Mina stieß erleichtert die Luft aus, als sie den Wald hinter sich ließen. Aus irgendeinem Grund war er ihr unheimlich. Der Wagen wurde langsamer und rollte ein lange Einfahrt entlang. Angespannt sah sie aus dem Fenster. Vor ihnen erhob sich ein riesiges Anwesen. Ein kleines Schloss, um genau zu sein. "Wow.", dachte sie laut. "Das Anwesen, genannt Shade Manor, ist seit acht Generationen im Besitz der Familie Carter.", erklärte Mr. McLean.
Schließlich kam das Auto ganz zum Stehen. Mr. McLean sprang sofort hinaus und holte Minas Gepäck aus dem Kofferraum. Er drückte ihr den Koffer in die Hand und stieg ohne weiteres wieder ein, um wegzufahren. Verdutzt starrte Mina auf das gewaltige Haus. Seufzend ging zu der Eingangstür und klopfte ein paarmal fest dagegen, das es keine Türklingel gab. Keine zehn Sekunden später wurde die Tür aufgerissen und eine ältere Frau um die Sechzig schaute ihr mit grimmig entgegen. Sie trug ein graues Wollkleid und eine fleckige weiße Schürze darüber. Ihre grauen Haare waren zu einem strengen Knoten gebunden.
"Ja?", fragte sie mit kratziger Stimme. "Hallo. Mein Name ist Mina Connor. Ich bin das neue Kindermädchen." Die Frau betrachtete sie von oben bis unten, bevor sie sie ins Innere zog. Mina fand sich Flur mit grauen Wänden und einem geschmacklosen orangefarbenem Teppich wieder. "Mitkommen.", grummelte die Frau. "Was wollten Sie überhaupt beim Personaleingang? An ihrem ersten Tag hätten Sie zum Haupteingang gehen müssen und dort auf Ihre Ankündigung warten müssen." Ankündigung? War Mina ins 18. Jahrhundert geraten? "Ich bin Mrs. Clarkson, die Köchin.", fuhr sie fort. Sie folgten dem schier endlosen Gang bis zu einer breiten Treppe, an deren Ende eine weitere Tür lag. Dahinter befand sich ein prachtvolles Foyer mit Marmorboden, roten Samtteppichen und sogar einem Kronleuchter.
Mrs. Clarkson ließ sie dort stehen. Eher Mina genauer über die Situation nachdenken konnte, tauchte eine Frau in einem dunkelgrünen Hosenanzug auf. Diese trug ihre schwarzen Haare offen. "Miss Connor?", fragte sie in demselben kühlen Ton mit dem auch Mr. McLean mit ihr gesprochen hatte. "Die Herrschaften wären bereit Sie zu empfangen." Schon stolzierte sie in ihren schwarzen Pumps in den nächsten Gang. Obwohl sie hohe Absätze trug, hatte Mina Schwierigkeiten ihrem Tempo zu folgen.
Wieder wurde sie eine breite Treppe nach oben geführt, bis zu einem großen Raum, an dessen anderem Ende nur eine einzige Tür lag. Die Dame klopfte vorsichtig dagegen. "HEREIN!", kam die herrisch klingende Antwort.
Sie drückte die Klinke nach unten und führt Mina in ein spärlich eingerichtetes Büro, nur aus einem Schreibtisch und einem Stuhl bestehend. Die Wände hatten einen dunklen Ton, genau wie der Dielenboden. Ein Fenster gab es nicht. Ein Mann in den Fünfzigern erhob, als sie eintraten. Er trug einen perfekt sitzenden, dunkelblauen Anzug. Seine schwarz-grauen Haare waren ordentlich nach hinten gekämmt und seine blauen Augen musterten Mina abschätzend. "Danke, Mrs. Fairchild.", sagte er genauso herrisch wie zuvor. Die Dame neben Mina nickte und verließ den Raum wieder. Sofort kam sich Mina wie ein Kaninchen vor, das man soeben mit einen hungrigen Fuchs in denselben Raum gesperrt hatte.
DU LIEST GERADE
Die Schöne und das Biest (Märchenadaption)
ÜbernatürlichesMina ist nicht gerade das, was sich die Welt heutzutage unter einer normalen 18-Jährigen vorstellt. Sie liebt Bücher mehr als alles andere, bleibt lieber zu Hause, als wilde Partys zu feiern und wurde noch nie geküsst. Um sich etwas fürs College daz...