Nicht auf den Kopf gefallen

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Der Bus. Ein Transportmittel, das sowohl Vor-, als auch Nachteile mit sich bringt. Meiner Meinung nach mehr Nachteile als Vorteile, aber das sieht jeder anders. 

Ich kam gerade von meinem wöchentlichen Zeichenkurs, als ich den Bus dastehen sah. Er schien nur noch auf mich gewartet zu haben. Ich lief also auf die Vorderste der drei Türen zu, wunderte mich kurz über den jungen Busfahrer und rückte in den Gang vor. Dort griff ich nach einem der Haltegriffe. Kaum hatten meine Finger den Griff umschlossen, wurde ich schon mit einem Ruck in jemanden hinter mich gedrückt.

Ich drehte mich um, um mich mit einem Lächeln zu entschuldigen. 

"Tut mir-" Der Kerl, in den ich reingedrückt worden war, grinste dreckig und zwinkerte mir zu.

Okay, ein hässlicher, offensichtlich pädophiler, alter Mann hat dir zugezwinkert. Das ist der Moment, in dem du das Weite suchen solltest...

Ich fokussierte den nächstgelegenen Haltegriff an und lief, bedenklich schwankend darauf zu. Kurz bevor ich jedoch den Griff erreichen konnte, hielt der Bus ruckartig an und ich stolperte den Gang entlang. Schließlich fand ich mich auf dem Boden wieder. 

Ich wollte und konnte nicht aufstehen. Mir tat alles weh und es war einfach zu peinlich. Bestimmt wurde ich gerade von den Passagieren angestarrt. 

"Alles okay?"

Ich musste aufstehen, bevor sie noch glaubten ich sei tot, also richtete ich mich auf und klopfte mir den Dreck von den Klamotten. 

Als ich vom Boden aufsah, blickte ich in zwei wunderschöne braune Augen und war erst mal sprachlos. Bis ich bemerkte, wer das war. Es war der Busfahrer. 

"Wissen Sie was Sie da tun? Haben Sie überhaupt einen Führerschein? Wenn, dann sollte man Ihnen den sofort wieder entziehen! Ich wäre gerade fast durch die Windschutzscheibe geflogen aufgrund Ihrer eigentümlichen Fahrweise!"

Alles, was er auf diese filmreife Ansprache entgegnete, war eine hochgezogene Augenbraue und dieser Satz: "Was bist du denn für eine Dramaqueen?"

"Entschuldigung?!"

"Entschuldigung angenommen", meinte er, woraufhin ich empört ausatmete. 

"Sie  sollten sich bei mir  entschuldigen!"

"Warum sollte ich?"

"Weil Sie  daran Schuld sind, dass ich hingefallen bin!"

"Ist doch nicht meine Schuld, dass du zu dumm bist dich festzuhalten!" Am liebsten hätte ich "Beamtenbeleidigung" gerufen, aber da fiel mir auf, dass ich gar keine Beamtin war. Dumm gelaufen.

"Ich sag Ihnen jetzt mal was. Wenn Sie Streit suchen, dann gehen Sie zurück in Ihr Ghetto und legen Sie sich mit Leuten auf Ihrem Niveau an!" Ich hob demonstrativ meine Hand auf der Höhe meiner Hüfte, um ihm zu zeigen wo sich sein Niveau befand. "Und jetzt machen Sie die Scheißtür auf, damit die anderen aussteigen können!"

Ich schaute durch den Gang. Da fiel mir auf, dass der gesamte Bus unser Gespräch belauscht hatte. Was jedoch nicht sonderlich schwer war, bei der Lautstärke, in der das Gespräch stattgefunden hatte. Nervös grinsend winkte ich den Passagieren zu und richtete meinen Blick wieder auf den Busfahrer. Dieser schaute mich überrascht an.

Mit einem vielsagenden Blick erinnerte ich ihn an das, was ich zu ihm gesagt hatte. Ohne den Augenkontakt abzubrechen, drückte er einen Knopf und schon gingen die Türen auf. 

Kaum war das geschehen, ging ich nach hinten und setzte mich auf einen gerade freigewordenen Platz. Als ich in den Rückspiegel schaute, begegnete ich dem Blick des Busfahrers und sah schnell wieder weg. Kurz darauf fuhr der Bus erneut ruckartig los. Hoffentlich würde ich diese Busfahrt überleben...

A bus stop story || k.th ff ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt