein bisschen Schlaf meine Wahnvorstellungen beseitigen.

Doch ich wollte mich noch ordentlich verabschieden. Ich beugte mich langsam über seinen Körper und küsste ihn. Er erwiderte ohne zu zögern. Warte! Er erwiderte??? Ich riss die Augen auf und trat weg von ihm. Mich blickte ein müder Palle an. „Ich liebe dich auch mein kleiner Fratz.“ Ich weinte Freudentränen. Ich dachte schon alle Hoffnung wäre verloren gewesen. Die Tür öffnete sich und Paula und Dado traten Hand in Hand ein. Paulas Haare waren zerzaust und an ihrem Hals prangte ein dicker Knutschfleck. Ich schmunzelte. Paula sah vorsichtig in das Bett. Sie begann zu strahlen. „Hi Paula!“, sagte Palle müde. Paula umarmte ihn glücklich. Erst jetzt fiel mir der Ring an ihrer Hand auf. Doch darüber würde ich später mit ihr reden. Dado kam auch an Palles Bett. Er gab Palle einen Handschlag und umarmte ihn. Schließlich traten die beiden zur Seite und Paula gähnte. „Komm, wir fahren nach Hause!“, sagte Dado. Ich nickte und wollte mich gerade von Palle verabschieden, da sah ich seinen flehenden Blick. Ich zwinkerte ihm zu. „Ich bleibe hier!“, sagte ich und Palle strahlte matt. Paula zuckte mit den Schultern und zog Dado an ihrer Hand nach draußen. Die Tür knallte zu. Ich blickte zu Palle, der vorsichtig bei Seite rückte um mir Platz zu machen. Glücklich legte ich mich neben ihn.  Aus Gewohnheit legte ich meinen Arm um ihn, doch er zuckte zusammen und zischte. Vorsichtig zog ich das Krankenhaus-Hemd nach oben. An seinem Körper waren unzählige Nähte, die seine Wunden zusammenhielten. Mit Mühe hielt ich die Tränen zurück und kuschelte mich an Patrick. Nach ein paar Minuten hob und senkte sich seine Brust gleichmäßig und auch ich driftete langsam ins Land der Träume.

Am nächsten Morgen wurde ich mit einem sanften Kuss geweckt. Ich öffnete die Augen. Ein wunderschönes braunes Augenpaar blitzte mir entgegen. Also war es doch kein Traum gewesen! Palle war wirklich wach! „Guten morgen!“, sagte Palle matt. Ich nickte. „Dir auch!“

Die Tür öffnete sich und ein Arzt kam herein. „So, wir müssen sie jetzt bitten zu gehen, die Leiche muss... Herr Meyer?“ Palle sah ihn an. „So wie's aussieht muss nichts mit der Leiche passieren. Denn hier ist keine Leiche!“, sagte ich glücklich. Der Arzt war sichtlich überrumpelt. „Wir dachten, wir hätten sie verloren!“, sagte er verblüfft. „Anscheinend haben sie sich geirrt.“, sagte Palle trocken. Der Arzt konnte kaum ordentliche Sätze bilden. Er atmete tief durch. „Sie dürfen jetzt nach Hause gehen. In zwei Wochen müssen sie nochmal vorbeikommen um die Fäden ziehen zu lassen!“ Palle nickte und erhob sich langsam. Er war noch ein wenig geschwächt, aber es ging ihm definitiv besser als am Vortag.

Hand in Hand verließen wir das Krankenhaus, wo wir sofort auf Paula und Dado trafen. Palle begann ein Gespräch mit Paula. Ich zog Dado kurz bei Seite. „Wir müssen reden Freundchen!“, sagte ich strahlend und deutete auf seine Hand. Dado begann zu strahlen und nickte. „Ja, ich bin jetzt mit Paula verlobt.“ Ich quietschte wie ein kleines Kind.  Oder besser gesagt ein Fangirl. „Oh mein Gott! Mein bester Freund wird heiraten!!“ Dado lachte und gemeinsam gingen wir wieder zurück zu den anderen, die bereits auf uns warteten. Dado küsste Paula. Wie süß die waren. Plötzlich wurde mir die Sicht von Palle versperrt, der mich auch küsste. „Was die können, können wir schon lange!“ Ich lachte los. „Da hast du Recht Palette!“ Paula löste sich aus ihrem Kuss mit Dado und deutete zu uns. Die beiden kicherten. Ich sah sie empört an, was sie nur mit einem Lachen quittierte. Ich seufzte und ging mit Palle zum Auto. Dort half ich ihm ins Auto und setzte mich ebenfalls hinein. Nun konnte alles nur noch gut werden.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir in Palles Wohnung an. Gemeinsam brachten wir ihn nach oben. Paula und Dado standen an der Tür und warteten auf mich. Ich sah zu Palle welcher mich flehend ansah. „Och bitte Mänjuel! Bleib doch hier!“ Ich überlegte und nickte schließlich. „Nagut! Ich bleibe bei dir!“ Palle umarmte mich dankend. „Dankeschön Manu!“ Ich nickte und ging zur Tür um den beiden Bescheid zu sagen. Doch die waren schon weg. Ich schmunzelte und ging zurück zu Palle. Meinem Freund. Hoffentlich für alle Ewigkeit! Und noch länger!

Die Zugfahrt | #Kürbistumor Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt